Kapitel 57

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"Was führt euch hierher?", interessierte es Dale, dabei blickte er uns erwartungsvoll entgegen.

"Wo ist Ace?", kam Liam direkt zum Punkt, was diesen auflachen ließ und den Kopf schüttelte.

"Wie kommst du darauf, dass ich dir sage, wo er sich befindet?", machte es ihn nun neugierig.

Anschließend stand er von seinem Stuhl auf und umrundete den Schreibtisch einmal. Er lehnte sich dagegen und verschränkte die Arme vor der Brust, dabei wartete er, bis mein Freund ihm eine Antwort auf seine Frage gab. Daher wanderte mein Blick zu der besagten Person, die neben mir stand und sich versuchte zu beherrschen. Man merkte ihm an, dass er angespannt war und genau das bereitete mir Sorgen. Wenn er auf Dale losging, wäre das nicht gut für ihn, denn dieser besaß die Kraft dazu ihn allein dadurch ins Gefängnis zu stecken. Mich würde es also nicht überraschen, wenn er es tat.

Meine Augen blieben an seiner Hand hängen, die zu einer Faust geballt war und gefährlich zuckte. Schwer atmete ich deshalb aus und näherte mich unauffällig auf ihn zu. Ich fasste nach seiner Hand, damit er mich nicht vergaß und nicht zu dieser Versuchung kam, die ihm wahrscheinlich durch den Kopf ging. Für einen kurzen Moment schaute er zu mir, wobei seine Gesichtszüge weicher wurden.

"Auch, wenn ich dich früher nicht oft sah, wusste ich davon Bescheid, dass du Aggressionsprobleme hast. Das dich dieses Mädchen zur Ruhe bringen kann, ist interessant", ertönte plötzlich die Stimme von Dale, der uns anscheinend stumm beobachtete.

"Dann müsstest du auch wissen, dass man mich lieber nicht wütend machen sollte", sagte dieser.

"Das weiß ich, ja", lächelte er.

"Gut, dann frage ich dich jetzt ein letztens Mal: Wo ist er?", wiederholte er seine Frage von vorhin.

"Ich weiß es nicht", antwortete er gelassen.

"Du weißt es nicht", murmelte dieser vor sich hin.

"Liam", flüsterte ich und krallte meine Fingernägel regelrecht in seine Hand damit er neben mir blieb.

"Okay", meinte er schließlich.

"Okay?", hakte Dale misstrauisch nach.

"Wir gehen", erklärte er ruhig.

Verwirrt über seine Worte blickte ich zu ihm hoch, doch dieser wirkte entspannt und das gefiel mir nicht. Warum tat er nichts? Eigentlich müsste er ausrasten und auf ihn losgehen, aber er zog mich einfach nur hinter sich her, um hier rauszugehen. Ich wollte etwas sagen, aber kein Ton verließ meinen Mund, bis er auf einmal an der Tür stehen blieb. Er ließ meine Hand los und packte mich sanft an beiden Oberarmen, sodass er mich weiter rausschieben konnte. Verständnislos schaute ich ihn an und wollte wissen, was das nun sein sollte.

"Ich muss das tun", war das einzige, was er zu mir sagte, um anschließend die Tür vor meine Nase zuknallen und sie auch noch hinter sich absperrte.

"Liam?", fragte ich verwirrt und versuchte die Tür zu öffnen, aber er hatte sie wirklich abgeschlossen.

"Liam mach die Tür auf!", schrie ich ängstlich und konnte nicht fassen, dass er das jetzt getan hatte.

"Liam!", rief ich und hörte zugleich Geräusche von drinnen, was mich nur noch panischer machte.

"Liam mach nichts Falsches", sagte ich verzweifelt vor mich hin und haute wütend gegen die Tür.

Der VerstandWhere stories live. Discover now