✔All I want is... You

By Schoko-Keks-Monster

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Wenn im Leben nicht alles nach Plan läuft. Wenn im Leben andere bestimmen, was richtig für dich ist. Wenn du... More

Ausflug ins Ungewisse*
Ausflug ins ungewisse Teil2
Teil3
Teil4
Neue Bakanntschaften
Neue Bekanntschaften Teil 2
Oh mein Gott!
Allein im Wald
Gerettet
Der Abschied
Zu Hause
Veränderung
Eine nicht ganz so schlimmer Tag.
Noch mehr Veränderungen
Dienstag
Der Traum
Aufklärungsgespräche
Partytime
Partytime II
Mike
Die letzte Nacht
Internat
Krank
Einladung
Gut von Schönfeld
Samstag
In der Nacht
Zurück im Internat
Eine Lange Woche
Wochenende
Wochenende Teil 2
Wieder Vereint
Zeit für Gespräche
Nachts am See Teil 1
Nachts am See Teil 2
Montag, oder der ganz normale Wahnsinn
Dienstag und der Rest der Woche
Wahrheiten
Zarte Bande
Schlimme Erkenntnisse
Wie schnell die Zeit vergeht
Wieder ein Wochenende allein
Glück und Unglück
Ian und Ich, Ich und Ian eine vertrackte Situation
Himmel hoch jauchzend zu Tode betrübt
Wie schnell sich alles ändert
Spiel mir was vor
Ian und Page
Abendkleid
Was habe ich mir nur dabei gedacht
Der Flügel
Das Bild und die Zwillinge
Das Konzert
Ian wo bist du?
Krankenhaus
Krankenbesuch
2ter September KKH
Ein Nachmittag mit Mel
Drei Wochen weiter
Klärungsbedarf
Ein langer Nachmittag
Geburtstagsgrüße
Letzte Woche vor den Herbstferien
Shopping und Mel
Freunde treffen
Allein zu Hause
Allein mit Mike
Die Ferien gehen zu Ende
Wohltätigkeit, was fürn Scheiß!
Lass mich nicht allein
Im Krankenhaus
Erinnerungen
Die Erkenntnis
Weihnachtsferien
Schwere Zeiten
Trennung
Umwege
Wörter Essen
Eins Zwei Drei Vier Eckstein alles muss versteckt sein
Schlimm
Skilaufen
Wieder vereint
Zurück
Wir
Im Keller
Gerettet
Warten auf Charlie
Eine Woche voller Neuigkeiten
Kinder, Kinder
Valentinstag
Glückliche Zeiten
Vom Fliegen und Fallen
Ian
Zahlen, Daten, Fakten, Danke :)
Teil 2 Fortsetzung

Ein Tag wie jeder andere

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By Schoko-Keks-Monster

"Mia! Mia!" rufen die Mädchen glücklich und zerren an meinen Händen.

"Spielst du uns was vor?" fragen sie mich, kaum, das ich meine Tasche abgestellt habe, doch ehe ich etwas erwidern kann kommt Felix mir zu Hilfe.

"Hey, ihr Rabauken werde ich etwa nicht begrüßt!" beschwert er sich bei den Mädchen und schon haben sie mich vergessen und klammern sich stattdessen an seine Beine.

Er beugt sich zu ihnen hinunter und Kitzelt sie, was die Zwillinge dazu veranlasst, laut schreiend das Weite zu suchen.

Grinsend schaue ich ihn an. Auch er lächelt.

"Komm, wir bringen erst mal unsere Taschen hoch." er dreht sich um und geht in den Flur zurück, aus dem wir gekommen sind. Ich schnappe mir meinen Rucksack und laufe ihm nach.

Den Blick auf die Treppe gerichtet, erklimme ich hinter ihm die Stufen, bis ich höre, wie mir jemand entgegen kommt. Damit ich nicht mit demjenigen zusammen stoße hebe ich noch immer lächelnd den Blick.

Natürlich ist es Ian.

Als meine Augen die seinen Treffen bekomme ich sofort weiche Knie und stolpere prompt über die nächste Stufe.

"Nicht so stürmisch!" ruft er lächelnd aus und fängt mich auf.

Von den Stellen aus, an denen seine Hände mich berühren breitet sich sofort ein prickeln aus.

Von den Armen, bis hinunter in die Finger und auch hinauf in die Schultern. Von dort weiter über meinen Rücken bis in die Füße. In meinem Bauch spielt alles verrückt und mir schlägt das Herz bis zum Hals und am liebsten würde ich mich jetzt in seine Arme sinken lassen, doch stattdessen richte ich mich auf und löse mich von ihm, als ich wieder "sicher" auf meinen zwei Beinen stehe.

"Danke!" hauche ich, weil mir plötzlich die Stimme fehlt.

"Gern geschehen, Engelchen." Ian hebt seine Hand und streicht mir ein paar Haare aus der Stirn. Dabei hinterlassen seine Finger eine brennende Spur auf meiner Stirn.

Überwältigt von seinem Anblick und seinem Geruch bin ich für einen Moment völlig handlungsunfähig, doch dann bekomme ich mich wieder in den Griff.

Ich hatte ja schon befürchtet, dass es schwer werden könnte ihm hier aus dem Weg zu gehen, aber das es SO schwer werden würde, das hätte ich nicht gedacht.

Noch immer starre ich ihn mit großen Augen an und kann mich nicht vom Fleck bewegen. Auch Ian schaut mich an.

Wir sagen kein Wort. Gefangen im Blick des Anderen stehen wir einfach nur da und verzehren uns nacheinander.

Aber um die Mauer, die ich errichtet habe und die uns trennt zu überwinden, dazu bin ich nicht in der Lage.

"Mia. Kommst du?" Unterbricht Felix Stimme unseren Wortlosen Dialog.

"Bin schon unterwegs!" rufe ich ihm zu. Dann schaffe es endlich mich von Ians Anblick zu lösen. Aber mir entgeht der hoffnungsvolle Blick nicht, der in seine Augen tritt und das Lächeln, das seinen Mund umspielt.

Scheiße! Das ist genau das, was ich verhindern wollte. Er darf sich keine Hoffnung machen, nicht solange ich mir meiner Gefühle nicht sicher bin.

Oben angekommen, werfe ich noch einen Blick zurück über die Schulter und sehe, wie Ian das Haus verlässt.

Erleichter atme ich auf. Gefahr für einen Moment abgewendet. Jetzt kann ich mich fürs erste wieder anderen Dingen zu wenden. Felix zum Beispiel, der mich fragend ansieht.

"War was?"

"Ne, bin nur gestolpert." erkläre ich ihm. Scheinbar hat er nichts von der Begegnung zwischen seinem Bruder und mir mitbekommen.

"Ach so." er nickt verstehend.

Gemeinsam gehen wir den Flur entlang, bis zu meiner Tür.

"Bis gleich." verabschiede ich mich, als ich mein Zimmer betrete.

"Ja, bis gleich." erwidert er und geht weiter zu seinem Zimmer.

Schnell räume ich meine Sachen in den Schrank, dann schmeiße ich mich auf das weiche Bett und verschränke die Arme hinter dem Kopf.

Es ist wirklich schön, wieder hier zu sein. Dieses Zimmer hat mir irgendwie gefehlt. Dabei habe ich erst drei Nächte hier verbracht. Verdutzt richte ich mich auf und versuche mich zu erinnern.

Das erste Mal habe ich hier geschlafen, als ich noch ganz neu in Internat war und als ich es dann endlich wieder hier her geschafft habe, habe ich bei Ian übernachtet.

Die dritte Nacht in diesem Bett war allerdings die schlimmste, die ich bis dahin je erlebt habe. Denn als ich vor drei Wochen aus dem Krankenhaus zurück kam, mit der Gewissheit, dass ich nicht so schnell wieder her kommen würde, ging es mir richtig dreckig.

Ich habe die ganze Nacht geweint und kaum ein Auge zu gemacht.

Und als Page am Morgen zu mir ins Zimmer kam, habe ich ihr gesagt, das ich mich nicht wohl fühle und da ich nicht geschlafen hatte, hat sie mir auch sofort geglaubt.

Bis zum Mittag hebe ich im Bett gelegen und mich dann schon früh von Marvin ins Internat bringen lassen.

Tja, und seither...

Schon seltsam, wie man sich in so kurzer Zeit an einen Ort so gewöhnen kann.

Träumend liege ich auf dem Bett, als es plötzlich leise an meiner Tür klopft.

"Herrein!" ich richte mich im Bett auf und schaue zur Tür, die sich langsam öffnet.

Eigentlich dachte ich, das Felix kommen würde um mich abzuholen, doch es ist eines der Mädchen, das sich langsam durch die Tür schiebt.

"Können wir reinkommen?" fragt sie mit ihrer süßen Kinderstimme.

"Klar." aufmunternd lächel ich sie an, doch als sie die Tür ganz öffnet und hinter ihr nicht nur Zwilling Nummer Zwei sondern auch Ian den Raum betreten, hätte ich mich am liebsten unter dem Bett versteckt, doch so schaue ich ihn einfach nur sehnsüchtig an, als er im Türrahmen stehen bleibt und mich entschuldigend anschaut, während die Mädchen zu mir auf Bett klettern.

"Du, Mia." beginnt das eine Mädchen, während das zweite auf meine Beine klettert und sich, den Blick auf mich gerichtet auf meinen Schoß setzt.

"Ja, was denn?" ich denke ich weiß was sie wollen, doch das kann ich nicht entscheiden, trotzdem warte ich darauf, was sie mir zu sagen hat.

"Kommst du mit nach unten?" will nun das Mädchen auf meinen Schoß wissen.

"Ja, warum nicht." stimme ich ihr zu, dabei hatte ich mit einer anderen Frage gerechnet.

"Weißt du, wo deine Mama ist?"

"Ja, sie ist in der Küche und hilft Margarethe beim Essen machen. Warum?" will sie neugierig wissen.

"Ich wollte ihr nur Hallo sagen. Ich hab sie heute noch gar nicht gesehen." erkläre ich der Kleinen, während ich aufstehe, wobei ich sie auf den Arm nehme.

Doch da sie gar nicht so leicht ist, wie sie aussieht, lasse ich sie bald runter. An der Tür bleibe ich stehen, weil Ian noch immer im Türrahmen steht. Unsicher lächelt er mich an. Warum ist er überhaupt hier, die Mädchen hätten mich doch auch allein runterholen können, warum also habe sie ihn mit hier her gebracht?

"Wer bist du eigentlich?" will ich von der Kleinen wissen, die mich an der Hand hält. "Julia oder Johanna?"

"Ich bin Julia, guck hier." sie zeigt mir eine Blaue schleife in ihrem Haar. "Dann sagt sie erklärend "Ich hab immer was Blaues und Johanna immer was Rotes."

"Oh, das ist aber schlau, dann weiß ich jetzt immer, wie ich euch auseinander halten kann." sage ich anerkennend.

"Komm jetzt!" energisch zieht sie mich an der Hand noch dichter zu Ian, der sich nicht von der Stelle rührt. Doch Julia schiebt ihn mit ihrer Anderen Hand einfach beiseite und macht uns Platz.

Als wir auf dem Flur sind nimmt Johanna Ians Hand und zieht ihn ebenfalls mit.

"Weißt du was das alles zu bedeuten hat?" frage ich ihn verwirrt, doch er schüttelt nur lächelnd den Kopf.

Die Kinder zwischen uns, gehen wir die Treppe nach unten ins Wohnzimmer. Vor der Tür, hinter der der Flügel steht halten wir an.

"Mama hat gesagt, das wir Ian und dich fragen müssen, wegen dem Klavier." sagt Julia und schaut mich bittend an. Also doch, denke ich lächelnd und warte darauf, dass die Mädchen ihre Bitte äußern.

"Ian, darf Mia uns was vorspielen?" fragt Johanna, während Julia fragt.

"Mia, spielst du was für uns?"

Unsicher schaue ich zu Ian, der sich nervös durch die Haare streicht.

"Wenn Ian nichts dagegen hat." sage ich, während ich ihn entschuldigend anschaue. Auch Ian setzt zu einer Antwort an, die meiner sehr ähnlich ist. "Wenn Mia Lust dazu hat."

Sehnsüchtig schaue ich ihm in die Augen. Er hat also nichts dagegen, wenn ich auf dem Klavier spiele, freue ich mich. Und diese Freude zeigt sich auch auf meinem Gesicht, doch schnell unterdrücke ich das Glücksgefühl, als ich sehe, wie auch Ian Seelig zu lächeln beginnt.

Das ist nicht richtig! Nicht gut. Schimpfe ich mich selbst und schaue schnell auf meine Füße, nur um ihn nicht mehr ansehen zu müssen.

Julia hat die Zimmertür geöffnet und zieht mich nun an Ian vorbei in den Raum. Als wir an meinem grünäugigen Ex-Freund vorbeigehen, streckt er den Arm, an dem er noch immer den Gips trägt nach mir aus und streicht mir mit einem Finger über den Unterarm.

Ich will diese Berührung nicht genießen, doch während mich Julia an ihm vorbeizieht, strecke ich den Arm etwas nach hinten, damit die Berührung so lange wie Möglich anhält.

Doch dann bin ich an ihm vorbei und setzte mich auf die Bank vors Klavier, zu der mich Julia gezogen hat. Johanna steht mit Ian noch an der Tür und schaut ihn fragend an.

"Kommst du mit?" will sie wissen.

Ian nickt und schaltet das Licht ein, dann setzt er sich auf das Sofa zwischen die beiden Mädchen.

Mein linker Arm kribbelt noch immer, dort wo er mich berührt hat und so streiche ich mit meiner rechten Hand darüber, um das Gefühl zu vertreiben.

"Was soll ich denn Spielen?" frage ich die Kinder. Ich bin etwas nervös, weil Ian hier ist.

"Kannst du noch mal das Elsa Lied spielen?" fragt Johanna.

"Au, ja!" ruft Julia begeistert aus." Willst du einen Schneemann bauen!"

"Wenn ihr wollt."

Beide Mädchen nicken unisono und lächeln begeistert.

Und so werfe ich Ian noch einen forschenden Blick zu, doch dann konzentriere ich mich auf das, was ich zu tun habe und beginne das Lied zu spielen.

Da es nicht besonders Lang ist spiele ich es anschließend noch einmal, bevor ich einige etwas Aktuellere Lieder aus meinem Gedächtnis krame. Some one like You, von Adele zum Beispiel oder Take me to church, wobei ich nicht weiß, von wem das Lied ist. Gerade will ich wie sonst auch Ians Lied beginnen, als wir Gott sei Dank von Felix unterbrochen werden.

"Ich störe ja nur ungern, aber das Essen ist fertig." verkündet er, geht zum Sofa und nimmt Julia huckepack um sie nach draußen zu tragen. Johanna klettert auf Ian und dann reiten die beiden Mädchen nach draußen.

Als sie an mir vorbei kommen bedanken sie sich noch schnell.

"Das war wirklich schön!" schwärmen sie grinsend. "Das machen wir bald wieder. Ja?"

"Meinet wegen." verträumt schaue ich den Geschwistern nach. Die Jungs sind wirklich süß, wie sie sich um die Mädchen kümmern. Schade, dass ich keine Geschwister habe, wobei... wenn ich will, dann könnte ich ja so tun, als ob Maras Baby mein Geschwisterchen ist, denn wenn ich es genau nehme, dann sind wir genauso miteinander Verwandt wie die Vier Menschen, die vor mir den Raum verlassen.

"Komm Mia!" ruft Johanna mir über die Schulter zu und reißt mich aus meinen Gedanken.

"Ich komm ja schon!" zügig gehe ich ihnen nach. Beim Verlassen lösche ich noch das Licht und schließe die Tür.

"Hallo Page." Als ich die Küche betrete stellt Page gerade eine Schüssel mit Kartoffeln auf den Tisch. Als sie meine Stimme hört sieht sie mich erfreut an.

"Hallo Mia, da bist du ja." begrüßt sie mich fröhlich. "Wie ich gehört habe, haben dich die Mädchen also doch gleich in Beschlag genommen." tadelnd sieht sie die Zwillinge an. "Dabei hatte ich sie gebeten, dich erst mal ankommen zu lassen."

"Ach, das macht doch nichts." versichere ich ihr.

"Außerdem war Mia doch schon da. Wir haben extra gewartet, bis sie ihre Sachen weggebracht hat." beteuert Johanna.

"Soso." lächelnd wuschelt sie dem Mädchen, das von Ians Rücken auf einen Stuhl geklettert ist durch die blonden Löckchen. "Nächstes Mal wartet ihr aber bis nach dem Essen, okay?"

"Ja Mama." versichert sie Page artig.

Nachdem mich Page kurz in den Arm genommen hat, setze ich mich neben Felix an den Tisch, wobei Ian sich mir gegenüber nieder lässt.

"Fangt ruhig schon an." fordert Page uns auf. "Peter kommt heute etwas später. Der Tierarzt ist gerade noch gekommen."

"Irgendwas besonderes?" will Ian aufmerksam wissen, doch Page schüttelt den Kopf.

"Nicht das ich wüsste. Ich glaub Gigolo hat ein bisschen Husten, nichts schlimmes." erklärt Page.

"Dann ist ja gut." antwortet er erleichtert, bevor er mir über den Tisch einen Teller mit gebratenem Hähnchen reicht.

"Möchtest du?"

"Danke." als ich ihm den Teller abnehme, berühren sich zufällig unsere Finger und beinahe lasse ich ihn fallen.

Verlegen blicke ich auf meinen Teller und nehme mir ein Stück Fleisch, bevor ich es dann an Felix weiter reiche.

Schweigend beginne ich zu essen und lausche den Gesprächen um mich herum, dabei schaue ich hin und wieder vorsichtig über den Tisch, dorthin, wo Ian sitzt.

Als sich unsere Blicke treffen, sehe ich, wie er zu lächeln beginnt.

Mist!

Schon wieder mache ich alles falsch. Warum fällt es mir nur so schwer ihn zu ignorieren. Ich sollte meine Gefühle wirklich besser unter Kontrolle halten.

Nur weil er gerade hier ist und Mike nicht, sollte ich seine Gefühle nicht ausnutzen, nur damit es für mich leichter ist. Weil ich das Bedürfnis habe jemandem nahe zu sein.

Leise seufze ich auf, dann nehme ich mir vor, ihn für den Rest des Abends nicht mehr zu beachten. Ganz gleich, wie schwer es mir auch fällt. Es ist besser so!

Nach dem Essen entschuldige ich mich und verschwinde nach oben in mein Zimmer. Ich habe Page zwar gesagt, das ich müde bin, aber eigentlich will ich nur von Ian wegkommen, dessen Nähe mich um den Verstand bringt. Umso näher er mir ist, desto näher möchte ich ihm sein, aber das geht nicht, also ist es besser, so viel Distanz zwischen uns zu bringen wie irgend möglich.

Jetzt sitze ich, bettfertig, mit geputzen Zähnen, in einem bequemen Schlafanzug auf dem Bett und lerne.

Doch umso läger ich auf meine Englisch Vokabeln starre, desto müder werde ich, bis ich mich einfach nicht länger konzentrieren kann.

Ich lege die Zettel auf den kleinen Schrank neben das Bett und decke mich zu.

Es kann ja nicht schaden, früh schlafen zugehen, wobei es schon fast halb elf ist.

Ich lösche das Licht und schließe die Augen, und schon bin ich eingeschlafen.

Pünktlich um halb sechs wache ich auf.

Gähnend richte ich mich auf und bin fast schon fertig angezogen, als mir klar wird, das ich gar nicht im Internat bin und June nicht auf mich wartet, um mit mir zu laufen, doch jetzt, wo ich eh schon auf bin, kann ich auch genauso gut allein nach draußen gehen.

Es gibt hier bestimmt irgendwo eine schöne Strecke, die ich erkunden kann.

Auf Zehenspitzen schleiche ich die Treppe hinunter und verlasse das Gebäude.

Draußen hängt dichter Nebel in der Luft und ich kann nicht mal den Stall auf der anderen Seite des Hofs sehen, trotzdem gehe ich in die Richtung. Als das Gebäude in Sicht kommt laufe ich los. Ich weiß, dass zwischen dem Stall und dem Haus ein Weg entlang führt, weil ich ihn mal aus Felix Zimmer gesehen habe und dem will ich jetzt folgen.

Tatsächlich führt der Schotterweg an einigen Wiesen vorbei, in großem Bogen um das Haus herum, so dass ich mich nicht verlaufen kann und ungefähr eine dreiviertel Stunde später wieder am Haus ankomme.

Gerade will ich es betreten, als jemand herauskommt.

"Oh, Mia!" staunt Peter, als er mich erblickt. Auch ich bin überrascht ihn um diese Zeit hier zu sehen und weiche einen Schritt zurück.

"Hast du mich aber erschreckt!" beruhigend lege ich mir eine Hand aufs Herz.

"Was machst du denn so früh hier draußen?" forschend schaut er mich an.

"Ich war joggen." antworte ich erklärend.

"Ach so! Und das um diese Uhrzeit?" fragt er erstaunt.

Entschuldigend zucke ich mit den Schultern. "Ja, also eine Freundin aus der Schule zwingt mich jeden Tag dazu und heute bin ich schon so früh aufgewacht, naja...da bin ich dann aufgestanden und gelaufen." erkläre ich belustigt.

"Hut ab, junge Dame, das ist wirklich bewundernswert." sagt er anerkennend. " Ich könnte das nicht."

"Hab ich auch gedacht. Aber seit dem mich June jeden Tag vor dem Unterricht weckt ist es eigentlich gar nicht mehr so schwer." verlegen lächele ich ihm zu. "Und was machst du so früh hier draußen?"

"Ich will bei den Pferden nach dem Rechten sehen. Außerdem Arbeiten meine Mitarbeiter gewissenhafter, wenn sie wissen, dass der Chef ihnen über die Schulter schaut." Sagt er augenzwinkernd.

"Oh! Wenn das so ist, will ich dich nicht aufhalten, nachher bin ich noch schuld, wenn der Stall nicht sauber ist." sage ich kichern. "Bis später, Peter!" verabschiede ich mich winkend bevor ich ins Haus gehe.

"Ja, Bis später." sag auch er und geht zum Stall, der noch immer im dichten Nebel liegt.

Nachdem ich geduscht habe kuschele ich mich noch mal unter die Bettdecke, weil mir ein wenig kalt ist und schließe die Augen.

Brrr... zittere ich und ziehe die Knie dichter an meinen Körper um so viel Wärme zu bewahren wie möglich.

Als ich endlich zu zittern aufhöre, bin ich längst eingeschlafen und wache erst wieder auf, als jemand an die Tür klopf.

"Mia? Bist du wach?"

"Hmm?" gähne ich verschlafen, "Was? Ach so, ja, bin wach." nuschele ich undeutlich und drehe mich auf die andere Seite um weiter zu schlafen.

"Hey du Schlafmütze!" schimpft Felix "Ich dachte wir wollten heute Schoppen gehen!"

"Ja, wollen wir, aber doch nicht so früh. Die Läden machen doch sowieso erst um zehn auf." murmele ich leise.

"Du bist lustig!" lacht er auf. "Es ist schon zehn du Murmeltier. Raus jetzt aus den Federn, wir fahren in einer halben Stunde los."

"Was! Schon zehn!" rufe ich, auf einmal hell wach, aus und springe aus dem Bett. "Warum weckst du mich denn nicht früher!" schimpfe ich.

"Mum meinte ich soll dich schlafen lassen und Paps hat gesagt, das er dich schon ganz früh heute Morgen getroffen hat. Deshalb." erklärt er und folgt mir mit den Augen durchs Zimmer, während ich mich anziehe.

"Würde es dir was ausmachen, mich nicht so anzustarren, wenn ich hier halb nackt durchs Zimmer laufe!" schimpfe ich lachend, dabei habe ich immerhin ein Top über meiner Unterwäsche

"Oh, äh, ja, tut... tut mir leid." stammelt Felix verlegen und schaut nun mit rotem Kopf auf seine Hände.

Als ich mir eine schwarze, hautenge Jeans und eine zarte, hellrosa Bluse angezogen habe, die ich mir von June geliehen habe, bin ich fertig. Ich hole noch schnell meine Jacke aus dem Schrank, dann verkünde ich "So, bin fertig. Wollen wir?"

Auffordernd öffne ich die Tür.

"Wartest du unten auf mich, ich geh noch mal schnell..." erklärend deute ich auf die Tür, die ins Bad führt.

"Sicher, aber beeil dich. Marvin wartet bestimmt schon."

"Geht ganz schnell!" versichere ich ihm und husche durch die Tür. Doch als ich einen Blick in den Spiegel werfe muss ich feststellen, das mein Anblick schlimmer als erwartet ist, denn da ich mit nassen Harren ins Bett gegangen bin, stehen sie in alle Richtungen ab.

Ich mache sie schnell nochmal nass und Föhne sie, bis sie wieder einigermaaßen ordentlich liegen, dabei stelle ich erstaunt fest, dass sie ein ganzes Stück gewachsen sind.

Während ich schnell noch ein bisschen Make Up auftrage, denke ich darüber nach, ob ich sie in den Ferien wieder abschneiden soll, doch eigentlich möchte ich sie gern wieder wachsen lassen. Der Kurzhaarschnitt war ja eigentlich nur eine Notlösung.

Aber ich kann mich nicht entscheiden. Auch die kurzen Haare finde ich hübsch.

Als ich endlich fertig bin, flitze ich schnell die Treppe hinunter und treffe auf Felix, der ungeduldig vor der untersten Stufe hin und her tigert.

Als er mich sieht heben sich erstaunt seine Augenbrauen, aber außer einem "Ich dachte schon, du bist ins Klo gefallen." bekomme ich nichts zu hören. Er öffnet mir die Tür und gemeinsam steigen wir in den Wagen, der vor der Tür, noch immer in einem diesiegen Grau steht.

Als wir jedoch in der Stadt ankommen, ist der Nebel so gut wie verschwunden und hinter einer dichten Wolkendecke lugt hin und wieder die Sonne hervor. Und plötzlich wird mir schlagartig klar, dass der Sommer vorbei ist.

Schon vor einer Woche hatte wir Herbstanfang! Ich meine, mir ist klar, das sich dadurch nichts ändert, zumindest noch nicht, aber es ist schon irgendwie seltsam, das mit dieser Erkenntnis der Winter und vor allem die Herbstferien plötzlich so viel dichter erscheinen.

Fröstelnd ziehe ich meine Jacke enger um mich, dabei ist es eigentlich gar nicht kalt. Trotzdem bin ich froh, dass das Einkaufszentrum überdacht ist. Eine angenehme wärme umfängt mich, als wir es betreten und erleichtert atme ich auf.

Gemütlich schlendern wir durch die Geschäfte, albern herum und probieren alle Möglichen Sachen an. Auch solche, die ich niemals in der Öffentlichkeit anziehen würde, wie diese komischen Pampershosen, die immer so aussehen, als hätte sich der Träger in die Hose gemacht, einfach buäähh...! Fürchterlich!

Nachdem ich Felix dieses Fürchterliche Teil präsentiert habe, ziehe ich es lachend wieder aus.

"War wohl nichts für dich was?" fragt er grinsend, als ich in meinen eigenen Sachen wieder aus der Umkleidekabine komme.

"Dein Ernst? Das Teil war doch voll abartig!"

"Stimmt! Ich find das was du jetzt trägst auch viel besser. Aber die schwarze Leggins mit dem lilanen, langen Pulli stand dir auch echt gut."

Ja, fand ich auch, aber der Preis sprengte mein Budget und so habe ich es da gelassen. Ich hab zwar kurz darüber nachgedacht, die Hose mitgehen zu lassen, aber dann habe ich es doch gelassen. Ich will das nicht mehr. Immer dieser stress, die Angst erwischt zu werden und naja, Felix ist da ja auch noch.

Ich mache eine gleichgültige Geste und sage ausweichend. "Ach, so toll waren die Sachen nun auch wieder nicht. Bisher hab ich noch nicht wirklich was brauchbares gefunden."

Ich schaue zu Felix, der mich mit zwei großen Tüten beladen ungläubig anschaut.

"Na, wenn du meinst." sagt er skeptisch, doch dann lächelt er. "Wollen wir noch was essen gehen, bevor Marvin uns abholt?" will er wissen, dann fügt er schnell hinzu, als er meinen reservierten Gesichtsausdruck bemerkt. "Page hat uns eingeladen und mir Geld mitgegeben."

"Oh, ähm ja gerne." nehme ich sein Angebot erleichtert an, denn ich habe langsam echt Hunger. Inzwischen ist es zwei Uhr und ich habe noch nicht einmal gefrühstückt. Gemütlich schlendern wir auf eine kleine Ecke zu, in der sich ein Mc Donald, ein Chinese und ein Mexikaner gegenseitig die Kunden streitig machen.

"Was möchtest du denn?" will Felix wissen,

"Ich glaub ich nehm die gebratenen Nudeln mit Huhn. Chinesisch hatte ich schon so lange nicht mehr."

"Gut. Setzt dich doch schon mal mit den Tüten an den Tisch, ich bring das essen dann gleich nach."

"Okay." stimme ich zu und nehme ihm die Tüten ab. "Bringst du mir auch noch eine Cola mit?" bitte ich ihn, bevor ich mich an einen der Tische ganz in der Nähe setzte.

Es dauert gar nicht lange und Felix kommt mit zwei voll beladenen Tellern und zwei Flaschen Cola auf einen Tablett zu mir.

Hmmm, lecker! Hungrig mache ich mich über mein Essen her.

Als wir fertig sind verlassen wir gut gelaunt das Einkaufszentrum.

Die Fahrt zum Gestüt dauert nicht lange und so kommt es, das wir Pünktlich um halb vier auf den Hof fahren, wo mir ein roter Audi ins Auge fällt.

Irgendwas kommt mir an dem Wagen bekannt vor, doch sicher gibt es viele rote Audis und nicht nur den von Mara und Pascal.

Unsicher folge ich Felix ins Haus. "Ich wusste gar nicht, das ihr heute Besuch bekommt." sage ich erstaunt.

"Ich auch nicht, aber das kommt schon mal vor. Du weißt doch, dass wir die Pferde auch verkaufen, da kommt es schon mal vor, das die Interessenten plötzlich vor der Tür stehen." sagt Felix gleichgültig.

Erleichtert seufze ich auf. Na, dann ist ja gut. Ich hatte schon befürchtet, dass meine Eltern tatsächlich hier sind.

"Mum, wir sind wieder da!" ruft Felix ins Wohnzimmer, dann geht er mit den Worten "Ich bring mal die Sachen hoch." die Treppe hinauf.

Ich hingegen gehe nichtsahnend ins Wohnzimmer, wo tatsächlich Mara auf dem Sofa sitzt. Pascal steht vor dem Kamin und mustert aufmerksam das Bild, das ich von Page und ihrer Familie galt habe und das Page trotz meiner Einwände dort aufgehängt hat.

"Was wollt ihr denn hier!" stoße ich geschockt, mit wild klopfendem Herzen aus, als ich meine Stimme wiedergefunden habe.


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