4. Kapitel

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4. Kapitel - Kyle

Für den Irren ist jeder Tag ein Fest!

- Sprichwort

Ein Leben ohne Feste gleicht einer weiten Reise ohne Einkehr.

- Demokrit

Irgendwie kam es tatsächlich dazu, dass ich am Abend in dem schwarzen Kleid, mit geglätteten Haaren und von meiner Freundin aufwändig geschminkten Augen, vollkommen nervös und mit einem unguten Gefühl im Magen, mit Hanna vor Matt's Tür stand. Dieser öffnete bereits leicht angetrunken die Tür.

„Oh halloooo. Kommt doch rein!", brüllte er über die laute Musik hinweg, die schon zu hören gewesen war, als wir noch einen Block weit entfernt gewesen waren.

Hanna schob mich an Matt vorbei ins Haus, das fast aus allen Nähten platzte. Überall standen oder tanzten Leute, tranken Alkohol oder prügelten sich fast, wegen banaler Dinge wie einem Bier oder wer die heißere Freundin hatte. Sah ganz danach aus, als hätte sich die Party verselbstständigt, so wie das wohl immer der Fall war. Jedenfalls, wenn ich den Erzählungen meiner besten Freundin glaubte. Das Erste, was diese tat, war, mir einen Becher in die Hand zu drücken. Skeptisch beäugte ich den Inhalt. Wer wusste schon, was da wirklich drin war und wer alles den Inhalt ‚verfeinert' hatte.

„Trink aus!", rief Hanna.

Ich schüttelte den Kopf.

„Ich muss doch fahren!", redete ich mich raus, um das Gebräu nicht trinken zu müssen.

Es stimmte ja. Wir waren mit meinem Wagen da. Mir war nämlich klar, dass Hanna nach heute Abend mit Sicherheit nirgendwo mehr hinfahren würde. Denn auch wenn ich noch nie mit ihr feiern gewesen war, kannte ich sämtliche ihrer Geschichten in voller Länge und mit allen Peinlichkeiten und Katastrophen. Nicht, dass Hanna wirklich peinlich wäre. Aber sie erzählte mir immer alles so anschaulich und lustig, dass man nicht anders konnte, als zu lachen.

„Dann nehmen wir eben ein Taxi!", versuchte sie es erneut und lachte dabei.

Ehe ich noch etwas sagen konnte, verschwand Hanna auch schon in der tanzenden Menge. Ihr gut trainierter Körper bewegte sich ausgelassen zur Musik, während sie grinsend bereits den zweiten Becher hinunterkippte. Ein Junge tanzte sie an, aber Hanna ließ ihn eiskalt abblitzen. So gerne sie einen draufmachte, so treu war sie auch ihrem Freund.

Ich für meinen Teil hielt mich lieber etwas zurück. Den Becher stellte ich nach einem weiteren musternden Blick einfach ab und ging nach draußen in den Garten. Dort lagen Einige völlig betrunken am Poolrand und ich fragte mich, wann wohl der Erste von ihnen reinfiel. Dass dies ein Spektakel für die anderen Anwesenden sein würde bezweifelte ich nicht.

Ein paar der etwas nüchterneren Gäste tummelten sich auf den Liegestühlen. Vor allem Pärchen, die sich innig küssten und noch andere Dinge taten, bei denen ich versucht war, ihnen zu sagen, dass sie sich doch bitte ein Zimmer nehmen sollten. Ich hielt aber lieber meine Klappe. Man konnte nie wissen, wie die Menschen reagierten. Besonders in alkoholisiertem Zustand. Also sah ich mich stattdessen suchend um.

Irgendwo musste es doch ein ruhiges Plätzchen geben. Als ich meinen Blick suchend umherschweifen ließ, entdeckte ich einen kleinen Pavillon, in dem sich anscheinend keiner aufhielt. Weil ich Angst hatte mir den Knöchel zu brechen, zog ich meine High Heels aus und schlenderte barfuss über das vom Rasensprenger nasse Gras zu dem weiß gestrichenen Pavillon. Seufzend setzte ich mich auf eine der Holzbänke, welche im Inneren rundherum gingen.

‚Wie hat Hanna es nur geschafft, mich mit hierher zu schleppen?', fragte ich mich müde lächelnd.

„Nicht dein Fall?", ertönte plötzlich eine dunkle Stimme.

The New MeWhere stories live. Discover now