Dienstag und der Rest der Woche

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Ich habe keine Ahnung, wie viel Zeit vergangen ist, als mich das leise klicken der Tür aus meiner Versunkenheit reißt.

Neugierig schaue ich mich um, um zu sehen, wer mich belauscht, doch es ist niemand da. Wie seltsam.

Ob ich mich verhört habe? Oder ist derjenige der mir zugehört hat gerade gegangen und nicht gekommen? Wie auch immer.

Ich bin jetzt soweit, aufzuhören. Und außerdem bin ich unheimlich müde.
Erschöpft decke ich den Flügel ab, dann gehe ich in mein Zimmer.
June sitz auf ihrem Bett. sie sieht mich neugierig an, als ich das Zimmer betrete.

>>Du warst aber lange weg. << stellt sie fest.
>>Wieso? Wie spät ist es denn?<< frage ich gähnend.
>>Gleich acht. << erklärt sie mir.
>>Oh!<< staune ich. >>Dann war ich länger beschäftigt als ich gedacht habe.
>>Wo warst du denn?<< will June wissen.
>>Ich hatte Nachhilfe. << erkläre ich ausweichend. Ich möchte nicht, das alle von meinen Klavierstunden erfahren. Es ist schon schlimm genug, das ich auf der Wohltätigkeitsveranstaltung vorspielen muss.
>>So lange?<< wundert sich June.

Gleichgültig zucke ich mit den Schultern. >>Ich habe halt viel nachzuholen.<<

Und eigentlich stimmt das sogar. Nach zwei Jahren spielpause bin ich tatsächlich ganzschön aus der Übung, was unbekannte Stücke angeht. Früher hat es mir nicht solche Schwierigkeiten gemacht neues zu lernen.
>>Tut mir leid für dich.<< sagt June mitleidig.
>>Ach, das macht mir nichts. Eigentlich hat es sogar spaß gemacht. Nur bin ich jetzt völlig fertig. << ich muss ein gähnen unterdrücken. >> Ich glaub ich geh jetzt ins Bett.<<
>>Willst du denn gar nichts essen?<<
>>Nein, ich glaub nicht. Aber hast du vielleicht was zu trinken hier?<< frage ich sie, während ich mir das Top über den Kopf ziehe und in meinen Pyjama schlüpfe.

June kramt kurz in ihrer Schublade herum, dann reicht sie mir eine Flasche Kirschwasser.
>>Ich hoffe, du magst sowas. Ist das einzige, was ich hier habe.<< erklärt sie entschuldigend.
>>Ja, danke. Mir ist eigentlich völlig egal, was es ist, Hauptsache es ist nass. << sage ich mit einem lachen und nehme ihr die Flasche ab, die sie mir reicht.

In kürzester Zeit ist sie leer. >>Hmmm, das tut gut. << seufze ich. Ich hatte wirklich durst.

Dann lege ich mich ins Bett und ziehe die Vorhänge um mich herum zu, so das ein kleines bisschen privatsphäre entsteht.

>>Gute Nacht, June. << wünsche ich ihr, dann drehe ich mich auf die Seite. Hoffentlich gelingt es mir einzuschlafen, obwohl sie hier ist, aber gestern habe ich ja auch geschlafen, auch wenn ich da woanders eingeschlafen bin. Ein Lächeln huscht über mein Gesicht, als ich daran denke.
>>Schlaf gut, Mia. Ich weck dich dann morgen früh, damit du mit mir laufen kannst, ja?<<
Auweia, das hatte ich ja ganz vergessen.
>>Äh, ja. Ist gut.<< sage ich unsicher, dann schließe ich die Augen.

Eine weile liege ich mit geschlossenen Augen einfach in meinem Bett, ohne das mich der Schlaf erlöst. Ich lausche den leisen Geräuschen, die June verursacht. Scheinbar liest sie ein Buch, denn immer wenn sie umblättert rascheln die Seiten und wenn sie sich bewegt quietscht ihr Bett ganz leicht und auch ihre Decke macht Geräusche, als sie sich endlich auch hin legt. Dann höre ich das Klicken ihres Lichtschalters und es wird dunkel. June scheint schnell einschlafen zu können, denn bald vernehme ich nur noch ihren gleichmäßigen Atem, sonst nichts.

Doch ich liege noch immer Wach. Ich drehe mich auf den Rücken. Die Hände lege ich auf meinen Bauch, meine Augen sind geschlossen. Ich konzentriere mich auf meinen Atem.

✔All I want is... YouWo Geschichten leben. Entdecke jetzt