8 Erzähl mir von morgen.

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┊  ┊  ┊          ★ ISABELL

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„T-Tut mir leid... ich... hasse den Geruch von Nikotin."

Das war aber ein enormer Hass, wenn sie so darauf reagierte. Ich streckte die Beine aus und stellte mich darauf ein, dass wir besser eine Weile sitzen blieben. Ich reichte ihr die Wasserflasche und sie nahm sie an, nachdem sie sich das feuchte Haar aus dem Gesicht strich.

Dann stellte ich eine Frage, der Fizzy schon seit Monaten heimlich und mit allen Tricks auswich.

„Was... ist der Grund, ich meine, es musst doch etwas passiert sein?"

Fizzy schwieg betreten und strich sich immer und immer wieder durch das feuchte Haar. Sie war blass wie die Wand und zwang sich kontrolliert zu atmen. Es war furchtbar sie so zu sehen. Deshalb befeuchtete ich die Lippen und sprach: „Es ist in Ordnung, wenn du mir das nicht sagen willst, aber vielleicht solltest du mit jemanden reden, dem du so sehr vertraust, dass du... na ja, Hilfe bekommst."

„Darum habe ich mich gekümmert", sprach sie trocken und ich runzelte die Stirn: „Worum genau?"

Sie war ein Buch mit sieben Siegeln und zum ersten Mal wurde mir bewusst, wie wenig ich doch eigentlich über Fizzy wusste.

Kurz sah sie ins Leere und ich glaubte fast, dass sie mir etwas erzählte, als sie doch bockte. Stattdessen fragte sie: „Können... wir etwas Trinken und das von eben vergessen?"

Nein, ich würde ganz sicher nicht diese Panikattacke aus meinen Kopf löschen, doch mit drängen kam ich ganz sicher nicht weiter und am Ende ließ sie mich hier noch stehen und haute ab. 

Ich schlug also vor: „Ich weiß etwas noch Besseres als das Speck-Eck. Resteessen in der WG ist sowieso billiger und mir ist nicht wohl dabei, wenn du jetzt noch Auto fährst. Lass mich nur fix Noah fragen, ob er auch bereit dafür ist."

Benny war nicht da, er kam erst Ende der Woche zurück, also hatten wir so gesehen sogar Sturmfrei. „Wir lassen uns von ihm bekochen und machen bis morgen früh einfach gar nichts."

Zuerst sah mich Fizzy irritiert an, doch sie warf auch nichts ein und so kam es, dass eine halbe Stunde später ein ziemlich angepisster Noah auf uns vor Fizzys Wagen wartete. Ich wollte nicht, dass sie heute noch Auto fuhr und da ich selbst mir das mit der verstauchten Hand und dem humpelnden Fuß nicht zutraute, übernahm er das.

In einer WhatsApp-Nachricht hatte ich ihn um einen großen Gefallen gebeten, ohne Rückfragen zu stellen. Das war einer unserer Deals – ohne Rückfragen hieß schlicht ein guter Freund zu sein. Ganz egal zu welcher Uhrzeit und an welchem Ort sich jemand befand.

Das erste Mal, als Noah diesen Deal nutzte zog ich ihm Kaltwachsstreifen vom Rücken und den Beinen. Wie die da hingekommen waren, hatte er mir bis heute nicht erklärt und ich fragte, wie versprochen, nicht nach.

Solche Deals waren einfach praktisch, wenn man vor Scham im Boden versinken wollte oder in meinem Fall dringend 300 Pfund brauchte, weil man bei, shoppen auf Amazon den Kopf verloren hatte. 

Ich zahlte Noah das Geld zurück und der Harry-Potter-Jumpsuit zum schlafen lag heilig verstaut in meiner Schrankschublade. Wer konnte schon in 300 Pfund Goldstoff ein Auge zumachen? Leider war mir das Ding außerdem noch zu klein und ich hatte es nicht übers Herz gebracht es zurück zu schicken.

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