48 Das Kartenhaus des Verrats.

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┊  ┊  ┊           ★ LOUIS

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Der Verrat überrollte mich brutal.

Mein bester Freund hatte mit meiner eigenen Freundin geschlafen. Dem Menschen, den ich mehr als alles andere liebte. Man hätte mir genauso gut mehrfach in die Brust schießen können. Der Schmerz wäre derselbe gewesen.

Wie hatten sie das tun können?

Zuerst hielt ich das für einen verdammten Witz. Doch als ich für einen Solo-Job im Tonstudio eines neuen Rappers hatte aushelfen sollen, da fragte mich dessen Cousin ganz cool direkt, was ich denn für ein toleranter Bruder wäre.

„Ja nu', wenn meeen besta Kumpel mit meener Alten penn' würd, dann bekäm er von mir ne' Kugel innen Schädel."

Ich konnte und wollte das nicht ernst nehmen und machte einfach meine Arbeit im Studio. Danach fuhr ich noch einmal in mein Haus, um mich vor dem Konzert zu duschen. Los Angeles schlug mir immer arg auf den Kreislauf, besonders die Hektik und dieser ganze affektierte Rummel.

Im Schlafzimmer packte Eleanor gerade unsere Sachen aus und wollte eine saftige Ladung Wäsche waschen. Ich wusste, dass sie am nächsten Tag durch die Möbelhäuser wollte, damit mein Haus hier wohnlicher wurde. Der Zweitwohnsitz litt immer sehr unter meiner Abwesenheit, denn im Endeffekt war er nur eine schnelle Lösung, um in Freddies Nähe sein zu können.

Das musste sich ihrer Meinung ändern.

Mit einem breiten Lächeln begrüßte Eleanor mich, als sie mich im Türrahmen zum Schlafzimmer stehen sah. „Ich habe dich später zurückerwartet", sprach sie und ich konnte nichts anderes tun als sie einfach nur anzusehen.

Das lange braune Haar, der vertraute Ausdruck ihrer Augen, der Körper, der sich mit den Jahren, in denen ich sie kannte, sehr gewandelt hatte, bis hin zu jede ihrer Bewegungen. 

All das... kannte ich so gut, wie mich selbst.

Sie war seit über zehn Jahren dieser eine Mensch, dem jeder in seinem Leben begegnen wollte. Sie war meine Jugendliebe. Sie war meine erste große Liebe. Sie war meine beste Freundin. Sie war meine Seelenverwandte.

Sie war alles zusammen. 

Ich hatte keinen greifbaren Namen für sie. Denn sie war schlicht die Frau, mit der ich den Rest meines Lebens verbringen wollte. Wenn ich an die Zukunft dachte, dann war Eleanor immer neben mir, ganz egal was auch passieren möge.

Aber jetzt begann sie in meinen Vorstellungen blasser zu werden.

Eleanor runzelte die Stirn und sprach: „Was ist los, du siehst aus, als wenn du einen Geist gesehen hättest."

Ein merkwürdiger Geschmack machte sich auf meiner Zunge breit und ich erstickte fast an der grausamen Vorstellung in meinem Kopf. Ich konnte nicht schweigen, ich musste es wissen, einfach für die Gewissheit, dass der Typ den letzten Bullshit von sich gab. Deshalb holte ich tief Luft und betete, dass diese Vorstellung in meinem Hirn niemals real wurde. Ganz direkt und ruhig fragte ich sie: „Hast du je mit Harry geschlafen?"

Wie konnte ich sie so etwas fragen? Ich musste verrückt geworden sein! Nur weil so ein dämlicher Typ, der kaum einen Satz vernünftig auf die Kette bekam so etwas vor sich hin sülzte, musste ich das nicht für bare Münze nehmen!

Eleanor blinzelte, sie antwortete nicht sofort: „W-Was?"

„Hast du es getan?", wiederholte ich mich halb und konnte mich nicht überwinden einen Schritt auf sie zu zumachen. Stattdessen bemerkte ich, dass ihr Gesichtsausdruck sich vor Schock lähmte. Mein Herz fing an zu rasen, gleichzeitig wurde mir übel und als ich das dritte mal fragte, da konnte ich mich nicht mehr beherrschen und brüllte sie an: „SAG MIR, OB DAS WAHR IST!"

Jenseits der Stille ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt