✔All I want is... You

By Schoko-Keks-Monster

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Wenn im Leben nicht alles nach Plan läuft. Wenn im Leben andere bestimmen, was richtig für dich ist. Wenn du... More

Ausflug ins Ungewisse*
Ausflug ins ungewisse Teil2
Teil3
Teil4
Neue Bakanntschaften
Neue Bekanntschaften Teil 2
Oh mein Gott!
Allein im Wald
Gerettet
Der Abschied
Zu Hause
Veränderung
Eine nicht ganz so schlimmer Tag.
Noch mehr Veränderungen
Dienstag
Der Traum
Aufklärungsgespräche
Partytime
Partytime II
Mike
Die letzte Nacht
Internat
Krank
Einladung
Gut von Schönfeld
Samstag
In der Nacht
Zurück im Internat
Eine Lange Woche
Wochenende
Wochenende Teil 2
Wieder Vereint
Zeit für Gespräche
Nachts am See Teil 1
Nachts am See Teil 2
Montag, oder der ganz normale Wahnsinn
Dienstag und der Rest der Woche
Wahrheiten
Zarte Bande
Schlimme Erkenntnisse
Wie schnell die Zeit vergeht
Wieder ein Wochenende allein
Glück und Unglück
Ian und Ich, Ich und Ian eine vertrackte Situation
Himmel hoch jauchzend zu Tode betrübt
Wie schnell sich alles ändert
Spiel mir was vor
Ian und Page
Abendkleid
Was habe ich mir nur dabei gedacht
Der Flügel
Das Konzert
Ian wo bist du?
Krankenhaus
Krankenbesuch
2ter September KKH
Ein Nachmittag mit Mel
Drei Wochen weiter
Ein Tag wie jeder andere
Klärungsbedarf
Ein langer Nachmittag
Geburtstagsgrüße
Letzte Woche vor den Herbstferien
Shopping und Mel
Freunde treffen
Allein zu Hause
Allein mit Mike
Die Ferien gehen zu Ende
Wohltätigkeit, was fürn Scheiß!
Lass mich nicht allein
Im Krankenhaus
Erinnerungen
Die Erkenntnis
Weihnachtsferien
Schwere Zeiten
Trennung
Umwege
Wörter Essen
Eins Zwei Drei Vier Eckstein alles muss versteckt sein
Schlimm
Skilaufen
Wieder vereint
Zurück
Wir
Im Keller
Gerettet
Warten auf Charlie
Eine Woche voller Neuigkeiten
Kinder, Kinder
Valentinstag
Glückliche Zeiten
Vom Fliegen und Fallen
Ian
Zahlen, Daten, Fakten, Danke :)
Teil 2 Fortsetzung

Das Bild und die Zwillinge

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By Schoko-Keks-Monster


Als ich sein Lied gerade noch einmal von Anfang bis Ende durchgespielt habe, werde ich durch ein leises Geräusch aus meiner Traumwelt gerissen.

Ich beende mein Spiel und schaue mich um.

"Es tut mir leid, ich wollte dich nicht stören." Page steht in der Tür und sieht mich entschuldigend an.

"Du störst nicht." versichere ich ihr. "Komm doch rein."

Sie schließt die Tür hinter sich und kommt auf mich zu.

"Was war denn das was du gespielt hast?" fragt sie lächelnd.

"Ach irgend so ein Stück, nichts besonderes." sage ich ausweichend.

"Ich habe nicht viel gehört, aber es klang toll!"

Verlegen blicke ich zur Seite und pule an meinen Fingern herum.

"Spielst du das heute Abend auch?"

"Nein, das nicht, aber wenn du willst spiele ich dir eines von denen vor, die ich dort spielen werde." versuche ich sie von Ians Lied abzulenken.

"Das wäre toll. Ich habe es schon so lange vermisst, dass jemand auf dem Flügel spielt. Früher hat..." setzt sie an, doch sie beendet ihren Satz nicht. "Ist ja auch egal." sagt sie entschuldigend.

Neugierig schaue ich sie an, doch sie spricht nicht weiter, sondern setzt sich auf das Sofa, das nicht weit neben dem Klavier steht. Sie schlägt die Beine übereinander und verschränkt die Hände auf den Knien, dann wartet sie still.

Ihr verhalten verwirrt mich zwar ein wenig, aber trotzdem wende ich mich wieder dem Instrument zu und beginne zu spielen.

Jetzt wo ich weiß. dass sie mich nicht mehr überraschen kann, weil sie ja schon da ist, bin ich etwas entspannter, aber gleichzeitig auch nervöser, weil ich weiß, dass jemand mit mir im Raum ist. Die Anspannung dauert aber nicht lange, dann habe ich mich an ihre stille Anwesenheit gewöhnt und die Musik bringt uns einander näher.

"Danke!" flüstert Page ergriffen, als das Stück endet. "Das bedeutet mir wirklich viel."

Sie steht auf und kommt auf mich zu, nimmt mich in den Arm und sagt noch einmal..."Danke!"

"Hab ich gern gemacht." sage ich ehrlich, doch ihr verhalten verwirrt mich auch ein wenig.

Immerhin habe ich doch lediglich ein wenig Musik gemacht.

Page sieht mich mit tränenfeuchten Augen an, dann wischt sie sich übers Gesicht und trocknet ihre Wangen.

"Seit Ians Mutter gestorben ist, hat niemand mehr auf diesem Klavier gespielt." fühlt sie sich scheinbar gedrängt mir zu erzählen. "Nicht einmal Ian."

"Oh, Ian kann Klavier spielen?" rutscht es mir erstaunt heraus.

"Ja. Seine Mutter hat darauf großen Wert gelegt, aber seit sie gestorben ist wollte er nicht mehr und auch niemand anderes durfte den Flügel anfassen. Bis du kamst"

Verlegen senke ich meinen Blick Richtung Fussboden.

"Tut mir leid." sage ich traurig.

"Nein, versteh mich nicht falsch!" beeilt sich Page zu sagen. "Ich glaube, das ist ein gutes Zeichen, Mia. Was auch immer du gemacht hast, es hat ihm geholfen loszulassen, zumindest ein Stück weit. Du weißt nicht, wie lange ich gehofft habe, das er sich eines Tages wieder etwas mehr öffnet."

Erneut laufen ihr die Tränen übers Gesicht und ein Seufzer entwischt ihr.

Ich drehe mich zu ihr und lege ihr tröstend eine Hand auf den Unterarm.

"Ich hatte gehofft, das... " beginne ich aber ich weiß nicht worauf ich gehofft hatte. Denn ich habe ja nicht mit dem Klavierspiel angefangen um irgendwem außer mir selbst eine Freude zu machen. Das ich damit auch jemand anderem helfen könnte, daran habe ich keinen Gedanken verschwendet. Und selbst als ich letzte Nacht hier her gekommen bin, habe ich nur an mich selbst gedacht und nicht an Ian. Oder irgendjemand anderen.

"Eigentlich habe ich doch gar nichts gemacht." sage ich verzweifelt.

"Du musst auch nichts machen, Mia. Sei einfach du selbst. Das ist genug. Du bist ein tolles Mädchen und das erste, das mein Sohn mit nach Hause bringt." sagt sie lächelnd und legt ihre Hand auf meine.

"Ian hat noch nie ein Mädchen mit hier her gebracht?" frage ich erstaunt.

"Nein!" bekräftigend schüttelt sie den Kopf. "Du bist die erste."

"Aber eigentlich hat mich Ian doch gar nicht mit hier her gebracht, sondern Felix." weise ich sie auf diese Tatsache hin.

"Ja, das erste Mal, aber dann ist er zu dir ins Internat gefahren, weil du nicht herkommen konntest und gestern hat er extra auf dich gewartet, um dich hier her zu holen. Ich glaube du hast ihm ganz schön den Kopf verdreht." glücklich lächelt sie mich an. "Wie gesagt, das hat er noch nie für ein Mädchen gemacht."

"Nein, das hat er nicht für mich gemacht. Sondern für dich." wiederspreche ich ihr, denn ich weiß noch, das er mich bei einer unsrer ersten Begegnungen im Internat gebeten hat, wieder mit hier her zu kommen, da Page ihm sonst den Kopf abreißen würde. Das hatte nichts mit mir zu tun.

Doch Page schaut mich erstaunt an. "Wieso denn mit mir?"

"Er wollte nicht, dass du böse auf ihn bist. Zumindest hat er mir das gesagt." erkläre ich ihr.

"Ach Mia." sagt Page kopfschüttelnd. "Nichts gegen meinen Sohn, aber ich glaube was ich möchte, oder womit er mir eine Freude machen würde ist ihm ziemlich egal, zumindest, wenn es um ein Mädchen geht."

"Ich glaube, da irrst du dich. Er hat dich sehr gern." sage ich bestimmt.

"Genau wie dich!" sagt sie lächelnd, was mich dazu veranlasst, beschämt ihrem Blick auszuweichen.

"Das hoffe ich wirklich sehr." sage ich leise.

"Vertrau mir. Ich bin seine Mutter und wenn ich dir sage, das er dich sehr mag, dann stimmt das auch."

Sie zwinkert mir zu und ich beginne glücklich in mich hinein zu lächeln.

Vielleicht hat sie ja tatsächlich recht. Sie kennt ihn wirklich schon viel länger als ich und wenn er bisher noch nie eine seiner Freundinnen mit hier her gebracht hat, dann sollte ich mich geehrt fühlen, auch wenn ich immer noch der Ansicht bin, das es Felix zu verdanken ist, das ich hier bin und nicht ihm.

Plötzlich fällt mein Blick auf etwas, das ich extra für Page gemacht habe und das mir bis zu diesem Moment entfallen ist.

"Mach mal sie Augen zu." fordere ich sie auf. Ich springe auf und schiebe sie vorsichtig auf die Klavierbank, damit sie sich setzen kann.

"Was? Wieso das denn?" verwirrt schaut sie mich an.

"Ist ne Überraschung." abwartend stehe ich da und nicke ihr belustigt zu. "Los! Mach schon."

"Mia!" tadelt sie lachend, folgt aber meiner Aufforderung.

"Aber nicht gucken!" warne ich sie, während ich durch den Raum eile um das Bild zu holen.

Es knistert etwas als ich es anhebe, aber ein Blick zu Page zeigt mir, dass sie noch immer die Augen geschlossen hat.

Ich trage das Bild zu ihr und halte es vor sie. "Augen auf!" befehle ich lächelnd.

Erstaunt schaut Page auf das rechteckige Etwas vor sich. "Was ist denn das?" will sie neugierig wissen.

"Pack es doch aus, dann siehst du es." gespannt schaue ich ihr zu, wie sie das Geschenk entgegen nimmt und vorsichtig das Papier zu entfernen beginnt.

"Hast du das gemacht?" will sie wissen.

"Ja, in der Schule." ich hoffe so, dass es ihr gefällt. Es soll immerhin ein Dankeschön dafür sein, dass ich herkommen durfte und sie einfach ein so lieber Mensch ist.

Unsicher verschränke ich die Hände hinter dem Rücken und drücke die Daumen. Bitte! Bitte! Lass es ihr gefallen.

Bevor Page endgültig das Einwickelpapier entfernt, schaut sie mich noch mal forschend an, dann schlägt sie es zur Seite.

Ihre Augen werden riesen groß und ihr Mund öffnet sich erstaunt. Aber sie sagt kein Wort. Sie Blickt auf das Bild, dann mich an, dann wieder auf das Bild, dann wieder mich.

"Das hast wirklich du gemacht?" fragt sie ehrfürchtig.

"Ja, gefällt es dir?" unsicher blicke ich sie an. Man, was ist, wenn sie es scheußlich findet? Wie konnte ich ihr nur das Bild geben. Ein Bild ist viel dauerhafter als Musik. Wenn ich mich verspiele ist der Ton im nächsten Moment schon wieder vorbei aber ein Bild hält für Immer. Für Ewigkeiten oder auch nur für einen Augenblick, wenn man es zerstört. Aber wenn niemand es beseitigt, können selbst die Kinder meiner Kinder und selbst deren Kinder sich von der Unvollkommenheit ihrer Ururur und noch mehr Ur..Großmutter überzeugen.

Vorsichtig fährt Page über die Gesichter jeder einzelnen Person. Über das von ihrem Mann, das von Felix, von Lena und über die der Zwillinge. Ganz zum Schluss über das von Ian, bei dem sie verweilt.

"Und das hast du nur aus dem Gedächtnis gemalt, nachdem du das eine Mal hier warst?"

"Ja, ich weiß, dass die Zwillinge etwas anders aussehen, aber besser habe ich es nicht hinbekommen." sage ich verlegen.

"Ganz ohne Foto?" fragt sie weiter.

Ich weiß nicht worauf sie hinauswill, aber ich nicke zustimmend.

Sie stellt das Bild vorsichtig auf dem Boden ab und steht auf, dann nimmt sie mich erneut in den Arm.

"Das Bild ist wirklich toll geworden." ergriffen räuspert sie sich. "Das bekommt einen Ehrenplatz im Wohnzimmer!"

Was ! Oh nein!

"Bitte nicht!" flehe ich sie an.

"Aber warum denn nicht?" fragt sie erstaunt.

"Es ist doch nichts besonderes, nur eine kleine Spielerei! Ich wollte dir nur eine Freude machen. Aber ich möchte nicht, das es jeder sieht." erkläre ich zerknirscht.

"Mia, du erstaunst mich immer wieder! Wie kannst du nur so schlecht von dir denken?" Page schiebt mich von sich und hält mich an den Schultern fest, dann schüttelt sie verärgert den Kopf.

"Du glaubst, das deine Musik nicht gut ist, du denkst das du nicht gut malst, du glaubst, das deine Eltern dich nicht lieben und vielleicht hältst du es auch für unwahrscheinlich, das dich jemand anderes lieben oder mögen könnte, aber..." sie holt tief Luft. "das ist alles Idiotisch!" entfährt es ihr. "Du spielst so wundervoll, so gefühlvoll Klavier, das es einem eine Gänsehaut verpasst und das man direkt fühlt, was der Komponist mit seiner Musik sagen wollte und dieses Bild..." erneut wirft sie einen Blick darauf. "Wenn du nach nur einem Blick solch exakten und detailreichen Porträts herstellen kannst, dann möchte ich gar nicht erst wissen, wie perfekt alles andere von dir aussehen würde, wenn du ein Foto oder eine Landschaft vor dir hättest. Und ob du es glaubst oder nicht, ich bin sicher das dich deine Eltern über alles lieben, ganz gleich welchen Grund sie auch gehabt haben mögen dich zu uns zu schicken." Sie schaut mir fest in die Augen und schüttelt mich leicht. "Und ich muss dir noch etwas sagen! Ich bin wirklich froh, dass ich dich kennen gelernt habe! Für mich und für Ian!" sagt sie bestimmt.

"Worum geht's denn hier?" ertönt es da von der Tür her. "Ich bin nämlich auch froh, das Mia da ist." sagt Felix lächelnd.

"Und wir auch!" die Zwillinge kommen hinter ihm durch die Tür zu uns.

"Ach nichts weiter." sagt Page abwinkend und lächelt mich augenzwinkernd an. Ganz nach dem Motto... siehst du hab ich dir doch gesagt.

"Hast du davon gewusst?" fragend deutet sie auf das Bild.

"Ja, zumindest ein bisschen. Aber ich habe es noch nicht fertig gesehen." neugierig nähert er sich dem Gemälde und schaut es sich an.

"Hey, sieht ja klasse aus! Ich wusste gar nicht, dass du uns alle darauf verewigt hast." lächelnd schaut er mich an. "Guck mal Julia, Mia hat dich gemalt." Eines der Mädchen, ich nehme mal an, das es Julia ist nähert sich Felix, doch auch Johanna läuft zu ihm.

"Bin ich auch auf dem Bild?" will sie wissen.

"Ja, hier. Guck. Wir sind alle drauf.

"Nein nicht alle! Mia fehlt." stellt Julia fest.

"Es ist ja nur ein Bild von eurer Familie." erkläre ich ihr. " Da gehöre ich nicht dazu."

"Ich finds trotzdem schade." sagt die kleine bestimmt. Dankbar lächel ich sie an. Auch Page lächelt.

"Dann sind wir uns ja einig, das Mia von jetzt an zur Familie gehört." stellt Page fest und nimmt eines der Mädchen auf den Schoß.

"Mama, darf ich da drauf Spielen?" fragt sie die kleine und deutet auf den Flügel.

"Ich weiß nicht süße, da solltest du erst Ian fragen." sagt sie unsicher. "Du weißt doch, das er das nicht möchte."

"Ja, weiß ich, aber Mia darf doch auch." gibt sie zu bedenken.

"Mia ist auch was ganz besonderes." erklärt sie dem Mädchen und schaut mich bewundernd an, was mich ganz verlegen macht.

"Besonderererer als ich?" fragt sie und hängt gleich ein paar mehr "er's" an das besonders, als da eigentlich hingehören.

"Für mich bleibt ihr immer die besten." versichert sie dem Mädchen."Aber mir gehört der Flügel ja auch nicht."

"Kann Mia denn für uns was spielen?" bittend schaut mich die Kleine an obwohl sie noch immer mit Page spricht.

"Ich weiß nicht, da musst du sie schon selbst fragen." erklärt sie dem Kind.

"Spielst du was für uns Mia? Bitte! Bitte!" bettelt die Kleine.

"Wo ist denn Ian?" frage ich sie.

"Der ist noch draußen bei Papa." kommt da prompt die Antwort von Zwilling Nummer zwei, der genauso aufgeregt im Zimmer herum hüpft.

"Na gut." stimme ich zu, "Aber nur bis Ian zurück kommt, Okay?"

"Ja, versprochen. Komm Mama, mach mal Platz. Da muss Mia hin."

Entschuldigend lächel ich Page zu, als nun gleich beide Zwillinge an den Händen ihrer Mutter ziehen und sie zum aufstehen zwingen wollen.

Page lächelt die Mädchen glücklich an und mach mir den Platz frei, dann setzt sie sich wieder auf das Sofa und nimmt eines der Mädchen auf den Schoß, das Andere kuschelt sich an ihre Seite. Auch Felix setzt sich dazu und wartete gespannt auf die Darbietung.

Angespannt Atme ich einige Male tief durch, aber ganz so schlimm, wie sonst finde ich es nicht, dass ich Zuhörer habe.

Immerhin, sind hier nur Menschen anwesend, die mir wichtig sind, auch wenn derjenige, der mir ganz besonders viel bedeutet nicht da ist.

Nachdenklich was ich spielen soll, blicke ich zu den Mädchen hinüber, dann entscheide ich mich für ein Lied, das ich vor noch gar nicht allzu langer Zeit in einem Disneyfilm gehört habe.

Vielleicht kennen es die beiden ja sogar.

Und tatsächlich beginnen sie schon nach wenigen Augenblicken das Lied mitzusingen.

"Willst du einen Schneemann bauen?" beginnt die erste.

"Los komm und Spiel mit mir." fällt die zweite mit glockenklarer Stimme ein. "Ich sah dich schon so lang nicht mehr, vermiss dich sehr, was ist nur los mit dir!"

Lächelnd schaue ich zu den Mädchen hinüber, dann muss ich mich aber doch etwas konzentrieren, weil ich das Lied so lange nicht mehr gespielt habe. Aber es stört mich nicht, das die Kinder mich begleiten, eigentlich ist es sogar schön.

Kurz bevor das Lied endet bekommen wir Gesellschaft, aber da das Lied ohne hin gleich zu Ende ist, höre ich nicht auf, sondern spiele es den Mädchen bis ganz zum Schluss vor.

Als der letzte Ton verklingt klatschen die beiden begeistert.

Unsicher drehe ich mich um und schaue in die verletzt dreinblickenden grünen Augen von meinem Angebeteten. Ich stehe auf und gehe auf ihn zu, lege meine Arme um ihn und flüstere ihm ins Ohr.

"Tut mir leid." dann gebe ich ihm einen Kuss auf die Wange. "Ich wollte schon früher aufhören, aber die Zwillinge haben mich überredet ihnen noch etwas vorzuspielen. Bitte sei nicht böse." erkläre ich ihm die Situation.

Sein Körper ist angespannt und er Atmet verkrampft ein und aus, als er uns alle hier in diesem Zimmer versammelt sieht, doch als er die Arme um mich legt, seine Nase in mein Haar steckt und beherrscht einige Male tief ein und ausatmet, entspannt er sich langsam.

"Kommt." Page steht auf und nimmt einen der blonden Engel an der Hand. Mit der Anderen nimmt sie das Bild. "Wir schauen Mal, ob wir nicht einen schönen Platz für das Bild finden." erklärt sie ihnen.

Als sie an mir vorbeigeht sagt sie noch einmal leise "Danke." und ich weiß, dass sie nicht meint, danke das du uns vorgespielt hast, sondern danke, dass du ihm so gut tust. Wobei sie sicher auch dankbar für die Zwillinge ist, die mich freudestrahlend anschauen.

"Spielst du uns bald wieder was vor?" wollen sie wissen.

"Mal sehen!" sage ich ausweichend.

Dann gehen sie summend nach draußen.

Bevor Felix die Tür hinter sich zuzieht kann ich noch ein Stück des Textes von dem Lied hören, das ich für die Mädchen gespielt habe.

"Willst du einen Schneemann bauen? Los komm und Spiel mit mir." klingen ihre süßen Stimmen zu uns, was jetzt auch auf Ians Gesicht ein kleines Lächeln zaubert.

"Du bist unmöglich." flüstert er resigniert.

"Was?" entsetzt starre ich ihn an, doch als ich sehe, wie er mich anlächelt fällt mir ein Stein vom Herzen.

"Das ist nicht fair! Wie kannst du die Mädchen gegen mich einsetzten."

"Was heißt hier gegen dich einsetzten?" ich boxe ihm leicht in den Bauch, worauf hin ihm ein Lacher entfährt. "Ich kann doch nichts dafür, dass sie mich zum vorspielen gezwungen haben."

"Ach Engelchen." seufzt er und vergräbt beide Hände an meinem Hinterkopf in meinen Haaren, dann lehnt er seine Stirn gegen meine und schließt gequält die Augen

"Was machst du nur mit mir?"

"Ich mach doch gar nichts." wiederspreche ich ihm leise und genieße seine berauschende Nähe, die mich mal wieder völlig aus der Bahn wirft.

"Und ob." bekräftigt er seine Aussage, dann gibt er mir einen leichten Kuss auf den Mundwinkel.

"Lass uns woanders hingehen." langsam löst er sich von mir und öffnet die Tür, die ins Wohnzimmer führt. Ich lösche noch schnell das Licht, dann folge ich ihm widerstandslos.

Den Rest des Vormittags verbringen wir in seinem Zimmer. Liegen auf dem Bett, hören Musik oder Reden. Dabei liege ich eng an ihn gekuschelt in seinem Bett und weil ich in der Nacht so wenig geschlafen habe schlafe ich sogar noch mal ein.

Irgendwann am frühen Nachmittag weckt er mich. "Komm aufstehen, Mia" drängt er mich. "Du solltest noch was essen, bevor du dich fertig machen musst und wir losfahren."

Wiederwillig richte ich mich auf. Ein Blick auf die Uhr an der Wand gegenüber von seinem Bett zeigt mir, dass es schon halb drei ist. In drei Stunden müssen wir vor der Wagner Oper sein. Und ich muss mich noch umziehen und fertig machen.

"Wie lange fahren wir denn da hin?" gähne ich.

"Ungefähr eine Stunde."

"Dann bleiben mir ja nur noch zwei, bis wir los fahren." plötzlich bin ich hell wach und springe aus dem Bett.

"Ganz ruhig, dir bleibt noch genug Zeit. Komm du bekommst jetzt erst mal etwas zu essen und dann kannst du dich in Ruhe fertig machen. Page ist auch noch nicht umgezogen, aber ich glaube ihre Veranstaltung beginnt auch erst um sechs." Beruhigend nimmt er mich bei der Hand und führt mich aus dem Zimmer.

Essen! Jetzt! Wie soll das denn gehen! Dafür bin ich viel zu aufgeregt!

"Ian, ich kann jetzt nichts essen." erkläre ich ihm. "Dafür bin ich viel zu aufgeregt."

"Versuch es wenigstens. Für mich, ja." flehend sieht er mich an, hält kurz inne und streicht mir mit einer Hand über die Wange, was meine Eingeweide nur noch mehr verknotet. Resigniert nicke ich ihm zu, weil er so traurig aussieht.

"Also gut, ich werde es versuchen." stimme ich zu. Sein Gesicht hellt sich auf und er zieht mich weiter in die Küche.

Obwohl es hier verführerisch nach Essen duftet ist niemand zu sehen.

"Wo sind denn alle?"

"Draußen oder so." er zuckt gleichgültig mit den Schultern.

"Aber wollen sie denn nicht essen?"

"Ich habe ihnen gesagt, das du schläfst und da haben sie ohne uns gegessen. Aber ich bin sicher, das noch genug übrig ist." er kramt im Kühlschrank herum und holt eine Schüssel mit Nudeln hervor, dann eine mit Käsesauce und dazu noch etwas gebratene Putenbrust.

"Das sieht doch lecker aus." Versucht er mich zu verführen. Und tatsächlich beginnt mein Magen hungrige Geräusche zu machen.

Dieser hinterhältige Verräter! Wenn ich mich vor dem Auftritt übergeben muss, hast du selber schuld schimpfe ich den grummelnden Geräusche Verursacher.

"Setz dich!" fordert Ian mich auf.

Und ich folge seiner Anweisung. Während ich darauf warte, dass das Essen warm wird, verfolge ich den Grünäugigen Koch mit Blicken durch den Raum.

Er holt Teller aus dem Schrank, Besteck aus der Schublade und Gläser aus der Vitrine, dann Wasser von der Arbeitsfläche.

Als er mir etwas einschenkt blickt er mir Kurz in die Augen.

"Mach dir keine Sorgen, das wird schon." er gibt mir einen Kuss aufs Haar und macht weiter.

Als ich mich nach dem Essen fertig mache, fühle ich mich gar nicht mal so schlecht, in Anbetracht der Tatsache, das mir in rund zwei Stunden mein erster Auftritt vor einer großen Menschenmenge bevorsteht.


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