6 Liebe meine Welt.

2.2K 314 187
                                    

┊  ┊  ┊          ★ NOAH

┊  ┊  ☆

┊  ★




Meine beste Freundin war fetter geworden. Sie wog auf meinem Rücken eine gefühlte Tonne und ich schnaufte angestrengt, als ich sie die Treppen zu unserer WG hoch trug. Oben angekommen war mir ganz schwindelig.

Isabell hatte etwas linkisch die Arme um meine Schultern geschlungen, mit einer Hand gebärdete sie direkt vor meiner Nase: »Jetzt stell dich nicht so an!«

Na die hatte eine Ahnung.

Hinter mir trug Benny die Tasche mit den Klamotten und lachte sich ins Fäustchen. Trotzdem war ich froh, dass Isabell wieder nach Hause durfte. Ohne sie fehlte etwas in der WG und sie im Krankenhaus zu besuchen fühlte sich schlimmer an, als es war.

Oben erwartete uns Fluffy und sprang mir um die Beine, was dazu führte, dass ich mit Isabell auf dem Rücken fast stürzte. Dieses Baby wurde auch immer größer und größer. Bald würde es keiner von uns mehr an der Leine halten können, wenn irgendwo ein Katzenvieh zu sehen war. Benny hatte im Nebensatz mal etwas von Kastration fallen gelassen, aber ich würde Fluffy nicht klarmachen, dass man sich um seine Männlichkeit kümmern wollte.

Keuchend kämpfte ich mich bis unter das Dach und brach in Isabells Zimmer fast zusammen. Vorsichtig setzte ich sie auf ihrem Bett ab und sackte neben ihr auf die Matratze. Mir lief der Schweiß am Rücken runter und ich sah sie aus dem Augenwinkel lachen.

Übereifrig sprang Fluffy zu uns aufs Bett und leckte mir durch das Gesicht. Also langsam hatte ich genug von der Zuneigung dieser Art. Dezent angewidert schob ich den Hund in Isabells Richtung und Benny erschien im Türrahmen, wo er die Tasche abstellte. »Die Blumen da sind von Harry Potter. Ich habe sie heute Morgen angenommen.«

Sofort drehten Isabell und ich beide den Kopf nach links, wo ein Strauß bunter Rosen in unserer Teekanne auf ihrer Nachtkonsole stand. Irritiert runzelte ich die Stirn, während Isabell sich den Blumen zuwandte. Sie lächelte süffisant, ich dagegen tauschte einen Blick mit Benny und sobald meine beste Freundin nicht hinsah, gebärdete ich: »Er kennt ihre Lieblingsblumen nicht.«

Benny zuckte mit den Schultern: »Oder er ist einfach nur kreativ. Du musst zugeben, das ist Mal etwas anderes als die typischen roten Rosen.«

Ich stand auf und betrachtete die Blumen: »Die blauen Rosen sind doch nicht echt! Es ist unmöglich eine in blau zu züchten.«

Benny zuckte mit den Schultern: »Ist doch egal, ich finde es krass, dass es sogar orangefarbene Rosen gibt.«

Die Farben schienen völlig schnurze zu sein, denn Isabell grinste die kleine Karte an, die es zu den Blumen gab. Was konnte man in ein, zwei Sätzen schreiben, dass Frauen plötzlich taten, als hätten sie die Britischen Kronjuwelen geschenkt bekommen?

Mir sollte es nur recht sein, wenn Harry Isabell mit ein bisschen Grünzeug happy machte.

Ich hatte es mir anstrengender vorgestellt Isabell nach der Zeit im Krankenhaus zu Hause zu haben, doch sie war erstaunlich pflegeleicht. Eigentlich schlief sie ständig, Fluffy kuschelte sich regelmäßig zu ihr und sie versuchte sehr schnell eigenständig die Treppen ins Bad zu bewältigen.

Trotzdem sah ich ihr die tägliche Erschöpfung an. Sie war kurzatmig, in ihrer Bewegung eingeschränkt und hatte Schmerzen. Die tiefen Schatten unter ihren Augen blieben.

Jenseits der Stille ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt