41. Kapitel

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41. Kapitel - Eine Ablenkung der anderen Art

Manchmal ist Ablenkung das Einzige was einen davon abhält zu schreien.

-K.M.

Lilly

Wenn mein Fuß nicht auf der Kupplung stand, wippte ich unruhig damit auf der Fußmatte. Meine Finger trommelten auf dem Lenkrad und ich kaute wieder auf meiner Unterlippe. Kyle war mir unter die Haut gefahren. Schon wieder! Seine Berührungen waren sanft gewesen, seine Augen ... tja, vielleicht hatte ich gesehen, was ich sehen wollte, aber meiner Meinung nach, stand in ihnen Verlangen.

Ich schnaubte. Ja, na klar. Wer so viele Bilder von mir malte, der verlangte mit Sicherheit nach mir, aber eher nach meinem Körper, als nach meinem Wesen. Aber was er gesagt hatte ... ich wusste auch nicht so recht. Einerseits glaubte ich, dass es eine neue Lüge war. Aber was hätte er davon? Auch wenn Kyle das Gegenteil behauptet hatte, wusste ich, dass er meinem Vater glaubte. Er war gebrochen, in dem Moment, in dem er begriffen hatte, dass mein Dad die Wahrheit sagte. Und ich hatte es gesehen. Mir fiel kein wirklicher Grund ein, warum er mich belügen sollte. Andererseits war er vielleicht einfach ein kranker Sadist. Okay ... das war unwahrscheinlich, aber die Möglichkeit bestand!

Trotzdem. Selbst wenn er die Wahrheit gesagt hätte, änderte das nichts. Er hatte ... lassen wir das. Kurz: Er hatte es sich mit mir verscherzt und mein Herz in tausend kleine Stücke zerfetzt, angezündet und den Geiern zum Fraß vorgeworfen. Alex war immer noch dabei, es wieder in Ordnung zu bringen und er war schon ziemlich weit damit. Ich würde seine Arbeit nicht gefährden, indem ich mich wieder von Kyle zu etwas verleiten ließ, von dem ich wusste, dass es eine dumme Idee war. Dennoch wollte Kyle einfach nicht aus meinen Gedanken verschwinden.

„Verdammt!", fluchte ich und schlug aufs Lenkrad.

Mein Vater, der mir schon die ganze Fahrt über immer wieder besorgte Blicke zugeworfen hatte, fuhr erschrocken zusammen und fragte vorsichtig:

„Was ist denn los?"

Ich warf ihm einen verärgerten Blick zu.

„Nichts", fauchte ich.

Mein Dad sah mich noch eine Weile von der Seite an, bis ich ihm einen Blick zuwarf, der den Tod bedeutete, wenn er nicht sofort damit aufhörte. Ich wollte nicht darüber reden. Schon gar nicht mit ihm. Er war mein Dad und abgesehen davon, wollte ich nicht, dass er von mir und Kyle erfuhr. Wenn er es nicht schon längst erahnte.

Ich parkte vor dem Haus, ließ den Motor laufen, öffnete die Zentralverriegelung und ließ meinen Dad aussteigen.

„Kommst du?", fragte er.

„Ich fahr noch mal weg", meinte ich nur und fuhr mit quietschenden Reifen davon.

Im Rückspiegel sah ich, wie mein Dad hilflos auf dem Gehweg stand und mir nachsah.


„Komm schon", murmelte ich und klingelte zum wiederholten Mal.

Eine Frau kam zur Haustür, schloss auf und ließ mich rein. Dankbar lächelte ich sie gezwungen an, ehe ich die Treppen hoch sprintete. Wieder klingelte ich. Nichts. Ich klopfte an die Tür.

„Mach gefälligst auf", fluchte ich leise.

Ich wollte erneut klopfen, als plötzlich die Tür aufging.

„Was wollen Sie denn?", fragte eine brünette Frau ungehalten.

Da sie noch alle Kleider am Leib hatte, ging ich an ihr vorbei in die Wohnung. Sie würde es schon verschmerzen. Alex stand am Herd und kochte irgendetwas. Es roch gut, aber das interessierte mich nicht wirklich. Warum das so lange gedauert hatte, bis mir jemand die Tür geöffnet hatte, fragte ich besser nicht. Aber vermutlich hatten sie gehofft, ich würde einfach verschwinden, wenn niemand öffnete. Tja. Falsch gedacht.

The New MeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt