34 Chicago.

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┊  ┊  ┊            ★ ISABELL

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Harry hielt sein Wort. Oder zumindest wollte ich das glauben. In Colorado Denver lieh er sich ein Motorrad und zusammen machten wir eine kleine Tour.

„Bist du sicher, dass du noch fahren kannst?", horchte ich skeptisch und Harry rollte mit den Augen: „Soll ich erst eine Runde um den Block drehen?"

„Also ehrlich gesagte fände ich das gu-!"

„Ich fahre ohne dich!"

Natürlich tat er das nicht. In passender Kleidung, mit Helm, kletterte ich hinter Harry auf das Motorrad und hasste es, dass ich meine CI's während der Fahrt nicht tragen konnte. Durch den Helm drückten beide CI's und da ich nicht wusste, wie lange wir fahren würden, packte ich sie vorsorglich in einen kleinen Behälter und steckte ihn ein.

Harry gab mir zu verstehen, wie ich mich festhalten sollte und ich schlang die Arme um seine Hüfte. Zuerst brach mir der kalte Schweiß aus, aber als ich hinter ihm saß, mich gegen ihn lehnen konnte und merkte, wie sicher Harry uns durch die Straßen brachte, da begann ich seine Nähe zu genießen.

Wir verließen Denver und als wir die Landstraßen erreichten, wurde mir erst einmal klar, wie schön Colorado sein konnte. Es war unglaublich warm, aber während der Fahrt bemerkte ich davon absolut nichts.

Anhand der Schilder, die an uns vorbeizischten, erkannte ich, wo Harry hinwollte. Nämlich zum Fuß der Rocky Mountains. Sie reichten von Mexiko bis nach Kanada. Der Yellowstone-Nationalpark war ein Teil dieser Rookies.

Und ich dachte, die Tatsache, dass wir im Brown Palace Hotel abstiegen, dem ältesten Hotel in ganz Colorado, war etwas Besonders. Wir lebten quasi im selben Hotel, wie längst verstorbene Präsidenten der Vereinigten Staaten. Automatisch machte ich Fotos, ein Paar davon mehr oder weniger heimlich.

Eleanor war zu Besuch und gab ein tolles Fotomotiv ab, Liam allerdings auch, wenn er versuchte in der eleganten Umgebung cool, aber nicht protzig zu wirken. Der Zuhälterstil passte einfach nicht ins Hotel. Es fehlte nur noch der schwere weiße Pelzmantel und er wurde von der Polizei zum Gespräch abgeführt.

Der halbe Tag, den ich mit Harry hatte, war toll. So lange, bis wir eine Pause machten und in einem Diner Mittagessen bestellten. Wir hatten noch nicht einmal unser Essen, da waren wir schon dreimal unterbrochen und Harry um ein Foto gebeten worden.

Aufgeregte Fans, die nur ein paar Augenblicke mit ihrem Idol haben wollten, fand ich süß. Sie erinnerten mich an Sunny. Weniger süß fand, war während des Essens heimlich fotografiert zu werden. Es lenkte mich ab und war unhöflich.

„Ach, man gewöhnt sich daran", meinte Harry und zuckte mit den Schultern. Ich wollte mich daran nicht gewöhnen. Viel lieber wäre ich aufgestanden und hätte den zwei Besuchern gesagt, sie sollen das lassen. Doch Harry hielt mich auf indem er nach meiner Hand griff: „Das ist die Diskussion nicht wert, weil sie es eh abstreiten."

Bevor wir mit dem Motorrad noch einmal durch die wunderbare Landschaft fahren konnte, wurden wir vor dem Diner noch zweimal angesprochen. Unter dem Radar zu laufen gelang Harry an diesem Tag gar nicht. Das war okay, immerhin konnte er nichts dafür.

An seinen Terminen konnte er nicht viel drehen und ich mochte nicht dauerhaft egoistisch sein, denn Arlo wollte auch ein paar Stunden von seinem heißgeliebten Onkel Harry. Leider schafften sie es nur bis zu einem Spielplatz oder malten am Flughafen zusammen, wenn wir mal wieder gefühlt ewig darauf warten mussten, bis es endlich losging.

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