"Hach. Der Ball wird der Hammer. Ich bin schon total aufgeregt. Es wird sogar ein gutes Buffet geben.
Die Organisatoren sind dieses Jahr echt super." Erzählte Liz und ich grinste.
Buffet klang toll.
Liz's Freude steckte an und so lief auch ich mit einem Grinsen durch die Flure.
"Ist das Kleid so toll?" Ace's Kopf tauchte von der Seite auf und ich zuckte für einen Moment zusammen.
Ich hatte ihn gar nicht kommen sehen.
"Das auch, aber nein, ich bin einfach nur froh wegen dem Ball.
Liz schwärmt schon eine ganze Weile, ich hab mich wohl anstecken lassen."
Ace hob eine Augenbraue und nickte.
"Davon gehe ich mal aus. Letztes Jahr war ein Reinfall. Und das nicht nur, weil ich da noch kein so hübsches Date hatte." Er zwinkerte mir zu.
"Um ehrlich zu sein hatte ich gar kein Date. Ich bin mit meinen Jungs dahin gegangen." Überlegte er und ich schüttelte lachend den Kopf.
"Gut zu wissen. Wegen nachher: holst du mich ab oder soll ich rüberkommen?" Lächelte ich und er lachte.
"Ich hole dich ab. Mach dich bereit. Die vermissen dich ganz schön." Ich errötete und schmunzelte.
Es fühlte sich schön an, so viele Menschen in seinem Leben zu haben, die einen wertschätzten.
Womit hatte ich das alles nur verdient?
Nervös blickte ich aus meinem Fenster auf das dunkle Haus und spielte mit meinem Kulli.
Im Moment schien alles spannender als diese blöden Mathe-Übungaufgaben.
Seufzend legte ich meinen Kopf auf dem Tisch und beobachtete die verschwommene Schrift von der Seite.
Gähnend kritzelte ich kleine Sternchen mit dem Kugelschreiber an den Rand.
"Luciana? Ace ist da." Sofort sprang ich auf und kämmte mir einmal durch die verknoteten Haare.
"Komme!"
"Hast du mich denn so vermisst?" Giggelte Ace, als wir den Weg zum Wald hochgingen.
Ich rempelte ihn an und brummte.
"Nein. Ich hatte nur keine Lust mehr auf Mathe." Kopfschüttelnd musterte er mich und lachte dann.
"Deine schulischen Leistungen dürfen aber nicht wegen dieser Sache hier leiden, ja? Immer schön lernen, meine Liebe." Grinste er und ich nickte augenverdrehend.
"Jaja, schon klar. Geh mal schneller, ich hab sie auch vermisst."
"Luciana!" Sam kam grinsend auf mich zu und schloss mich gleich in die Arme.
Ihre lilanen Haare waren schon ausgeblichen und der hellbraune Ansatz war zu sehen.
"Hab dich vermisst, du Nudel." Lächelte sie und ließ mich los.
Ich grinste sie an und nickte.
"Ich dich auch. In Kunst war es immer total langweilig ohne euch. Wann kommt ihr eigentlich wieder?"
Sam lachte.
"Wir waren gestern und heute schon, aber wir hatten ja weder Kunst noch Englisch." Erklärte sie und fuhr sich durch die Haare.
"Oh. Aber am Montag sehen wir uns dann wieder in Englisch." Sie nickte und wir gingen zu den anderen.
"Hallo, Luna. Wir haben uns seit dem ganzen Chaos nicht mehr gesehen. Wie geht es dir? Hast du noch irgendwo Schmerzen?" Cathrin bedachte mich mit einem besorgtem Blick und streichelte mir über den Arm.
"Hi... Es geht mir ganz in Ordnung, ich bin nur froh, das alles vorbei ist." Murmelte ich.
Gina hätte gewusst, dass ich log...
Aber Cathrin lächelte und nickte.
"Gut, das freut mich zu hören. Ich hatte mir schon Sorgen gemacht, wenn man bedenkt was geschehen ist." Ich presste die Lippen zusammen und spürte Ace's Hand an meiner.
Lächelnd drehte ich mich zu ihm.
"Hast du was dagegen, wenn ich ein bisschen mit Grayson, Tony und Jason in den Wald gehe? Du kannst ja hier bei Mum, Sam und so weiter bleiben." Fragend blickten mich seine leuchtenden Augen an und ich nickte schmunzelnd.
"Klar. Viel Spaß, euch."
Er drückte noch einmal meine Hand, dann verschwand er mit den drei anderen hinter der Tür.
"Ach ich erinnere mich noch an damals, als James und ich in eurer Situation waren." Begann Cathrin während ihr Blick nostalgisch zum Fenster wanderte.
Wir saßen mit Sam, Lilian und Avery am Tisch und lauschten wie Cathrin von ihrem Leben erzählte.
Neugierig lehnte Avery sich vor und stützte den Kopf auf die Hände.
Ich tat es ihr gleich.
"Bei uns gab es, den Sternen sei Dank, keinen bevorstehenden Krieg.
Nur zwei sturköpfige, eigensinnige Personen, die sich ihre Gefühle nicht eingestehen wollten.
Ich würde lügen, wenn ich sagen würde James wäre sturer gewesen, denn vor allem ich wollte nicht einsehen, dass wir zusammen gehörten.
Ich war seit Jahren in einen Jungen aus der Oberstufe verliebt und genau als James und ich uns kennenlernten, schien er Interesse an mir zu zeigen.
Also verdrängte, nun ja... ich versuchte es zumindest, meine Gefühle für ihn und kam mit diesem Jungen aus der Oberstufe zusammen.
Nach einiger Zeit, in der ich den Kontakt zu James zurückdrehte, weil mein Freund sehr eifersüchtig war, merkte ich jedoch, dass ich mich mit meiner Liebe zu dem Jungen nur selbst belog und ihn noch dazu." Sie seufzte und sah uns an.
"Es kostete mich zwar unglaublich viel Überwindung, doch ich machte Schluss mit ihm und offenbarte James meine Gefühle. Allerdings war er so verletzt von meinem Verhalten, dass er mich zunächst von sich stieß.
Erst einige Monate später kamen wir dann zusammen.
Es dauerte nicht lange und er erzählte mir von der ganzen Werwolf Sache. Zuerst glaubte ich ihm nicht und hielt ihn für verrückt, doch als dann plötzlich ein gigantischer schwarzer Wolf vor mir stand hatte ich gar keine andere Wahl, als ihm zu glauben.
Ich brauchte einige Zeit um das alles zu verdauen, aber als ich mich an den Gedanken gewöhnt hatte gefiel mir diese Magie in der Welt.
Es war faszinierend zu wissen, dass dort so viel mehr war, als wir ahnten."
Ihr Blick fiel auf mich.
Sam grinste seelig vor sich hin, als hätte sie die Geschichte schon einmal gehört.
"Und als James dies bemerkte, fakelte er nicht lange und hielt mir einen Mondstein vor die Nase." Sie lachte leise und ich schaute fragend in die Runde.
Einen Mondstein?
Was sollte das denn bedeuten?
"Oh. Luna, entschuldige. Diese Sache mit dem Mondstein ist so etwas wie ein Antrag. Nur nennen wir es nicht Hochzeit, sondern Vereinigung.
Diesen Stein kann man mit einem Ring vergleichen.
Man bewahrt ihn sein ganzes Leben lang auf und gibt ihn dann der nächsten Generation ab, wenn sich der neue Alpha und die neue Luna vereinigen.
Aus einem kleinen Teil dieses Mondsteines macht man einen Ring, der sozusagen als Ehering dient."
Beantwortete sie eine Frage nach der anderen, die in meinem Kopf aufkam.
"Und wie funktioniert diese Vereinigung? Ist das einer Hochzeit gleichzusetzen?" Überlegte ich.
Würden Ace... und ich einmal... heiraten?
Daran hatte ich kaum gedacht und wenn, dann nur scherzhaft und nicht so... ernst.
Außerdem war ich doch erst Achtzehn, doch Cath sprach so, als würde es mich bald betreffen.
Meine Hände wurden ganz schwitzig.
"Von der Bedeutung- Ja. Aber von dem Ablauf eher weniger.
Bei der Vereinigung ist der Anfang recht ähnlich, nur das er nicht in einer Kirche spielt, sondern am größten Baum des Reviers.
Ich erinnere mich noch genau an den Moment, als James und ich dort standen..." Eine Weile hielt sie inne.
"Statt einem Trauzeugen stehen dort die Oberhäupter des Rudels.
Während sie ihre Reden halten, hält das Paar den Mondstein in den Händen und jedes Rudelmitglied legt eine Mondblume vor sie.
Du denkst jetzt sicher an die Beerdiging.
Ich weiß, es ist bestimmt merkwürdig wenn man bei solch verschiedenen Ereignissen dasselbe Ritual durchführt.
Jedoch hat es auch einen Grund und eine ganz besondere Bedeutung für uns.
Sam? Erinnerst du dich noch an das, was ich dir erzählt habe. "
Sam sah auf und lächelte mich an.
"Klar. Bei der Vereinigung wirst du auch in einen Wolf verwandelt, Lucy.
Dieses Ritual wird nämlich nur bei der Vereinigung durchgeführt, wenn einer der Beiden ein Mensch ist.
Bei der Geburt eines neuen Wolfs - naja viel mehr wenn ein neuer Wolf dem Rudel beitritt- und wenn er... es wieder verlässt begrüsst einen die Mondgöttin.
Einmal wenn man Teil von dem Wolf-Dasein wird und wenn man Teil der Mondgöttin wird oder viel mehr dem Nachthimmel.
Wenn einer von uns geht, sagen wir, erscheint er als neuer Stern am Himmel." Ich nickte.
"Das klingt schön." Murmelte ich und Avery nickte lächelnd.
"Aber... Verwandelt? Wie... Wie soll das gehen? Muss man irgendetwas trinken und dann -schwupps- ist man ein Wolf?"
Cath lachte.
"Wenn es nur so einfach wäre.
Als erstes wird man von dem Partner, also dem Wolf, markiert, also gebissen.
Aber keine Sorge, das tut nicht sonderlich weh.
Was allerdings nicht so angenehm ist, ist der Teil danach.
Nach der Markierung wird man nämlich bewusstlos für etwa zwei bis drei Tage.
Bei manchen dauert es sogar nur einen, bis sie wieder aufwachen.
Und nein, man wacht nicht als Wolf auf, sondern ganz normal.
Naja, vielleicht mit ein bisschen Schwindel und Kopfschmerzen.
Wirklich verwandeln tut man sich erst beim nächsten Vollmond." Cathrin lächelte mich an und ich versuchte alles nachzuvollziehen.
Bei dem Gedanken, dass ich mich irgendwann auch in so ein Wesen verwandeln konnte wurde mir ganz mulmig.
"Wie lange hat es bei dir gedauert?" Wollte Avery von der Seite wissen.
"Bei mir hat es zwei Tage gedauert. Und danach hab ich mich wie überfahren gefühlt." Kicherte sie und strich sich die braunen, langen Haare aus dem Gesicht.
Wie sie so erzählte, mochte ich sie noch mehr.
"Aber die erste Verwandlung tut verdammt weh. Meine Güte. Das ist wohl der mieseste Teil des ganzen." Ich biss mir auf die Unterlippe und schmollte.
"Hey, keine Sorge. Es klingt schlimmer als es ist. Bei uns geborenen Wölfen ist die erste Verwandlung genauso." Meinte Sam und lächelte besänftigend.
Allerdings machte es das alles nicht wirklich besser, wenn ich ehrlich war.
"Oh je. Bald ist unsere kleine Heather dran. Ich mache mir schon irgendwie Sorgen um sie.
Ich frage mich immer wieder wie man in dem Alter solche Schmerzen durchhalten kann.
Vielleicht bin ich da etwas sensibel, aber mit Neun? Ich weiß auch nicht." Beichtete sie und ich musterte Cathrins zusammengezogenen Augenbrauen.
Das ermutigte mich nicht sonderlich, aber naja... Verübeln konnte ich es ihr nicht.
Um die Wahrheit kam ich ja nicht rum.
"Sie schafft das schon. Mach dir keine Sorgen. Wir haben es alle geschafft." Meldete sich nun auch Lilian zu Wort.
"Ihr habt Recht. Bei Ace und Collin hat es ja auch geklappt."
"Was hat bei mir und meinem Bruder geklappt?" Ertönte Ace's Stimme hinter uns und ich zuckte zusammen.
Meine Güte, konnte der sich anschleichen.
"Ace! Erschrecke uns doch nicht so." Beschwerte sich Sam und hielt sich aufgescheucht die Hand auf's Schlüsselbein.
Wir alle pflichteten ihr bei.
"Ist ja gut. Ich mach's nicht nochmal." Abwehrend hob er die Hände und grinste schelmisch.
"Es ist schon spät, Luna. Wollen wir los?"