Ich wachte mitten in der Nacht von Geigenmusik auf. Doch auch als ich ein Kissen gegen die Tür geworfen hatte hörte diese Musik nicht auf. Verschlafen schlurfte ich ins Wohnzimmer, um zu schauen, wo dieser Lärm her kam. Dort stand Sherlock und spielte Geige. Um 3 Uhr nachts hatte er nichts besseres zu tun als Geige zu spielen?! Müde warf ich ihm einen Nicht-dein-Ernst-Blick zu und er hörte kurz auf zu spielen. ,, Ich kann so besser denken.", sagte er und es klang fast wie eine Rechtfertigung. Meine Antwort darauf war lediglich: ,, Normalerweise denkt man um 3 Uhr Nachts nicht nach sondern schläft." Ich war zwar eigentlich verdammt müde, doch mir war bewusst, dass ich jetzt erstmal nicht wieder einschlafen könnte. Also setzte ich mich auf die Couch und schaute Sherlock zu, wie er hochkonzentriert mit dem Bogen über die Seiten seiner Geige strich. Es war eine unglaublich elegante Bewegung. Er spielte schön, das musste man ihm lassen. Mich ließ der Gedanke daran, dass Sherlock sofort so viele Verdächtige hatte, nicht los. Wie war er darauf gekommen? Wer waren diese anderen? Was hatten sie mit all dem hier zu tun? Ich schaute ihn an und fand, dass seine hohen, spitzen Wangenknochen sein Gesicht irgendwie sexy machten. Stopp! Du weißt wohin das führt! Und seine Augen... Aufhören!!! Wieso bringt er dich so aus dem Konzept? Sherlock schien von dem zum Glück nichts mit zu bekommen. Es wunderte mich nicht, dass er so gut dabei nachdenken konnte, denn ich verlor mich nach und nach in der Musik. Vielleicht lag es aber auch daran, dass es 3 Uhr morgens und ich müde war. Irgendwie beruhigte es Sherlock zuzuhören und irgendwann waren meine Augen so schwer, dass ich sie nicht mehr offen halten konnte.
Das erstaunliche war, dass ich am nächsten Morgen, als ich diesmal nicht von Geigenmusik, sondern von der Sonne geweckt wurde, nicht auf der Couch sondern in meinem Bett lag. Zuerst dachte ich, ich hätte das alles nur geträumt, doch neben der Tür lag noch das Kissen, dass ich gegen die Tür geworfen hatte. Er hat mich doch nicht...neeee...Er kann mich doch nicht die Treppen hier hoch getragen haben. Nein. Aber anders konnte ich es mir nicht erklären. Sherlock war so ein Mensch bei dem man nie wusste: zum einen konnte er total lieb, nett, freundlich, ja sogar süß sein und im nächsten Moment war er so ein eingebildeter , hochnäsiger, klugscheißender Kotzbrocken. Man wurde aus ihm einfach nicht schlau. Trotzdem fand ich es unglaublich süß, dass er mich hoch ins Bett getragen hat.