Glück und Unglück

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>> Schlaf gut Mia. << sagt sie gähnend.

>>Ja, Du auch.<< ich lege mein Handy beiseite. Ich kann diese Werbung auch später noch löschen. Entscheide ich.

Müde kuschele ich mich in mein Bett und schließe die Augen. Und im Handumdrehen bin ich eingeschlafen.

Als ich am Nächsten Morgen nur mit Alex, Joris und June beim Frühstück sitze, kommt es mir ziemlich komisch vor, das Felix nicht da ist. Seit ich hier zur Schule gehe, war er immer mit mir beim Essen, naja, jedenfalls immer dann, wenn es auch die anderen waren.

An den Wochenenden war ich ohnehin allein hier. Nur wenige Schüler fahren übers Wochenende nicht nach Hause. Und scheinbar gibt es nicht so viele neue Schüler in diesem Schuljahr, so das nur wenigen die gleiche Eingewöhnungszeit wie mir verordnet wurde.

Wie immer streift mein Blick durch die Mensa, doch wie zu erwarten war, kann ich Ian nirgends entdecken. Wie auch, wenn er mit Felix noch in Paris rumhängt.

Seufzend wende ich mich wieder meinem Essen zu, das haute aus Haferbrei mit Obst und einer Tasse Kaffee besteht. Meine Notration habe ich bereits fertig geschmiert und nun liegt sie in eine Serviette gewickelt neben meinem Teller.

Nach dem Essen gehen wir in den Unterricht und als ich auch diesen hinter mir habe, steht mir noch der nervenaufreibende Klavierunterricht bevor.

Ich sitze bereits am Piano, als Herr Müller hereinkommt.

>>Ah, schön dass sie schon da sind. Haben sie die Stücke parat, um die ich sie gebeten habe? <<

>>Ja. << ich reiche ihm die Notenblätter und sehe, wie er zustimmend nickt.

>>Gut, dann lassen sie mal hören.<<

War klar, dass er keine Zeit verschwendet. So ist es eigentlich immer. Von dem Moment an, wo er den Raum betritt, bis dahin, wo er ihn wieder verlässt ist er hundertprozentig auf den Unterricht konzentriert und das erwartet er auch von mir. Also gebe ich mein Bestes und versuche seinen hohen Ansprüchen gerecht zu werden.

Am Ende der Stunde bin ich mal wieder völlig erledigt, doch komme ich nicht umhin, mich zu wundern, dass wir ausschließlich an den Liedern gearbeitet haben, die ich ihm gegeben habe. Nicht das ich das schlimm fände, aber seltsam ist es schon, weil wir sonst immer mehrere Stücke üben und nicht die, die ich eigentlich schon recht gut beherrsche.

>>Das klingt ja schon ganz vielversprechend. << lobt Herr Müller mich ausnahmsweise mal, dabei ist er sonst mit solchen Dingen immer sehr sparsam. >>Aber bilden sie sich nicht ein, das es nicht noch besser geht. Ich möchte, dass sie den Rest der Woche diese Stücke üben, bis sie ihnen zu den Ohren raus kommen, denn am Wochenende werden sie mit einigen meiner anderen Schüler bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung in der kleinen Wagner Oper auftreten.<< erklärt er schlicht.

Doch mir bleibt der Mund offen stehen. Ein Auftritt vor Menschen. Ganz in der Öffentlichkeit, das kann er doch nicht ernst meinen!

>>Herr Müller, das meinen sie doch nicht erst?! Das geht nicht... ich meine ich kann nicht....<< stoße ich erschreckt aus.

>>Frau Mendéres!<< fährt er mich an. >>Sie können und sie werden. Wenn ich ihnen sage, das sie soweit sind, dann schaffen sie das auch.<< sagt er streng.

>>Aber...<< wende ich ein, doch ich weiß nicht, was ich sagen könnte, das ihn von seinem Entschluss abbringen würde.

>>Ja?<< fragt er nach, als ich nicht fortfahre.

✔All I want is... YouWo Geschichten leben. Entdecke jetzt