Kapitel 1

5.4K 203 34
                                    

"Jayden!", zischte ich empört.

"Was denn?", schaute dieser mich erschrocken über das Geschrei an und weitete verwundert die Augen.

"Ich will das nicht wissen", sagte ich und er schien zuerst kurz zu überlegen, bis er verstehend nickte.

"Hat es Hope nicht erwähnt?", hakte ich er nach.

"Sie hat es schon erwähnt, aber nicht so detailliert", antwortete ich und verzog angeekelt das Gesicht.

"Warum willst du mir das jetzt überhaupt erzählen?", verstand ich nicht und blickte ihn darum verwirrt an.

"Na, weil du auch meine beste Freundin bist und das erzählen sich beste Freunde eben", zwinkerte er, worauf ich ihm jetzt einen verstörten Blick warf.

"Du kannst mir gerne alles erzählen, aber bitte nicht dein Sexleben", verlangte ich und ich versuchte die unangenehmen Bilder aus meinem Kopf zu löschen.

Mein Blick wanderte nebenbei zu den vielen Menschen. Einige eilten irgendwo hin, andere waren zusammen mit ihren Freunden und in ein paar Gesichtern konnte man die negative Energie bis hierher spüren. Im selben Moment lief ein älteres Paar an mir vorbei und ich konnte sehen, wie ihre Augen vor Liebe glänzten. Das brachte mich zum Lächeln, wodurch sich mein Kopf leicht senkte und ich gedankenverloren mit meinem halb leeren Milchshake Becher spielte.

Da wir endlich unseren Abschluss hatten, waren somit Ferien. Ehrlich gesagt, brauchte ich diese zwei Monate wirklich eine Pause und ich war mir noch immer unsicher, was ich überhaupt danach machen wollte. Die anderen hatten genauso keinen Plan, daher redeten wir nicht einmal darüber und genossen die Zeit miteinander.

Jayden und ich saßen in einem Café, dabei warteten wir auf Liam, der jeden Augenblick kommen könnte. Er hatte sich heute etwas um seine Schwester Rose gekümmert und mit ihr Zeit verbracht. Hope wollte eigentlich auch kommen, aber sie wurde von ihren Eltern gezwungen zwei Tage nach London zu fliegen, um ihre Großeltern zu besuchen. Aus diesem Grund nervte mich natürlich Jayden, da seine Freundin dafür nicht anwesend war.

"Warum ist dir das überhaupt peinlich? Mit Liam hattest du es ja auch schon", sprach er weiter und wollte das Thema anscheinend nicht beenden.

"Woher-", wollte ich fragen, doch unterbrach mich selber, denn ich konnte mir schon irgendwie denken von wem er es wusste.

"Liam", murmelte ich genervt.

"Beste Freunde Ding", grinste Jayden, worüber ich nur die Augen verdrehte und ihn versuchte zu ignorieren, was natürlich unmöglich war.

"Als ob du es Hope nicht sofort erzählt hättest", meinte er und am liebsten wäre ich weggegangen, da ich nicht wollte, dass das ganze Café es mitbekam.

"Jayden", begann ich.

"Ja?", fragte dieser.

"Sei still", befahl ich, weshalb er mit einem unsichtbaren Schlüssel seinen Mund verriegelte, aber weiterhin schmunzelte, was ich nur kopfschüttelnd erwiderte.

"Du bist scheiße", lachte ich am Ende.

"Ich hab dich auch lieb", grinste er breit und kniff mir wie eine alte Oma in die Wange, worauf ich seine Hand wegschlug, da ich sowas hasste.

"Nicht gewalttätig werden", schüttelte er den Kopf und machte ein ernstes Gesicht.

"Glaub mir, das war noch gar nichts", versicherte ich ihm und konnte das Grinsen nicht unterdrücken.

"Oh ja, da hat Liam schon etwas erwähnt", machte er eine Andeutung, worauf sich mein Gesichtsausdruck änderte.

"Jayden", warnte ich ihn und im selben Augenblick setzte sich Liam zu uns, der mir einen Kuss geben wollte, aber ich wich zurück.

"Was ist los?", wurde er verwirrt.

"Was hast du Jayden alles erzählt?", wollte ich wissen und ignorierte seine Frage komplett, worauf er mich weiterhin verständnislos ansah.

"Jetzt wird's ernst", murmelte Jayden von der Seite, weswegen ich ihm einen bösen Blick zu warf und er wieder seinen Schlüssel raus nahm, um sich den Mund zu verriegeln.

"Was hast du ihr jetzt schon wieder gesagt?", wendete sich Liam an ihn und anscheinend hatte er wirklich keine Ahnung, worüber ich sprach.

"Gar nichts", tat er auf unschuldig und irgendwie bekam ich langsam das Gefühl, das er mich verarscht hatte.

"Du hast ihm also nicht die Nacht erzählt?", ging ich zur Sicherheit nach und betonte es extra, das Liam verstand worauf ich hinaus wollte.

"Was? Nein!", antwortete er.

"Es ist wirklich rührend, wie sehr du meinen Worten vertraust, Aria", sagte Jayden nun und verkniff sich ein Lachen.

"An deiner Stelle würde ich nichts mehr sagen", meinte ich daraufhin und verschränkte beleidigt die Arme vor die Brust.

"Ihr lässt mir keine andere Wahl, wenn ihr nichts erzählt! Somit habt ihr mir aber beide bestätigt, dass etwas passiert ist", erzählte er stolz und wackelte mit seinen Augenbrauen.

"Irgendwann bist du ein toter Mann, Jayden", kam Liam dazwischen.

"Ne, dafür liebst du mich zu sehr", grinste Jayden sicher, aber bei ihm wusste man nie.

"Musste Hope unbedingt weg?", verdrehte Liam die Augen.

"Leider", erwiderte ich.

"Ihr seit gemein", schmollte Jayden und entlockte mir ein kleines Schmunzeln.

Der Idiot liebte es Liam zu provozieren und obwohl er auf einer amüsanten Weise von ihm ein wenig Angst hatte, konnte er einfach nicht widerstehen. Das war aber nun mal Jayden und so liebten wir ihn alle. In dieser kurzen Zeit waren wir uns alle so nah gekommen und ich hatte Angst, das wir uns wieder verlieren könnten.

Ich wurde aus meinem Gedankengang gerissen, als plötzlich mein Handy klingelte. Zuerst dachte ich, dass es Hope wäre, doch es handelte sich um einen unbekannten Anrufer. Verwirrt ging ich dran und hielt es mir ans Ohr.

"Hallo?", fragte ich leicht unsicher, da nichts zu hören war und nach wenigen Sekunden wurde auch schon wieder aufgelegt.

"Aria?", ertönte die Stimme von Liam, weswegen ich meine Augen auf ihn richtete.

"Wer hat angerufen?", wollte er wissen.

"Ich weiß nicht. Ich glaube jemand hat sich nur vertan, weil direkt aufgelegt wurde", erklärte ich, weshalb er stumm nickte.

Nur ein falscher Anruf.

Nichts weiter.

Der VerstandWhere stories live. Discover now