✔All I want is... You

By Schoko-Keks-Monster

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Wenn im Leben nicht alles nach Plan läuft. Wenn im Leben andere bestimmen, was richtig für dich ist. Wenn du... More

Ausflug ins Ungewisse*
Ausflug ins ungewisse Teil2
Teil3
Teil4
Neue Bakanntschaften
Neue Bekanntschaften Teil 2
Oh mein Gott!
Allein im Wald
Gerettet
Der Abschied
Zu Hause
Veränderung
Eine nicht ganz so schlimmer Tag.
Noch mehr Veränderungen
Dienstag
Der Traum
Aufklärungsgespräche
Partytime
Partytime II
Mike
Die letzte Nacht
Internat
Krank
Einladung
Gut von Schönfeld
Samstag
In der Nacht
Zurück im Internat
Eine Lange Woche
Wochenende
Wochenende Teil 2
Wieder Vereint
Zeit für Gespräche
Nachts am See Teil 1
Nachts am See Teil 2
Montag, oder der ganz normale Wahnsinn
Dienstag und der Rest der Woche
Wahrheiten
Zarte Bande
Schlimme Erkenntnisse
Wie schnell die Zeit vergeht
Wieder ein Wochenende allein
Ian und Ich, Ich und Ian eine vertrackte Situation
Himmel hoch jauchzend zu Tode betrübt
Wie schnell sich alles ändert
Spiel mir was vor
Ian und Page
Abendkleid
Was habe ich mir nur dabei gedacht
Der Flügel
Das Bild und die Zwillinge
Das Konzert
Ian wo bist du?
Krankenhaus
Krankenbesuch
2ter September KKH
Ein Nachmittag mit Mel
Drei Wochen weiter
Ein Tag wie jeder andere
Klärungsbedarf
Ein langer Nachmittag
Geburtstagsgrüße
Letzte Woche vor den Herbstferien
Shopping und Mel
Freunde treffen
Allein zu Hause
Allein mit Mike
Die Ferien gehen zu Ende
Wohltätigkeit, was fürn Scheiß!
Lass mich nicht allein
Im Krankenhaus
Erinnerungen
Die Erkenntnis
Weihnachtsferien
Schwere Zeiten
Trennung
Umwege
Wörter Essen
Eins Zwei Drei Vier Eckstein alles muss versteckt sein
Schlimm
Skilaufen
Wieder vereint
Zurück
Wir
Im Keller
Gerettet
Warten auf Charlie
Eine Woche voller Neuigkeiten
Kinder, Kinder
Valentinstag
Glückliche Zeiten
Vom Fliegen und Fallen
Ian
Zahlen, Daten, Fakten, Danke :)
Teil 2 Fortsetzung

Glück und Unglück

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By Schoko-Keks-Monster


>> Schlaf gut Mia. << sagt sie gähnend.

>>Ja, Du auch.<< ich lege mein Handy beiseite. Ich kann diese Werbung auch später noch löschen. Entscheide ich.

Müde kuschele ich mich in mein Bett und schließe die Augen. Und im Handumdrehen bin ich eingeschlafen.

Als ich am Nächsten Morgen nur mit Alex, Joris und June beim Frühstück sitze, kommt es mir ziemlich komisch vor, das Felix nicht da ist. Seit ich hier zur Schule gehe, war er immer mit mir beim Essen, naja, jedenfalls immer dann, wenn es auch die anderen waren.

An den Wochenenden war ich ohnehin allein hier. Nur wenige Schüler fahren übers Wochenende nicht nach Hause. Und scheinbar gibt es nicht so viele neue Schüler in diesem Schuljahr, so das nur wenigen die gleiche Eingewöhnungszeit wie mir verordnet wurde.

Wie immer streift mein Blick durch die Mensa, doch wie zu erwarten war, kann ich Ian nirgends entdecken. Wie auch, wenn er mit Felix noch in Paris rumhängt.

Seufzend wende ich mich wieder meinem Essen zu, das haute aus Haferbrei mit Obst und einer Tasse Kaffee besteht. Meine Notration habe ich bereits fertig geschmiert und nun liegt sie in eine Serviette gewickelt neben meinem Teller.

Nach dem Essen gehen wir in den Unterricht und als ich auch diesen hinter mir habe, steht mir noch der nervenaufreibende Klavierunterricht bevor.

Ich sitze bereits am Piano, als Herr Müller hereinkommt.

>>Ah, schön dass sie schon da sind. Haben sie die Stücke parat, um die ich sie gebeten habe? <<

>>Ja. << ich reiche ihm die Notenblätter und sehe, wie er zustimmend nickt.

>>Gut, dann lassen sie mal hören.<<

War klar, dass er keine Zeit verschwendet. So ist es eigentlich immer. Von dem Moment an, wo er den Raum betritt, bis dahin, wo er ihn wieder verlässt ist er hundertprozentig auf den Unterricht konzentriert und das erwartet er auch von mir. Also gebe ich mein Bestes und versuche seinen hohen Ansprüchen gerecht zu werden.

Am Ende der Stunde bin ich mal wieder völlig erledigt, doch komme ich nicht umhin, mich zu wundern, dass wir ausschließlich an den Liedern gearbeitet haben, die ich ihm gegeben habe. Nicht das ich das schlimm fände, aber seltsam ist es schon, weil wir sonst immer mehrere Stücke üben und nicht die, die ich eigentlich schon recht gut beherrsche.

>>Das klingt ja schon ganz vielversprechend. << lobt Herr Müller mich ausnahmsweise mal, dabei ist er sonst mit solchen Dingen immer sehr sparsam. >>Aber bilden sie sich nicht ein, das es nicht noch besser geht. Ich möchte, dass sie den Rest der Woche diese Stücke üben, bis sie ihnen zu den Ohren raus kommen, denn am Wochenende werden sie mit einigen meiner anderen Schüler bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung in der kleinen Wagner Oper auftreten.<< erklärt er schlicht.

Doch mir bleibt der Mund offen stehen. Ein Auftritt vor Menschen. Ganz in der Öffentlichkeit, das kann er doch nicht ernst meinen!

>>Herr Müller, das meinen sie doch nicht erst?! Das geht nicht... ich meine ich kann nicht....<< stoße ich erschreckt aus.

>>Frau Mendéres!<< fährt er mich an. >>Sie können und sie werden. Wenn ich ihnen sage, das sie soweit sind, dann schaffen sie das auch.<< sagt er streng.

>>Aber...<< wende ich ein, doch ich weiß nicht, was ich sagen könnte, das ihn von seinem Entschluss abbringen würde.

>>Ja?<< fragt er nach, als ich nicht fortfahre.

>>Nichts.<< bringe ich resigniert hervor.

>>Gut, dann ist ja alles geklärt. Am Samstagnachmittag werden sie hier abgeholt, dann fahren sie mit den Anderen zusammen zum Auftritt. Anschließend werden sie wieder zurück nach Schloss Hohenfels gebracht. Noch irgendwelche Fragen?<< wie erstarrt schüttele ich langsam mit dem Kopf. >>Ach und noch etwas.<< er sieht mich streng an. >>Ich erwarte, dass sie in einem Abendkleid erscheinen, aber das ist ja wohl selbstverständlich!<<

Ein Abendkleid! Wo soll ich denn ein Abendkleid hernehmen, ich habe ja nicht mal ein Sommerkleid, geschweige denn einen Rock! Oder irgendetwas, das auch nur ansatzweise einem Kleid ähnelt.

>>Herr Müller, << wende ich ängstlich ein >>Ich besitze aber kein Abendkleid.<<

>>Dann besorgen sie sich eines. Ich hab gehört es gibt Geschäfte, die so viele davon haben, das sie sie sogar verkaufen! Guten Tag, Frau Mendéres!<< Und damit geht er zur Tür hinaus und lässt mich mit meinen Problemen allein.

Unruhig gehe ich im Zimmer auf und ab, setzte mich auf einen Stuhl und springe im nächsten Moment wieder auf.

Wo soll ich denn auf die Schnelle ein Abendkleid herbekommen, ganz zu schweigen, von dem Geld, das so etwas kostet. Die Dinger sind bestimmt nicht billig. Und dazu kommt noch, das ich vor ich weiß nicht wie vielen Menschen spielen soll. Ganz Offiziell!

Ich kann das Nicht! Panik erfasst mich und mein Herz beginnt zu rasen. Das schaff ich nicht, ich kann nicht vor diesen Menschen auftreten. Bestimmt verspiele ich mich oder ich vergesse komplett wie man spielt!

Sie werden mich auslachen oder auspfeifen. Wahrscheinlich sogar beides!

Hektisch laufe ich von einer Seite des Zimmers zur anderen, hin und her... hin und her... wie ein Tiger im Käfig. Eingesperrt, ohne Hilfe in Sicht. Vor allem habe ich keine Wahl. Ob ich will oder nicht, muss ich mich dieser Herausforderung stellen. Denn, ich fürchte, dass wenn ich mich weigere wird mir Herr Müller keinen weiteren Unterricht mehr erteilen und auch Frau Wolf wird nicht begeistert sein, denn immerhin war es ja Bedingung, dass ich im Winter auf dem Wohltätigkeitsball hier in der Schule ein paar Lieder zum besten geben.

Und hat sie nicht auch gesagt, dass Herr Müller sich um meine Angst vor Menschen zu spielen kümmern wird.

Meinte sie das damit? Dass er mich einfach ins kalte Wasser schmeißen wird um zu sehen, ob ich untergehe oder mein Selbsterhaltungstrieb mich zurück an die Oberfläche treibt?

Verzweifelt raufe ich mir die Haare. Eine Woche bleibt mir! Nur eine Woche, bis mein Ende naht! Bis ich vermutlich an einem Herzinfarkt oder so etwas ähnlichem sterbe.

Nach dem ich eine Ewigkeit im Zimmer auf und ab gerannt bin und mich ununterbrochen mit diesen Fragen und zweifeln herumgeschlagen habe, verlasse ich erschöpft den Raum.

Ich kann heute nicht mehr weiter spielen.

Dafür bin ich viel zu aufgewühlt. Ich gehe in mein Zimmer, das leer ist, aber ich bin viel zu unruhig, um hier zu bleiben, also gehe ich wieder raus. Ich renne Ziellos in den Gängen umher, gehe in den Aufenthaltsraum, mit dem Kamin, der so gut wie leer ist, dann gehe ich zum See und schaue aufs Wasser, doch auch dieser Anblick und die leiesen, rauschenden Geräusche, die das Wasser erzeugen vermögen meine aufgewühlten Gefühle nicht zu beruhigen.

Also gehe ich um das Gebäude herum und betrete es wieder durch die Eingangstür.

Völlig in Gedanken versunken stoße ich im Foyer mit Alex zusammen, die scheinbar auf mich gewartet hat.

>>Hey, nicht so stürmisch!<< lacht sie. >>Ich freu mich ja auch dich zu sehen. <<

>>Entschuldigung, ich hab dich gar nicht gesehen!<< fahrig fahre ich mit der Hand durch meine kurzen Haare und kneife verzweifelt die Augen zusammen.

Alex sieht mich überrascht an. >>Alles klar bei dir?<< will sie mitfühlend wissen.

>>Ja... Nein!<< rufe ich aufgebracht aus.

>>Hey, Mia, was ist denn los?!<< erstaunt reißt sie die Augen auf. >>So aufgelöst kenn ich dich ja gar nicht!<<

>>Dieser.... dieser... dämliche Herr Müller! << rufe ich aus.

>>Was! Hat er dir was getan!<<

>>Wa... Nein... oder ja...hat er.<< sage ich verwirrt und aufgebracht zu gleich.

>>Los erzähl! Hat er dich angefasst? Dich bedrängt! Mia, jetzt sag schon, oder soll ich gleich die Polizei rufen!<< fragt sie erregt.

Bei ihren Worten muss ich kurz stutzen, doch dann huscht ein kleines Lächeln über mein Gesicht. Alex ist echt toll, immer denkt sie gleich an das Schlimmste.

>>Nein, du musst die Polizei nicht rufen, wobei... << wenn sie sie doch ruft, vielleicht muss ich dann nicht zu diesem Konzert.

Doch ich schüttel innerlich den Kopf, dann seufze ich ergeben auf. Mir bleibt wohl nichts anderes Übrig, als mich in mein Schicksal zu fügen.

>>Er zwingt mich dazu am Wochenende ein Konzert zu geben!<< sage ich resigniert.

>>Wa...<< Alex ist baff. Mit offenem Mund starrt sie mich an. >>Ei...ein Konzert? Wo denn?<< stottert sie.

>>Irgend so einem Opernhaus. Keine Ahnung wo. <<

>>Ich komm hin! Wir kommen alle!<< sie ist völlig von den Socken, doch ich bin wie geschockt.

>>Was! Nein! Das geht nicht! Dann wird alles nur noch schlimmer! << entsetzt starre ich sie an.

>>Mia, komm schon! << fleht sie. >>Wir haben dich doch schon spielen gehört, da macht doch einmal mehr auch nichts aus. <<

>>Alex, du verstehst das nicht! Ich kann da nicht hin! Ich kann nicht vor all den Menschen spielen! Das pack ich nicht!<<

>>Mia, hör mal. << sagt sie ganz ruhig, als wäre ich ein kleines Kind, dann legt sie ihre Hände auf meine Arme und drückt mich aufmunternd.

>>Du schaffst da. Ich hab dich spielen gehört und es war einfach umwerfend. Okay! Da kann gar nichts schief gehen!<<

>>Doch da kann alles schief gehen! Ich kann mich verspielen, ich kann die Noten vergessen, ich kann...ich kann tot umfallen!<<

sage ich aufgebracht.

Doch Alex lächelt mich nur aufmunternd an.

>>Du hast doch so fleißig geübt, da kannst du die Stücke gar nicht vergessen. Selbst wenn , dann spielst du eben das, was dir gerade einfällt.<<

>>Trotzdem. << wiederspreche ich leise. >>Ich will nicht.<<

>>Ach Mia!<< tröstend zieht sie mich in die Arme und streichelt meinen Rücken.

>>Auch wenn du nicht an dich glaubst, ich weiß, dass du es schaffst. <<

Resigniert lasse ich den Kopf hängen und kneife die Augen zusammen. >>Ich hab keine andere Wahl oder?<< frage ich niedergeschlagen?

>>Sieht nicht so aus. Aber fürs erste könntest du mit uns essen gehen, da kommen Joris und June. << sie deutet zu den beiden hinüber und winkt ihnen zu. Arm in Arm schlendern die beiden durch die Lobby auf uns zu und sehen sehr glücklich aus.

>>Na ihr Turteltäubchen. << neckt Alex sie. >>Hungrig?<<

>>Ja, und wie! Komm lass uns essen gehen.<< sagt Joris und zieht June hinter sich her, die unter ihren roten Haaren und den Sommersrossen rot anläuft.

Langsam folgen wir den beiden. Mit unserem Essen setzten wir uns an den Tisch. June und Joris uns gegenüber.

Doch bei all der Anspannung ist mir wiedermal der Appetit vergangen. Lustlos knabbere ich an meinem Brot herum, das einfach nicht weniger wird. Irgendwann kann ich es nicht mehr sehen und schmeiße es in den Müll. Aber ich nehme mit noch etwas Obst für später mit, nur für den Fall, dass ich doch noch hunger bekomme.

Aber um überhaupt etwas zu mir zu nehmen trinke ich drei Gläser Wasser und zwei O-Säfte.

Besorgt schauen mich meine Freunde an.

>>Alles in Ordnung? << will June wissen. >>Du hast gar nicht gegessen.<<

>>Ja, geht schon, ich hab nur keinen Appetit. <<

Nachdenklich schaut sie erst mich an, dann Alex, doch als diese mit den Schultern zuckt lässt June die Sache auf sich beruhen, wofür ich ihr wirklich dankbar bin. Die Sache mit dem Konzert jetzt noch mal von vorn durchzukauen wäre mir echt zu viel geworden.

Nach dem Essen gehe ich in mein Zimmer zurück. Ich setzte mich am meinem Schreibtisch und sehe meine Noten für Ian noch einmal durch, doch um weiter an dem Lied zu arbeiten bin ich viel zu geschafft. Also stecke ich sie wieder in die Schublade.

Da June noch immer bei Joris ist, der ja ausnahmsweise mal ein Zimmer für sich alleine hat, bin auch ich ungestört.

Ich krame mein Handy aus der Tasche und sehe mir die Bilder von Felix noch mal an und ein hauch Fernweh schleicht sich in meine Gedanken.

Paris sieht wirklich schön aus. Überall sind kleine Cafés und Boutiquen und die Straßen sind mit Blumen bunt geschmückt.

Auf einem Bild sitzen Page und Peter Arm in Arm auf einer Bank vor einem Fluss. Sie schauen auf das Wasser und betrachten den Sonnenuntergang, währen Felix sie scheinbar unbemerkt von hinten fotografiert hat. Das Bild sieht sehr Romantisch aus, wie Page ihren Kopf an Peters schulter gelehnt neben ihm sitzt. Verträumt seufze ich auf.

Eine Weile betrachte ich die beiden verträumt, dann blättere ich weiter.

Auf dem nächsten Bild sitzen Felix, Johanna und Julia in einem dieser langsamen Boote im Disneyland und er macht ein Selfie von sich und den beiden. Sie sehen sehr glücklich aus, vor allem die Zwillinge sind am strahlen. Und im Hintergrund kann ich einen kleinen Olaf sehen. Lächelnd zoome ich in das Bild hinein und betrachte Felix eingehend.

Seine freundlichen braunen Augen, die mich immer wieder zum Lachen bringen, das dunkle Haar, wie immer perfekt gestylt und die schmalen Lippen, die wie so oft zu einem Lächeln verzogen sind.

Und plötzlich wird mir klar, wie sehr ich ihn vermisse. Er ist wirklich ein toller Kerl! Ein großartiger Freund. Schade, dass ich nicht mehr für ihn empfinde, denn mit ihm würde ich bestimmt keine bösen Überraschungen erleben.

"Hey Urlauber!

Seid ihr schon gelandet?"

Schicke ich ihm kurzerhand eine Nachricht.

Doch wenn ich gehofft hatte, das er augenblicklich antworten würde, dann habe ich mich geirrt, denn es tut sich nichts.

Enttäuscht scrolle ich meine Nachrichten weiter nach unten und entdecke wieder die unbekannte Nummer, doch diesmal bin ich neugierig, was, oder von wem sie ist.

Als ich sie öffne verschlucke ich mich prompt an dem Wasser, was ich gerade getrunken habe und huste mit fast die Lunge aus dem Leib, so erschreckt habe ich mich!

In der Nachricht befindet sich ein Bild. Ein Bild von Ian!

Er steht verträumt an ein Brückengeländer gelehnt und schaut auf den Fluss hinunter. Unter ihm kann ich gerade noch die Spitze eines kleinen Bootes sehen, das unter der Brücke verschwindet.

Den Blick weit in die Ferne gerichtet. Sein Kiefer ist entspannt, wie eigentlich alles an ihm.

Er trägt eine leichte, dunkelgraue kurze Shorts dazu ein helles T-Shirt und eine kurzärmeliges Jeanshemd.

Fasziniert betrachte ich das Bild. Ich vergrößere sein Gesicht, bis ich jede Linie seines Profils erkennen kann. Er sieht einfach umwerfend aus!

Aber woher kommt dieses Bild? Von Felix kann es nicht sein, denn seine Nummer habe ich ja. Ist es vielleicht von Page? Aber warum sollte sie mir ein Bild von Ian schicken?

Verwirrt runzele ich die Stirn und kneife die Augen ein klein wenig zusammen.

Das es nicht von den Zwillingen oder Lena ist, da bin ich mir sicher. Ob Ian es mir geschickt hat? Aber wer hat es dann gemacht? Wenn Felix es gemacht hat, warum hat er es mir dann nicht mit den anderen Bilden geschickt?

Überfordert versuche ich einen klaren Gedanken zu fassen.

Ich könnte dem Absender ja einfach eine Nachricht schicken und ihn fragen, wer er ist. Oder sie!

Unschlüssig schweben meine Finger über den Buchstaben.

"Hi" tippe ich, dann lösche ich es wieder.

"Danke für das Bild" ... löschen

"Wer bist du?"... löschen

Verzweifelt werfe ich das Handy beiseite und stehe auf.

Mir fällt einfach nichts Cooles ein, was ich schreiben könnte, daher lasse ich es. Vielleicht löst sich das Rätsel ja ganz von allein, wenn ich nicht auf die Nachricht reagiere, vielleicht schreibt er mir ja noch irgendwas dazu, aus dem ich schlauer werde.

Und was ist, wenn er es nicht tut? Wenn er denkt, das ich nicht schreibe, weil mir das Bild nicht gefallen hat? Unschlüssig starre ich auf mein Handy, das unschuldig auf meinem Bett liegt, wo ich es hingeworfen habe.

Plötzlich fängt es an zu summen und bekomme einen riesen schreck, weil ich in diesem Moment nicht damit gerechnet habe.

Unsicher gehe ich zu meinem Bett, als könnte mich das darauf liegende Handy im nächsten Augenblick anfallen.

Ich nehme es in die Hand und schaue nach, wer geschrieben hat.

Felix!

Erleichtert öffne ich seine Mitteilung.

"Hi, Mia.

Sind gerade gelandet. Wir sehen uns Morgen.

Schlaf gut.

BM Felix

P.s. hoffe dir gefallen die Bilder."

"Die Bilder sind toll! Danke!

Das Foto von deinem Bruder auf der Brücke gefällt mir besonders.

BM"

So, jetzt werde ich hoffentlich bald mehr wissen. Bei Felix kann ich mir sicher sein, das er nichts komisches von mir denkt. Immerhin muss ja einer von ihnen das Bild gemacht haben.

Es dauert auch nicht lange, dann kommt eine neue Nachricht von ihm.

"Wie kommst du denn an das Bild?"

schreibt er.

" Hat mir jemand geschickt"

"Ich wars nicht"

"Ist mir aufgefallen. Weißt du wer es geschickt hat?"

Einen Augenblick bleibt mein Handy stumm, dann piepst es erneut.

Schon will ich Felix Nachricht lesen, da wird mir klar, dass nicht er mir geschrieben hat, sondern der Foto Verschicker, dessen Nummer ich nicht kenne.

"Ich war das"

schreibt er nur. Haha, wie überaus hilfreich denke ich sarkastisch.

Aber da er bei Felix ist, kann es nur Ian sein.

"Und wer ist ICH?"

"Ich dachte du würdest selbst drauf kommen Engelchen."

"Bin ich auch, aber ich wollte ganz sicher gehen." schreibe ich zurück und schmeiße mich glücklich auf mein Bett. Ian schreibt mir! Und er hat mir ein Bild von sich geschickt. Ich weiß zwar nicht warum, aber ich finde das Foto super!

"Sind dann jetzt alle Zweifel beseitigt?"

"Ja, jetzt kann ich ganz beruhigt schlafen gehen."

"Freut mich. Träum was Schönes Engelchen."

"Du auch und Danke!"

Es kommt keine weitere Nachricht, aber das ist auch nicht nötig. Für den Moment bin ich überglücklich mit denen, die ich bekommen habe. Und ab Morgen kann ich ihn wieder Life und in Farbe sehen.

Schnell mache ich mich Bettfertig, dann nehme ich wieder mein Handy zur Hand und öffne seine Nachricht mit dem Bild.

Ich speichere seine Nummer ein und schaue anschließend so lange das Bild an, bis mir die Augen zufallen.

Mitten in der Nacht, oder kurz davor höre ich, wie meine Zimmertür geöffnet wird. Jemand schleicht leise durch Zimmer. Ich höre wie das Holz von Junes Bett knarrt und die Decke raschelt, dann ist es wieder ziemlich still.

Ich drehe mich zurück auf die Seite und schließe wieder die Augen. Bei all der Aufregung ist mir gar nicht aufgefallen, das June nicht in unser Zimmer zurückgekommen ist, bis jetzt.


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