45 Das Gewicht von Seifenblasen.

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┊  ┊  ┊           ★ NIALL

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Die Eskalation kam so plötzlich, dass ich mir vorkam wie im falschen Film.

Louis flippte aus, ging mit einer unbändigen blanken Wut auf Harry los und ich reagierte viel zu langsam. Erst nach dem dritten Schlag schaffte ich es mich direkt zwischen die beiden zu stürzen und unterschätzte die Kraft meines besten Freundes ungemein.

Durch die Wucht des Schlages, mitten in die Fresse, stolperte ich und knallte wie ein nasser Sack gegen die Wand. Sofort schmeckte ich Blut und in meinem Kopf klingelte es. Der Schmerz knipste mir kurz das Licht aus und ich merkte, dass Louis nicht mehr haltlos auf Harry einprügelte.

Viel zu spät rissen Liam und Jerry ihn herum und erst da begann er sich so heftig zu wehren, als wäre er nicht mehr Herr seiner Sinne. Mein Puls schoss durch die Decke und ich sah, dass Paul auf Harry zustürzte, in meinen Ohren rauschte es, ich hörte zwar, dass Paul herumbrüllte, aber ich verstand nicht was.

Ich zuckte zusammen als ich eine Hand auf meiner Schulter spürte. Basil beugte sich herunter, ich starrte auf seine Lippen, während er leise sprach: „Geht's?"

Hart schluckte ich: „Ja... ich denke schon."

Was zum Teufel war hier nur los?

Ich sah nur noch, wie Jerry und Liam Louis in einen anderen Raum hievten und endlich kam jemand mit einem Erstehilfekasten. Ratlos bemerkte ich, dass Harry sich nicht gewehrt hatte. Stattdessen war er einfach liegen geblieben und hatte nicht mal die Hände schützend vor das Gesicht gehalten.

Louis schien ihm die Nase gebrochen zu haben, Blut floss, sein Gesicht veränderte sich und mir wurde klar, dass... es ihm egal war. Das er die Trennung von Isabell schlecht wegsteckte war auch Liam aufgefallen.

Fix und fertig ließ ich mir von Basil aufhelfen. Kaum stand ich auf den eigenen Beinen, da taumelte ich an dem Pulk um Harry vorbei. Ich musste atmen, frei und tief. In der Tiefgarage war es dunkel, es roch nach Benzin und die Wucht von Louis' Schlag ließ Übelkeit in mir aufsteigen.

Eh ich mich versah, kotzte ich. Ich fing an zu zittern, schwitzen und mir war heiß und kalt zugleich. Mir war bereits nicht gut gewesen, als wir zum Konzert fuhren. Das scheiß Interview mit den zahlreichen Youtubern brachte mich nach all den Stress der letzten Wochen an meine Grenzen.

Ich gab nur kurze und unpersönliche Antworten, weil ich nicht immer die Fragen sauber verstand. Das Mundbild war für die Tonne, die Akustik des Raumes zum Schreien und ich so schrecklich erschöpft. Meine Konzentration schien nicht mit mir, sondern neben mir zu laufen.

Aber um ehrlich zu sein, ich hatte die Fragen auch einfach nicht verstanden. In den Gesichtern der Youtubern konnte ich nicht richtig lesen, sie alle waren völlig überdreht von ihrem Gegrinse. Als Rita dann meinte, wir würden die kompletten Interviews noch einmal machen müssen, da war mir danach mich einfach auf den Boden zu setzen und dort zu bleiben.

Das Konzert selbst war die Hölle. Es war so unglaublich anstrengend rechtzeitig zu reagieren, auf das zu hören, was die Jungs von sich gaben und sich immer und immer zu konzentrieren.

Doch das Schlimmste war, ich verpasste akustisch immer wieder meinen Einsatz, denn ich hörte mich selbst nicht mehr richtig. Ich traf die Töne nicht, in meinen Ohren klang alles schrecklich falsch.

Jenseits der Stille ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt