Jenseits der Stille ✓

Par peniku

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»Mit mir kannst du alles sein. Sogar du selbst.« Isabells Stimme klang wie ein Versprechen. Meine Hand umfass... Plus

Hinweis.
- Gebärdennamen -
- Mentalität & Rivalität -
Prolog - Der erster Notruf.
2 Newsletter frei Haus.
3 Sake wa hyaku-yaku no chō.
4 Ashita wa ashita no kaze ga fuku.
5 Isogaba maware.
6 Liebe meine Welt.
7 Mit Glitzer & Realität.
8 Erzähl mir von morgen.
9 Hamburg.
10 Unser Paradies.
11 Frei, wie ein Vogel.
12 Tagesanbruch.
13 Frankfurt am Main.
14 Zum Tannenbaum.
15 Drachenzähmen für Anfänger & Trailer.
16 Der Palmengarten.
17 Verstummte Welt.
18 Sous le ciel de Paris.
19 Du und ich.
20 Weißt du noch?
21 Jenseits der Wirklichkeit.
22 Gegen die Strömung.
23 Au revoir.
24 Kummer zweiter Reihe.
25 Puh-Pasch Nebenwirkungen.
26 Two-Night-Stand.
27 Der perfekte Moment.
28 Melbourne.
29 Eine mollige Affäre.
30 Ist okay.
31 Houston, Texas.
32 Rotblondes Märchen.
33 Downtown Aquarium.
34 Chicago.
35 Die andere Seite.
36 Three-Night-Stand.
37 Zweigleisig.
38 Las Vegas.
39 Fremont Street.
40 Paris in Vegas.
41 Die letzte Nacht.
- Ein Hörgerät geht in Rente -
42 Altes neues Leben.
43 Ein anderes Gefühl von Schmerz.
44 Wie die Stille vor dem Fall.
45 Das Gewicht von Seifenblasen.
46 Wir küssen Amok.
47 Ein schöner Schluss.
48 Das Kartenhaus des Verrats.
49 Auf den Scherben unserer Welt.

1 Schmerz & Glück.

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Par peniku

┊  ┊  ┊          ★ ISABELL

┊  ┊  ☆

┊  ★




Mein Kopf dröhnte.


...


Licht flackert.


...


Ich spürte Berührungen. Sie waren vorsichtig, sanft und es fiel mir unglaublich schwer die Augen zu öffnen. Das Bild flackerte doch verschwommen erkannte ich einen Rettungssanitäter. Er sagte etwas, aber ich verstand ihn nicht.


...


Dann wurde es wieder dunkel.


...


Es wurde wärmer. Weicher.

Ich lag auf irgendetwas. Bewegung war zu spüren.


...


Mein Kopf dröhnte. Etwas drückte auf meine Brust, alles tat mir weh. Wieder war ich weg.


...


Licht leuchtete mich an, jemand tätschelte mir die Wange. Erneut flackerten meine Augen auf. Zuerst war wieder alles, als wäre ich unter Wasser. Doch dann schärfte sich meine Sicht. Als würde jemand ein beschlagenes Fenster putzen.

Ein Arzt im weißen Kittel und einer großen Hornbrille beugte sich über mich. In den Händen hielt er einen Stift, der mir in die Augen leuchtete. Ich konnte dem Licht nur schwer folgen. Seine Lippen bewegten sich, aber ich konnte sie nicht lesen. Es ging zu schnell, ich passte nicht auf und meine Konzentration knickte ein.

Abwartend sah er mich an, so als würde er etwas erwarten, aber ich wusste nicht was. Dann wandte er sich wieder um und sprach mit einer molligen Krankenschwester. Vorsichtig blickte ich nach rechts und links. Ich erkannte, dass ich in einem Untersuchungsraum war. Hässliche grüne Fliesen waren an den Wänden. Mehrere Geräte, die ich nicht kannte, umzingelten mich.

Hart schluckte ich und wollte etwas sagen: „M-Meine... T-Tasche..."

Hörte man mich?

Verstand man mich?

Von dem Arzt kam keine Reaktion. Hastig notierte er etwas, gab Anweisungen und dann machte jemand die Trage, auf der ich lag los. Sie rollte – ich rollte. Wieso ging alles so schnell?

Das Dröhnen und Rauschen meines Kopfes wurde gefühlt lauter und lauter. Orientierungslos ließ ich alles geschehen. Über mir zischten die milchige Deckenbeleuchtung des Krankenhauses vorbei wie Sternschnuppen.

Die Trage, auf der ich lag, rollte schneller. Neben mir lief der Arzt im Laufschritt mit. Er redete immer noch und ich wusste nicht mit wem. Ich wollte meinen Kopf nicht zur anderen Seite wenden, zu sehr schmerzte er.

Dann, ganz plötzlich hielt der Arzt die Trage an und ich sah aus den Augenwinkel einen Sanitäter, der etwas in den Händen hielt, es sah aus wie meine Handtasche, aber ich war mir nicht sicher. Er reichte dem Arzt etwas und ich blinzelte mehrmals.

Erst dann erkannte ich, dass er meine Patienten Identifikationskarte von MED-EL in der Hand hatte und auseinander faltete. Ich hatte diese Karte immer in meinem Portemonnaie, seid ich meine CI's bekommen hatte. Der Hersteller meiner Cochlea Implantate, MED-EL, legte mir damals ans Herz, dass ich die Patienten Identifikationskarte immer bei mir hatte, so wie einen Organspendeausweis.

Ich bemerkte, dass der Arzt erneut etwas sagte, dann reichte die Schwester an meiner anderen Seite ihm einen Block und er griff zum Kugelschreiber. Hastig kritzelte er etwas und dann hielt er mir den Block unter die Nase.

'SIᑎᗪ ᑕOᑕᕼᒪᕮᗩ IᗰᑭᒪᗩᑎTᗩTᕮ ᐯOᖇᕼᗩᑎᗪᕮᑎ?'

Ich holte schwer Luft: „Ja."

Er nickte als Zeichen, dass er mich verstanden hatte. Schließlich schrieb er weiter: 'ᕼᗩᗷᕮᑎ SIᕮ ᗪIᕮ IᗰᑭᒪᗩᑎTᗩTᕮ Iᑎ ᕮIᑎᕮᖇ TᗩSᑕᕼᕮ?'

„Nein", antwortete ich. „Die... Rolltreppe... ich..."

Ja, wo waren sie?

Sofort pumpte mein Herz schneller, ich bekam Panik und die Schwester an meiner anderen Seite strich mir beruhigend über den Arm, auch der Arzt machte eine Bewegung, die mir verdeutlichte, dass ich gleichmäßig atmen sollte.

'ᗰᗩᑕᕼᕮᑎ SIᕮ SIᑕᕼ KᕮIᑎᕮ SOᖇGᕮᑎ, ᘔᑌᕮᖇST Kᑌ̈ᗰᗰᕮᖇᑎ ᗯIᖇ ᑌᑎS ᑌᗰ SIᕮ. ᗯIᖇ ᗰᑌ̈SSᕮᑎ ᐯOᖇSIᑕᕼTIG SᕮIᑎ ᗰIT ᕮIᑎᕮᗰ ᗰᖇT, Iᑕᕼ ᗯᕮᖇᗪᕮ ᕮIᑎᕮᑎ KOᒪᒪᕮGᕮᑎ KOᗰᗰᕮᑎ ᒪᗩSSᕮᑎ. ᗯO ᕼᗩᗷᕮᑎ SIᕮ Sᑕᕼᗰᕮᖇᘔᕮᑎ?'

Langsam tippte ich gegen meinen Kopf, aber auch meine linke Hand pochte, genauso wie meine linke Seite und der linke Knöchel. Der Arzt notierte sich dies, dann nickte er, um mir zu signalisieren, dass er mich verstanden hatte.

Vage und dumpf erinnerte ich mich daran, dass ein MRT lange absolut verboten war, wenn man ein Cochlea Implantat trug. Denn die Röhre des MRTs zog Magnete an sich, und unter der Haut, am Kopf befand sich bei mir auf jeder Seite eine Magnetplatte.

Nicht auszudenken, wenn sie mich einfach in die Röhre des MRTs geschoben hätten!

Ich spürte, dass der Arzt sich über mich beugte und meinen Kopf in seine Hände nahm. Seine Finger glitten hinter meine Ohren, tasteten vorsichtig und schließlich hielt er genau an jener Delle inne, wo sich rechts und links der Magnet zwei Zentimeter über dem Ohr befand.

Nur kurz wollte ich meine Augen schließen, doch dann war ich ruckzuck wieder weg. Die Schwärze war angenehmer, als das künstliche Licht der Krankenhausdecke. Ich hatte keine Ahnung, wie lange ich ausgeknipst war, doch ich wurde wieder war, da eine große Hand nach meinem Arm griff. Erschrocken zuckte ich zusammen.

Dieses Mal sah ich in ein jüngeres Gesicht. Der dunkelblonde Arzt lächelte freundlich, er wirkte übermüdet, doch als er, genauso wie der andere mit der Hornbrille, vorsichtig an meinem Kopf entlang tastete, da pumpte mein Herz wieder heftig.

So lange, bis der neue Arzt sich aufrichtete. »Entschuldigen Sie, ich wollte nur sicher sein, dass keine Austrittswunde übersehen wurde. Ich bin Doktor Yates, Sie sind Miss Isabell Weston, richtig?«

Grenzenlose Erleichterung durchflutete mich. Automatisch beruhigte sich mein Puls, auch wenn ich Doktor Yates ansah, dass er schon lange keine Gebärdensprache mehr benutzt hatte, so konnte er sie zumindest.

„Ja", antwortete ich. Er hob die Augenbrauen und redete, doch ich unterbrach ihn: „Ich höre Sie nicht, meine CI's sind weg."

Sofort hielt er inne. »Alles klar. Ist die Patienten Identifikationskarte von MED-EL aktuell? Können wir uns darauf verlassen?«

„Ja", wiederholte ich. MED-EL war der Hersteller meiner Cochlea Implantate und jeder Zeit erreichbar.

Das schien Doktor Yates zu erleichtern und er erklärte mir langsam: »Wir machen wegen Ihrem Kopf ein MRT und laut MED-EL geht es bis zu 3,0 Tesla. Sicherheitshalber ruft eine Schwester dort gerade an.« Er lächelte freundlich. »Haben Sie Allergien oder anderen Krankheiten, die wir berücksichtigen müssen?«

Ich war so furchtbar müde, mir war schwindelig und übel, doch ich schaffte es irgendwie mit Doktor Yates zu kommunizieren. Neben dem MRT musste ich zum röntgen und immer, wenn ich warten musste, schlief ich auf der Liege ein.

Nach einer Ewigkeit lag ich in einem Bett, man hatte mir in ein raues Krankenhausnachthemd geholfen. Hilflos zu sein war beschämend, aber alles, woran ich dachte, war, dass ich liegen wollte. Ich atmete ständig flach, weil mir der gesamte Brustkorb schmerzte. Die Schwester gaben mir Sauerstoff, ich bekam einen Schlauch unter die Nase. Mein Brustkorb wurde gestützt und gekühlt.

Sitzen war unglaublich schwierig. Sofort drehte sich mein Umfeld.

Liegen, einfach nur liegen erlöste mich. Ich musste mehrere Medikamente schlucken, bekam ein Schmerzmittel und erst dann kümmerte man sich um meinen Fuß und um die Hand. Erstes bekam eine Schiene, zweites wurde fest verbunden.

Niemand sagte mir, was genau ich hatte, nach der Röntgenuntersuchungen und dem MRT sah ich Doktor Yates nicht wieder und es war mir auch völlig egal. Regungslos lag ich stattdessen im Krankenbett und wagte es nicht mich auch nur irgendwie auf die rechte Seite zu drehen.

Stattdessen schlief ich ein. Mein Zeitgefühl war für den Arsch. Zwei oder dreimal wurde ich von Schwestern geweckt. Jedes Mal erschrak ich mich fürchterlich. Sie überprüften irgendetwas, dann verschwanden sie wieder.

Ich schlief so tief und fest, dass ich es nicht einmal mitbekam, dass man die Vorhänge im Zimmer nicht zugezogen hatte. Meine Zimmernachbarin stand auf, frühstückte, nutze das angrenzende Bad und begann Zeitung zu lesen.

Sie hätte zum Mond fliegen können, ich hätte auch das nicht mitbekommen.

Wach wurde ich nur, weil mein Hals unglaublich trocken war, in meinem Kopf Fußball mit Ecken und Fouls gespielt wurde und mir gefühlt jeder Knochen im Körper weh tat. Ich hustete und ein scharfer Schmerz schoss durch meine linke Seite.

Scheiße. Ich fühlte mich wie durchgekaut und ausgespuckt, oder als wäre ich über Nacht 60 Jahre gealtert. Selbst meine Wangenknochen brannten und ich wünschte, ich könnte einfach wieder einschlafen. Doch die Schmerzen waren zu stechend, fast schon pochend.

Flach atmete ich und erinnerte mich an diesem komischen Schlauch in meiner Nase. Ach ja, da war ja was. Mit der heilen Hand tastete ich über die Decke und fröstelte. Dann fiel mein Blick auf den Besucherstuhl am Tisch, direkt vor dem Fenster.

Noah lag halb auf dem Tisch und hatte den Kopf auf seine Arme gebettet. Vor ihm stand sein Rucksack und über seine Schultern hatte jemand seine Jacke gelegt. Er schlief tief und fest. Automatisch blinzelte ich.

Wie lange war er schon hier?

Bevor ich jedoch nur irgendetwas machen konnte, musste ich wieder husten und erneut zog sich alles in mir zusammen. Dadurch bemerkte ich eine Bewegung links von mir und zuckte auch noch zusammen. Tränen schossen mir aus den Augenwinkeln und ich zwang mich, mich zu beruhigen.

Vorsichtig half mir jemand mich aufzusetzen, der Geruch vom vertrauten Parfüm wehte zu mir herüber und als der Hustenanfall weg war, da sah ich nach links.

Augenblicklich war ich erleichtert und unglaublich froh. Meine gesunde Hand griff nach den manikürten Fingern und umschloss sie. Sanft wurde ich umarmt.

Gott sei dank hatte jemand meine Mutter benachrichtigt. Sie hier zu haben erleichterte mich sofort. Rotblonde locken kitzelten mich an der Wange und ich genoss die Wärme, die meine Mutter mir alleine durch ihre Umarmung gab.

Behutsam strich sie mir schließlich das völlig zerzauste Haar aus dem Gesicht und löste sich wieder, damit sie einer Schwester Bescheid geben konnte. Ich sah beide miteinander reden, dann wurden mir zwei Tabletten gereicht, ein Glas Wasser und wenig später bekam ich noch eine Spritze.

Innerhalb von wenigen Minuten ließen meine Schmerzen nach. Während sich die Schwester um mich kümmerte, beobachtete ich, wie meine Mutter an eine Reisetasche ging, die zweifelsohne mir gehörte. Jemand musste sie in der WG gepackt haben.

Umständlich, langsam und mit einigen Gestiken zog ich mich mit Hilfe um. Endlich trug ich nicht mehr dieses blöde Flatternachthemd, sondern meine eigenen Sachen und sofort fühlte ich mich besser.

Man half mir zurück ins Bett und ich war direkt fix und fertig.

Meine Mutter füllte auf dem Beistelltisch das Glas Wasser neu, half mir den Atemschlauch neu um den Kopf zu führen und machte ein besorgtes Gesicht. Obwohl sie tadellos gekleidet und frisiert war, so sah ich die Falte auf ihrer Stirn und zwischen ihren Augenbrauen.

„Danke", sprach ich in die dröhnende Stille hinein, die mich umgab. Sie strich mir über die Stirn, doch dann schien ihr etwas einzufallen. Zielstrebig wühlte sie in der kleinen Reisetasche herum und zog eine Box heraus. 

Meine Augen wurden groß, denn derjenige, der meine Tasche gepackt hatte, hatte auch automatisch meine Ersatzgeräte eingepackt.

Meine Mutter öffnete die Box und reichte mir den sogenannten RONDO 2. Er funktionierte genauso, wie meine sonstigen CI's, sah aber dafür ganz anders aus. Der RONDO hatte in etwa die Form und das Aussehen einer PC-Maus, nur war er kleiner. Man trug ihn direkt am Kopf, dort, wo die Magnetplatte unter der Haut saß.

Ich nutze lieber das Cochlea Implantat, das man noch durch ein kleines Kabel verbunden hinter dem Ohr trug. Denn meine Haare waren dick und behinderten den RONDO 2 im Alltag immer wieder. 

Der Magnet im RONDO 2 musste bei mir so stark sein, damit er am Kopf hielt, dass ich dauerhaft Kopfschmerzen davon kam. Da nutze ich lieber einen leichteren Magnet und das old School CI.

Doch jetzt musste ich mich sowieso nicht viel bewegen. Für den Notfall sollte es gehen. Ich schaltete den RONDO 2 ein und machte das erste Gerät am Kopf fest. Der Magnet zog es quasi zu sich. Zwar pochte mein Kopf, aber ich wollte unbedingt etwas mitbekommen. Das Erste, was ich rechts hörte, war mein eigener schwere Atem. Dann befestigte ich den zweiten RONDO 2 links.

Meine Mum setzte sich wieder auf den Besucherstuhl, dann seufzte sie tief: „Du hast mir einen riesen großen Schrecken eingejagt!"

„Tut mir leid", sprach ich rau. Ich sah meiner Mutter an, dass sie eine Predigt auf mich einprasseln lassen wollte, doch sie besann sich eines Besseren: „Hast du Schmerzen?"

„Nein", viel eher fühlte ich mich, als würde ich in Watte liegen. „Sie haben gerade total nachgelassen." Mit einem Knoten im Magen fragte ich: „Was... ist passiert, ich meine... was hat man rausgefunden?"

Eine Weile schwieg meine Mutter, ich hatte keine Ahnung, was sie vom Abend wusste, als ich zur Wembley Station bin. Sie erklärte mir schließlich: „Du hast verdammt viel Glück gehabt! Dein Kopf hätte sonst was abbekommen können, aber laut dem Arzt ist es eine ordentliche Gehirnerschütterung. Für die nächsten Tage hast du strikte Bettruhe."

Okay... zumindest hatte ich keinen Bruch oder ähnliches. Doch dann sah ich an mir herunter. „Und der Rest?"

„Deine linke Schulter ist geprellt, die Hand verstaucht, der Knöchel ebenfalls", fuhr sie fort, doch obwohl es Schlimmer hätte kommen können, wirkte meine Mutter nicht erleichtert und direkt darauf erfuhr ich auch warum.

„Du kannst nicht richtig atmen, weil dein linker Lungenflügel verletzt ist. Vermutlich eine Schwellung und die Ärzte wollen dich im Falle einer Blutung hier behalten."

Mir wurde schwindelig.

„Was?"

Ernst beugte meine Mum sich vor: „Links sind die Rippen, sowie die Lunge geprellt. Gebrochen ist nichts, deine Rippen haben den Sturz standgehalten, aber es wird lange dauern, bis deine Lunge wieder völlig schmerzfrei arbeitet. Im Moment ist es erträglich, weil man dir starke Medikamente gibt."

Ich zwang mich ruhig zu atmen, denn trotz der Medikamente waren da dumpfe Schmerzen vorhanden. „Wie lange genau wird es dauern?"

„Ein paar Wochen sicherlich und vorerst wirst du die Hilfe beim Atmen brauchen", sie deutete auf den Schlauch unter meiner Nase. „Später sind weiter Medikamente nötig und Schonung, Schonung, Schonung. Nicht zu vergessen, Nachuntersuchungen!"

„Aber keine Operation", warf ich sofort optimistisch ein.

Die Lippen meiner Mutter pressten sich zu einem dünnen Strich zusammen: „Das macht es auch nicht besser, Isabell! Sie werden dich hier behalten, denn wenn der Sauerstoffspiegel in deinem Blut zu stark sinkt, dann kann das lebensbedrohlich werden!"

Ein kalter Schauer ließ mich frösteln. Das klang definitiv böse. Kurz schloss ich die Augen und wollte tief durchatmen, doch das Stechen in der Seite machte mir einen Strich durch die Rechnung. So eine Scheiße!

„Die paar Kratzer im Gesicht werden hoffentlich heilen", sprach meine Mutter und sofort schellte meine rechte Hand nach oben. Mit den Fingern tastete ich über meine Wange und spürte die zwei Pflaster. Besorgt verzog meine Mum das Gesicht: „Die Schwellung unter deinem Auge wird schnell weggehen, keine Sorge." Sie zwang sich zu lächeln. „Doktor Yates spricht von Glück im Unglück."

Ihre Hand umschloss meine gesunden Finger und sie streichelte mir über den Arm. Dann erzählte sie mir, dass Noah sie in die WG gelassen hatte. Er hatte mehrfach versucht mich auf dem Handy zu erreichen und da man zuerst meine Mutter anrief und sie von Cotswolds einige Stunden aus brauchte, meldete sie sich bei ihm.

Ein Hoch darauf, dass sich beide kannten und ich für den Notfall aller Notfälle vor dem Studium sämtliche Telefon- und Handynummern auf einem Zettel schrieb und der seit dem zu Hause an der Magnettafel hing.

Noah hatte meiner Mutter dem Weg ins Krankenhaus gezeigt, da sie sich in London nicht allzu gut auskannte. Seit dem war er auch nicht wieder nach Hause gefahren. Am Morgen schlief er schließlich am Tisch ein.

Hinter meiner Mum sah ich meine Zimmernachbarin, eine ältere Dame am Stock. Sie trug einen Morgenmantel und nickte mir knapp zu. Dies führte dazu, dass Mum und ich unser Gespräch erst einmal einstellten. Sie blieb bei mir, als ich wieder müder wurde, weckte mich, als es eine Untersuchung und Abendessen gab.

Ich war völlig durcheinander, denn draußen war es wieder dunkel und die Zeit nur so zwischen den Fingern weg geflossen.

Eine leichte Suppe stand auf meinem Beistelltisch, doch als ich sie aß, da war der Geschmack irgendwie merkwürdig und das lag nicht am Krankenhausessen. Noah war von meiner Mutter zwischenzeitlich mit beruhigenden Worten nach Hause geschickt worden.

„Wie hast du dich denn mit ihm unterhalten?", fragte ich sichtlich überrascht und sie schnaubte während sie mir mit der Suppe half: „Ein, zwei Gebärden kann ich auch noch. Haus, gehen und besser habe ich noch hinbekommen. Er wird morgen wieder hier auftauchen."

Suppe essen war furchtbar anstrengend, ich schaffte sie nicht, sondern ließ die Hälfte übrig. Alles, was ich wollte, war weiter schlafen. Meine Mutter verstand das, sie stellte die Suppe zurück und half mir eine halbwegs bequeme Liegeposition zu finden. 

Dann zog sie am Fenster die schweren Vorhänge zu und noch bevor sie sich umdrehte, hatte ich die Augen schon geschlossen und die RONDO 2's auf den Beistelltisch gelegt.

Die Stellen am Kopf schmerzten leicht.

Ich konnte keinen weiteren Gedanken an irgendetwas verschwenden. Weder an mein Handy, das verloren gegangen war oder den Vorfall selbst. Irgendwann ging meine Mutter, ich wusste nicht, wo sie übernachtete. Ob Noah ihr mein Chaoszimmer gegeben hatte oder sie sich ein Hotel nahm?

All das schien unwichtig. Ich wollte nur... Ruhe, schlafen und erst einmal gar nichts mehr mitkriegen.

Doch es kam anders. Schmerzen holten mich Stunden später immer wieder ins Hier und Jetzt.

Die Nacht wurde die Hölle.



- - -


Hallo ihr Lieben :) 

Eigentlich wollte ich mir noch etwas Zeit lassen, aber nachdem ich liebevoll 'bedroht' wurde, war mir doch ein Bisschen Angst und Bange ;D

So ein Sturz, wie Isabell ihn hinter sich hat, ist nicht ohne und nicht immer bricht man sich direkt etwas. Manchmal können Verletzungen auch ohne Bruch gefährlich sein und zustande kommen. 

Das Nachwort wird etwas länger, weil ich drei Dinge ansprechen möchte. Erstens bin ich sehr enttäuscht und betroffen. Ich habe an der Zahl der Votes lange gesehen, dass viele Leser das letzte Kapitel bei Flüsternde Hände gelesen haben, dann hier hin gesprungen sind und für den Prolog gevotet haben - für das letzte Kapitel nicht. 

Es hat mich verletzt - knapp gesagt. Ein Buch abzuschließen ist hier auf Wattpad nicht die Regel und ich bin auch keine Mimose, die bei einem Unterschied von 5 Votes Theater macht, das wisst ihr. Aber der Unterschied lag bei 70 Votes und das ist eine Frechheit und verdammt undankbar, respektlos und traurig mir gegenüber. Ich habe fantastische Leser - zumindest die, die ich kenne. Ich liebe sie alle, aber so ein Verhalten ist erschreckend und einfach nur hässlich.

Das Zweite wäre, dass ich gefragt habe, ob es Interesse daran gäbe, ein Informationskapitel zu bekommen, über einen bestimmten Bereich der Hörgeschädigten. Mir schallte ein Ja und Vorschläge entgegen. 

Ich habe mir für das Info-Kapitel viel Mühe gegeben, aber auch dort herrscht ein Unterschied zu 60-70 Votes und da möchte ich jetzt gerne von den Leuten, die nicht gevotet haben, ohne sauer auf sie zu sein, wissen, warum?

Was hat euch nicht gefallen? 

Wieso schreibt mir dort niemand WAS ihm nicht gefallen hat?

Ein simples: Sorry, das interessiert mich nicht so sehr, ich fände es besser, es würde in die Geschichte einfließen - hätte mir völlig gereicht. Das sind 17 Wörter. Wer hat für 17 Wörter oder weniger keine Zeit?

Ich bin hier, weil ich mich verbessern möchte, mir der Austausch wichtig ist und das Feedback, aber so, wie das Feedback auf dieser Art und Weise von vielen gegeben wird, ist einfach nur noch Scheiße! (Leser, die dieses Feedback durch einen kurzen Klick aufs Sternchen oder durch liebe Worte geben, fühlt euch bitte nicht angesprochen!) 

Ich spreche euch Leser an, die ich nicht verstehe. Im ernst, helft mir es zu verstehen! WAS soll ich anders machen? Was hat euch nicht gefallen? Wieso brecht ihr euch den Daumen, wenn ihr fix aufs Sternchen kommt? :(  Man kann sich nur durch Interaktion verbessern. Ich werde niemanden blöd anmachen, der mir einen ehrlichen und kritischen Kommentar dalässt, versprochen :) aber ich hätte gerne eine Antwort.

Das Dritte, ich füge zwei Bilder ein, damit ihr euch den Unterschied zwischen Isabells normalen CI's und den RONDO 2 vorstellen könnt.

Dies ist das Normale CI, ihr seht dieses schwarze Kabel? Dort bleibt Harry mit seinen Fingern immer hängen ;) Dann seht ihr das graue runde Ding? Direkt darunter das fast durchsichtige Ding? Das darunter befindet sich im Kopf (ist der Magnet, der das CI festhält), unter der Haut, der schwache Faden ist auch im Inneren ;) und geht durch die Gehörschnecke. Wegen dem Magneten, der sich quasi im Kopf befindet, muss man vorsichtig mit einem MRT sein.


Dies, was ihr hier seht ist der RONDO 2, von demselben Hersteller ;) denn wenn man ein CI machen lässt, dann bekommt man vom Hersteller eine Art Koffer, mit Ersatzteile und Batterien. Und eben einen RONDO 2. Der RONDO wird meistens von Jungen und Männern genutzt oder von Frauen mit recht dünnen Haaren. Er trägt sich super angenehm, man vergisst oft, dass er da ist, aber wenn man dicke und lange Haare hat, dann ist es besser, das obere Gerät zu nutzen. Denn die Batterien sind in diesem kleinen Teil beim RONDO drin, während sie im oberen Gerät hinter dem Ohr sind. 

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