14 Zum Tannenbaum.

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┊  ┊  ┊          ★ ISABELL

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Das Steigenberger Hotel am Frankfurter Hof war wundervoll. Die Architektur aus dem 19ten Jahrhundert war erhalten geblieben und man hatte versucht die Inneneinrichtung anzupassen, sodass der Charme des Hotels nicht völlig verschwand.

Herausgekommen war ein Mix aus Altem und Neuen. Ich liebte die Studio Suite auf Anhieb. Antike Möbel und ein Bad, so luxuriös wie schon jenes in Hamburg. Aber was mir wirklich die Sprache verschlug, war der Ausblick auf die Skyline. Ich öffnete die großen doppelseitigen Fenster und konnte mich kaum am Anblick von Frankfurt sattsehen. Es hatte etwas von einem kleinen New York.

Harry würde den ganzen Tag arbeiten müssen und Abends spielte One Direction ein Konzert. Es war frustrierend, aber nun mal nicht zu ändern. „Nutze das Spa", riet Harry mir mit einem Zwinkern. „Und nein, es kostet nichts extra, sondern ist in der Übernachtung für dich mit inbegriffen. Also nutze das Spa-Angebot ruhig."

Viel zu früh musste ich ihn verabschieden und gab zu: „Ich überlege es mir." Doch eigentlich hatte ich schon einen direkten Plan, was ich den ganzen Tag machen wollte. Zuerst wollte ich fleißig lernen, einiges an Material für meine Bachelorarbeit lesen und dann die Altstadt von Frankfurt besuchen.

Nachdem Harry zur Arbeit aufgebrochen war, begann ich mich anzuziehen, das Bad zu nutzen und suchte die Suite von Eleanor und Louis auf. Die Executive Suite war größer und anders geschnitten, begeistert ließ ich den Blick durch die weiten Räume gleiten und musterte die Aussieht.

Müde gähnte Eleanor, ihr Haar war noch zerzaust und sie schob einen kleinen Wagen mit Frühstück ins Wohnzimmer. Sie trug immer noch ihren Pyjama und lächelte selig: „Ich bin so froh, dass ich heute nicht arbeiten muss."

„Also wärst du eventuell bereit ein paar Pläne mit mir zusammen umzusetzen?", fragte ich und nahm eine Tasse Tee von Eleanor entgegen. Diese setzte sich auf die weiche Couch und zog die Beine zum Schneidersitz: „Und die wären da?"

„Ich wollte heute Mittag gerne in die Altstadt. Sie soll wunderbar sein und nach dem zweiten Weltkrieg liebevoll restauriert", erzählte ich. „Außerdem möchte ich gerne Frankfurter Grüne Soße essen und zum Nachtisch entweder Bethmännchen, Brenten oder Frankfurter Kranz probieren."

Im Bus hatte ich genug Zeit, um zu recherchieren und mich schlau zu machen, was es in Frankfurt so zu erleben gab. Nachdenklich neigte Eleanor den Kopf: „Können wir nicht viel lieber das Spa benutzen und später die Autorenbar hier im Hotel besuchen?"

„Autorenbar?", hatte ich sie richtig verstanden?

Eleanor nickte und berichtete: „Laut Broschüre ist die Autorenbar wie ein guter Roman: eine ganz eigene Welt und unendlich zeitlos. Dort treffen sich Geschäftsleute, die Frankfurter Lokalprominenz und zur Buchmesse Literaten und Verleger aus aller Welt. Mittags kann man dort einen echten Royal High Tea und abends einen rauchigen Whisky oder exklusive Cocktailklassiker trinken."

Das klang verlockend, trotzdem nicht so verführerisch, dass ich sofort zustimmte: „Du warst in Hamburg schon im Spa. Langweilt dich das nicht?"

„Hier gibt es ein tolles Dampfbad", versuchte sie mich zu überreden. „Die Spa Suite ist für zwei Personen perfekt und du könntest dir die Behandlungen aussuchen." Eleanor streckte sich und zog eine Karte vom Wohnzimmertisch.

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