33. Kapitel

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33. Kapitel – Ich bin auch noch da!

Eigentlich sollte man einen Menschen überhaupt nicht bemitleiden, besser ist es, man hilft ihm.

-Maksim Gorki

Jemand klingelte vollkommen unverfroren an der Tür. Murrend drehte ich mich auf die Seite. ‚Ich mag nicht! Geh weg, wer auch immer du bist', dachte ich und steckte den Kopf unters Kissen, um das nervige Geräusch wenigstens etwas zu dämpfen.

Doch es half nichts. Plötzlich klingelte es erneut, aber es war nicht die Tür. Es war mein Handy, das nervtötende Ding. Warum gab es so etwas überhaupt? Richtig, die Menschen hatten keine Lust mehr auf Briefe und persönliche Treffen gehabt. Unbeholfen tatschte ich durch die Gegend, bis ich das laut singende Ding schließlich hatte.

„Ja?", murmelte ich.

„Hey. Machst du auf?", fragte ein belustigter Alex.

Alex! Scheiße, den hatte ich vollkommen vergessen.

„Ich komme", sagte ich und sprang auf.

Mein Kreislauf machte kurz schlapp, weshalb ich mich für einen Moment an dem Bettpfosten festhielt. Nachdem der Schwindel verflogen war, wollte ich schon zur Tür laufen, als mein Blick auf mein Spiegelbild fiel. Erschrocken blieb ich stehen. Ich sah definitiv leicht zerstört aus. Was sollte ich sagen, mein Schlaf war noch nie besonders ruhig gewesen.

„Ach du ...", setzte ich an, beschloss dann aber doch lieber Taten statt Worte auf den Anblick folgen zu lassen.

Schnell zog ich mir ein neues Top an, bürstete mir die Haare und rannte dann zur Tür. Alex lehnte lässig im Türrahmen.

„Na? Geschlafen?", fragte er mit einem breiten Grinsen auf den vollen Lippen.

„Nein. Wieso?", fragte ich unschuldig.

Alex griff mir in die Haare und zog eine Feder heraus, die noch trotz des Haare kämmens darin hing. Verdammter Mist!

„Du klangst so", lachte er, ehe er mit der Feder über meine Nase kitzelte und eintrat.

„Blödmann", murmelte ich und schloss die Tür.

„Schönes Haus", sagte er, als er durch das Wohnzimmer lief.

„Danke."

Grinsend blieb Alex vor dem Sofa stehen. Was war jetzt?

„Sieht gemütlich aus", meinte er mit einem anzüglichen Grinsen auf den Lippen, ehe er weiter in die Küche ging.

Einfach unverbesserlich der Kerl. Schmunzelnd folgte ich ihm und beobachtete, wie er mein Zuhause in Augenschein nahm. Es war ungewohnt, dass jemand mein Leben so genau betrachtete. Aber bei Alex fühlte ich mich dadurch weder unwohl, noch seelisch nackt. Ich wusste nicht, wie oder warum, aber er gab mir das Gefühl, als würde er den Einblick schätzen, den ich ihm gewährte.

„Und hier fabrizierst du also deine Unfälle?", fragte er und fuhr dabei mit einer Hand über die Arbeitsplatte.

Ich lachte ernsthaft amüsiert auf.

„Ja. Aber wie gesagt, mein Opfer lebt noch."

„Ich würde mich auch als Versuchskaninchen anbieten", meinte Alex.

„Jetzt wirst du aber übermütig. Denk dran, du hast es bloß in mein Haus geschafft. Mehr nicht", erwiderte ich, hob dabei eine Augenbraue und stützte eine Hand in die Hüfte.

„Heißt das, dass ich nicht in dein Zimmer darf?", fragte er und kam zu mir.

Ich musterte ihn demonstrativ von Kopf bis Fuß. Er trug eine dunkelblaue Jeans und ein enges, schwarzes T-Shirt, durch das ich sein Sixpack erkennen konnte. Ein äußerst verführerischer Anblick, das musste ich ihm lassen. Dennoch ließ ich ihn zappeln.

The New MeWhere stories live. Discover now