36 Three-Night-Stand.

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┊  ┊  ┊             ★ NOAH

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Es war leicht Isabell dazu zu bringen keine Fragen zu stellen. Nämlich indem ich sie an unseren Keine-Fragen-Deal erinnerte. Einst hatte sie sich für einen lächerlichen Harry Potter Pyjama Geld von mir geliehen. Warum sie das Ding überhaupt hatte haben wollen, wusste ich bis heute nicht, denn es hieß ja schließlich: Keine-Fragen-Deal.

Jetzt war ich dran ihn zu nutzen. Zuerst sah sie mich nur verwirrt an, als ich ihr erklärte, ich würde heute bei Niall übernachten. Irritiert runzelte sie die Stirn: »Ihr versteht euch ja echt gut.«

»Könnte man so sagen«, es war schwer ein Grinsen zu unterdrücken, doch meine beste Freundin merkte trotzdem, dass meine Mundwinkel zuckten. Schließlich zuckte sie mit den Schultern: »Okay, aber irgendwann erklärst du es mir, also das, was du nicht erklären willst.«

»Ja. Irgendwann, nur nicht heute und nicht jetzt«, versprach ich ihr. Und damit war das Ding durch. Ich verabschiedete mich von Benny und hasste es einmal mehr, dass er sich so bescheuert anstellte, was Isabell anging. Aber ich würde mich raushalten, denn er wusste, was ich davon hielt, wie er sich ihr gegenüber aufführte.

Nämlich kindisch.

Um halb elf verließen wir den Deaf Slam. Ich würde den dritten Platz in London auf unserem Sommerfest noch einmal richtig feiern. Das Geld konnte ich gut gebrauchen und es machte mich auch ziemlich stolz, dass sich die Arbeit gelohnt hatte. Es war aufwendig gewesen die Musik optisch zu studieren.

Ich betrat zum ersten Mal ein Hotel, das die vier Sterne überbot. Das Four Seasons Chicago Hotel war klassisch und definitiv obere Kategorie. Hier fehlte jedoch die unterwürfige Haltung der Hotelangestellten und der Stil blieb schlicht und trotzdem luxuriös. Am liebsten hätte ich mich umgesehen, aber es war spät und so folgte ich Isabell und Niall zum Fahrstuhl.

Keiner von ihnen verlor ein Wort, genauso wenig im Taxi. Niall schien unsicher, wie er sich verhalten sollte und Isabell riss sich zusammen, um den Deal aufrecht zu halten. Der Fahrstuhl hielt und Isabell gebärdete knapp: »Gute Nacht.«

»Nacht«, kam es auch von mir und ich vermutete, dass sie anfing sich die ganze Story im Kopf zusammen zu schustern, aber noch zu verwirrt darüber war, was zwischen den Zeilen passierte. Der Aufzug glitt zu und ich spürte, dass Niall neben mir angestrengt durchatmete. Ich stieß leicht gegen ihn und fragte: »Nervös?«

»Nein.«

Es war toll, dass wir uns mehr und mehr verständigen konnten.

Im Gegensatz zu mir schien Niall nicht mehr sonderlich beeindruckt von der Suite zu sein. Das Four Seasons Chicago Hotel war so fantastisch, dass ich erst einmal mitten in der Suite stehen bleiben musste. Man konnte trotz Dunkelheit erahnen, dass man von den Fenstern aus den Michigan See bestaunen konnte.

Sämtliche Möbel und Farben waren aufeinander abgestimmt und alles in einem bewies seine große Klasse. Meine Mutter war Innenarchitektin und ich hatte als Kind oft genug durch die dicken Bücher in ihrem Büro geblättert, wo sie Ideen, Anregungen, neue Trends und Vorlagen ansammelte.

Unzählige Male hatte sie mich mitgenommen, wenn sie in kahlen Räumen etwas plante und am PC zeigte sie mir, was in den Räumen entstehen würde. Es war eines der wenigen Dinge gewesen, wo sie sich voller Geduld mit mir beschäftigte.

Jenseits der Stille ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt