2 Newsletter frei Haus.

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┊  ┊  ┊          ★ ISABELL

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Die Schmerzen beim Atmen machten mich fix und fertig. In der Nacht bekam ich noch einmal Schmerzmittel und wurde zweimal geweckt. Diese Unterbrechungen stressten mich, ich hatte nicht die Ruhe, die ich brauchte.

Ziemlich zugedröhnt blieb ich bis in den Morgenstunden wach und musste feststellen, dass meine Zimmernachbarin nach der Visite entlassen wurde. Doktor Yates stattete mir einen Besuch und stellte einige Fragen.

Am Ende machte er mir Hoffnungen. »Ich würde Sie gerne bis Donnerstag erst einmal hier behalten und dann können wir sehen, ob Sie nach Hause können. Aber auch dort dürfen Sie sich nicht überanstrengen und müssten im Bett bleiben.«

Nach Hause... nun ja, erst Mal müsste ich dort mit einem verstauchten Knöchel die schmalen Treppen bis unters Dach hoch. Ich würde ewig brauchen und jedes Mal, wenn ich Nachts pinkeln musste, ging es wieder Treppen runter.

Innerlich seufzte ich tief.

Doktor Yates erklärte mir, dass eine Lungenprellung lange brauchte, um richtig auszuheilen und schmerzhaft war. Wenn ich in den nächsten drei Tagen keine Komplikationen hatte, dann würden sie mir starke Medikamente für zu Hause mitgeben. Aber jetzt sollte ich erst einmal weiter auf die Atemhilfe unter meiner Nase setzten.

Meine Übelkeit und der Schwindel ließen nach, auch wenn mein Kopf immer noch pochte. Sollte mein Kopf jedoch schlimmer Theater machen, musste ich unverzüglich Bescheid geben. In diesem Moment wünschte ich mich, ich hätte mir tatsächlich nur den Arm oder so gebrochen. Den hätte man eingipsen können und alles wäre erledigt gewesen.

Nach Doktor Yates kam meine Mutter zu Besuch. Sie war jedoch in Begleitung zweier Polizeibeamter, die meine Aussage aufnehmen wollten und angesichts des Vorfalls informiert worden waren.

Nicht, dass die beiden Beamten nicht schon einschüchternd genug gewesen wären, zu allem Überfluss konnte ich mich nicht mehr an alle Einzelheiten erinnern. Ich wusste nur, dass es drei Mädchen mit Regenbogenflaggen gewesen waren, die mich an der Rolltreppe anpöbelten.

Doch ich konnte nicht erzählen, was sie zu mir sagten oder gar ihre Gesichter beschreiben. Mir fiel keinerlei Merkmal ein, das den Beamten geholfen hätte. Der Jüngere der Beiden gestand: „An der Wembley Station gibt es Überwachungskameras, allerdings lässt die Qualität zu wünschen übrig."

„Was soll das heißen?", mischte sich meine Mutter alarmiert ein und der Ältere mit Kreisglatze räusperte sich: „Man erkennt auf den Aufnahmen nicht genau, ob ihre Tochter gestoßen wird oder sie einfach nur gestolpert ist."

„Einfach nur gestolpert?", die Stimme meiner Mum durchschnitt wütend die Luft. „Diese Mädchen haben sie dort einfach liegen gelassen! Ihr hätte sonst etwas geschehen können! Keiner von denen hat Hilfe gerufen!"

„Und genau dies ist die einzige Tatsache, die wir einwandfrei beweisen können, unterlassene Hilfeleistung", sprach der junge Polizist ehrlich und rieb sich über den Ziegenbart. „Vorausgesetzt, wir finden die drei Mädchen, denn wie bereits erwähnt, die Qualität der Videos ist etwas dürftig."

Mir wurde augenblicklich schlecht, der metallische Geschmack von Blut breitete sich in meinem Mund aus, doch im Gegensatz zu mir verschlug es meiner Mutter nicht die Sprache: „Dann wird es Zeit die dürftige Qualität aufzuwerten! Es kommt gar nicht in Frage, dass diese Mädchen einfach so damit durchkommen!"

Jenseits der Stille ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt