Kapitel 48

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"Was ist passiert?", traute sich Hope zu fragen, da jeder still an einer Ecke stand und schwieg.

"Ace hat angerufen", antwortete ich.

"Was wollte er?", hakte Katy weiter nach.

"Er hat nicht geredet", erklärte ich und fühlte mich gerade sehr aufgewühlt wegen der Situation.

"W-Wie jetzt?", verstand sie es nicht, aber ich sprach nicht, denn ich wusste es selbst nicht.

"Wir lassen euch lieber allein", meinte Levin.

"Aber-", begann Jayden, doch weit kam er nicht.

"Wir gehen jetzt", befahl dieser bestimmend und duldete von niemanden eine Widerrede.

Den Blick richtete ich auf den Schwarzhaarigen und nickte ihm dankend zu, da er bemerkte, dass weder ich, noch Liam sprechen wollten. Alle verließen das Zimmer und als die Tür zu fiel, setzte ich mich auf mein Bett. Ich krallte meine Finger in die Bettdecke und hob den Kopf, um meinen Freund anzusehen, dessen Augen schon auf mir lagen. Der Ausdruck in seinem Gesicht sagte mir nichts, weshalb ich nicht einschätzen konnte, was er gerade dachte.

Am Ende brach er zuerst unseren Blickkontakt ab und setzte sich neben mich. Die Hände lagen auf seinem Schoß und seine Schulter hingen kraftlos nach unten. Langsam löste ich meine Hände von der Bettdecke und platzierte sie ebenfalls auf meinem Schoß, dabei schaute ich ihn erneut an. Als ob er meinen Blick auf sich spüren würde, blickte er mir direkt in die Augen und nahm mich damit fest. Ohne Grund stiegen die Mundwinkel in die Höhe, worauf seine Gesichtszüge bei meinem Anblick automatisch weicher wurden. Ich legte meinen Kopf an seiner Schulter ab und schloss meine Augen. Sein linker Arm legte sich um mich und zog mich somit näher an sich heran.

Meine Gedanken schweiften wie von selbst zu Ace, denn er brachte mich durcheinander. Ich begriff nicht, warum er nicht sprach. Wenn er nicht vorhatte etwas zu sagen, weswegen rief er mich dann an? Es konnte doch nicht nur an dieser Melodie liegen, die er uns vorspielte. Für mich ergab das keinen Sinn. Vielleicht wollte er mit mir reden, aber nur mit mir und nicht mit Liam zusammen. Ace hatte ihn nicht erwartet, wobei er eigentlich wissen müsste, dass Liam fast jede Zeit an meiner Seite war. Ich hatte eine beklemmende Vermutung, dass hier etwas komplett anderes ablief, als das, was wir erwarteten. Diese ganzen Vorfälle, die passierten, machten mich langsam verrückt und ich brauchte endlich Klarheit auf alles.

Als ich mich auf Liam wieder konzentrierte, fiel mir ein Detail auf, was ich ausgeblendet hatte. Daher richtete ich mich auf, worauf seine Augen den Weg zu meinen Braunen fanden. Ein fraglicher Ausdruck zierte sein Gesicht, doch ich verengte nur die Augenbrauen und runzelte verwirrt die Stirn. Wie konnte mir das entgangen sein, obwohl es mich schon vorher wunderte?

"Woher wusstest du, dass es Ace war?", verließ die Frage, die mich interessierte meine Lippen.

Eine Stille entstand, indem er nicht sprach und den Blick starr zur Wand vor sich richtete. Nachdenklich betrachtete ich ihn von der Seite, wie er seine Finger ineinander verschränkte, da er nicht wusste, wo er sie am besten hinplatzieren sollte. Meine Augen blieben für einen kurzen Moment an seinem rechten Daumen hängen, wo er einen silbernen Ring trug und den er nie abnahm. In derselben Sekunde begann er damit zu spielen, weshalb ich ihm ins Gesicht schaute. Er schien zu überlegen, dabei entging mir nicht, wie sein linker Mundwinkel ein wenig nach oben zuckte, doch was ich sah, verschwand schnell wieder. Man könnte beinahe denken, dass ich es mir eingebildet hätte.

"Ace seine Leidenschaft ist die Musik", begann er zu erzählen und überraschte mich mit der Aussage.

"Am Klavier liebte er es am meisten zu spielen und tut es anscheinend noch immer", fuhrt er fort, wobei er den letzten Teil des Satzes eher leise preisgab.

Der VerstandWhere stories live. Discover now