Kapitel 39

2.3K 98 16
                                    

Es waren genau zwei Stunden vergangen und die Geburtstagsparty von Liam lief weiterhin in sehr ruhiger und guter Stimmung. Alles war soweit in Ordnung, aber trotzdem bedrückte mich etwas oder genauer gesagt zwei Dinge. Ein schlechtes Gewissen machte sich tief in mir drinnen bemerkbar, denn ich verheimlichte vor meinem Freund wieder etwas, jedoch wollte ich das Thema mit Fleur ungern heute Abend anreden. Es war sein Geburtstag, sein Tag und das sollte so bleiben. Eine kleine schöne Erinnerung, die es niemand wagen sollte zu zerstören, nicht einmal ich.

Außerdem bedrückte mich auch Jack, denn er war noch immer nicht anwesend. Ich wusste nicht, wo er sich befand oder warum er nicht kam, aber es machte mir wirklich Angst. Der Lockenkopf war nämlich nicht mehr er selbst und daher hatte ich ernsthafte Sorgen um ihn. So langsam fühlte ich mich, wie meine Tante Amber, aber jetzt verstand ich sie besser. Vielleicht war Jack ein Jahr älter als ich und benahm sich aus diesem Grund wie ein großer Bruder für mich, weil ich keinen hatte, jedoch kam es oft vor, dass wir die Rollen tauschten und ich plötzlich die große Schwester spielte. Im Moment war dies der Fall, aber das Problem lag darin, das ich nicht wusste, wie ich handeln musste. Was war das Richtige? Wie konnte ich ihn beschützen? Ich hatte keine Antworten darauf. Genau deshalb fühlte ich mich gerade so hilflos und verzweifelt.

"Aria?", erklang eine Stimme in meinen Ohren, weshalb ich mich fraglich zu der Person umdrehte und Liam schließlich vor mir erblickte, der mich irgendwie durch nachdenklichen Augen betrachtete.

"Ja?", fragte ich nun nach.

"Was ist los?", wollte er direkt von mir wissen und ich lächelte leicht darüber, denn er verstand nur mit einem Blick, das irgendwas nicht stimmte.

"Jack ist noch immer nicht gekommen", antwortete ich nach einigen Sekunden und man konnte deutlich die Besorgnis aus meinen Worten heraushören.

"Hast du ihm geschrieben?", erkundigte er sich.

"Ja, aber er antwortet nicht. Er hat nicht einmal die Nachricht gesehen", erklärte ich leicht deprimiert.

"Vielleicht ist er bei Fleur", vermutete Liam.

Eine große Anspannung übernahm meinen Körper, als ich ihren Namen hörte. Zudem brachte mich seine Aussage sehr intensiv zum Nachdenken, denn wenn Jack gerade wirklich bei Fleur war, dann würde sie ihm vielleicht alles verraten oder er wusste es schon bereits. Schwer musste ich bei all diesen grauenhaften Gedanken schlucken und dabei hoffte ich innerlich, dass dies nicht passierte, sonst würde er etwas Unüberlegtes tun. Leicht schüttelte ich den Kopf und wollte nicht länger daran denken, aber es funktionierte nicht und es wurde nur noch schlimmer.

Augenblicklich begannen meine Hände ein wenig zu zittern und eine große Nervosität machte sich in mir drinnen bemerkbar, die ich versuchte zu ignorieren. Ich scheiterte an dem Versuch und schloss kurz meine Augen, dabei atmete ich unbemerkt einmal tief ein und aus.

"Es ist irgendwas anderes passiert", stellte plötzlich mein Freund fest, den ich vollkommen vergaß.

"Nichts ist passiert. Denk nicht direkt negativ", lachte ich ein wenig, aber durch seine ernste Miene konnte man erkennen, dass er mir kein einziges Wort glaubte.

"Aria sei ehrlich", bat er mich.

"Liam-", setzte ich zum Sprechen an, aber wurde von einer ganz bestimmten Person unterbrochen.

"Liam!", rief im selben Augenblick Jayden nach ihm und legte seine Arme um Liam's und meine Schulter, sodass er sich perfekt abstützen konnte, um nicht hinzufallen.

Er war betrunken.

"Was?", war Liam sichtlich genervt, da er uns in einem wichtigen Gespräch störte, aber ich war erleichtert.

Der VerstandWhere stories live. Discover now