•мinus III•

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"Energisch öffne ich wieder meine Zimmertür um aus dem Raum zu stürmen, noch mehr Zeit durfte ich nicht verschwenden."

Taehyung

Ein dumpfes Klopfen ertönt an meiner hölzernen Zimmersperre. Ich sitze in meinem durchaus bequemen Ledersessel am Schreibtisch, den ich relativ selten für Arbeitszwecke verwende. Denn auch wenn dieser Raum mein Arbeitszimmer ist, fungiert dieser eher als Rückzugsort für mich.
Fast schon ungeduldig klopft er wiederholt an. Entweder befürchtet er, dass ich ihn nicht gehört habe oder er will keine Zeit verlieren, nachvollziehbar, viel hat er davon nicht mehr bis Jeongguk und Jimin kommen.

Wissend das es Yoongi ist und auch nur sein kann, der hinter der Tür steht, breitet sich ein Grinsen auf meinen Lippen aus.
Ich hatte den Jungen herbeordert, er ist schon ziemlich lange hier und das er nicht redet nervt mich. Also habe ich ihn aufgrund eines, für mich wichtigen, Gesprächs aufgefordert herzukommen, mit dem Ziel ihn endlich zum Sprechen zu bewegen.

"Herein" bitte ich den Braunhaarigen mit kalter Stimme, er muss nicht wissen das ich mich darüber freue, dass er da ist. Auch wenn man es nicht vermutet, dass mir das zusetzt, aber ich bin nicht gerne alleine. Deswegen macht es mich zwar sauer, er wechselt ungebeten nicht ein Wort mit mir, viel mehr macht es mich allerdings  traurig. Ich dachte mit ihm geht es mir besser, so lange einsam in dem Gebäude setzt auch mal einem Wesen wie mir zu.
Niemanden habe ich bis auf meine Freunde und jetzt auch ihn. Eine Familie kann ich gar nicht haben, denn ich bin eine einzigartige Kreatur.
Geboren mit Unsterblichkeit und der Eigenschaft nicht altern zu können.
Könnte man tatsächlich als praktisch ansehen. Allerdings bedeutet das auch, dass ich zusehen muss wie meine Freunde dahinscheiden werden. Zwar sind sie alle bis auf einer auch keine Menschen, aber dafür sterblich.

Mein beinahe trübseliger Gedankengang wird abrupt unterbrochen, als der Braunhaarige den Türknauf dreht und somit das Schloss entriegelt. Ein schrilles Quietschen erklingt als er die alte Tür öffnet. Man muss wohl wieder die Scharniere ölen; Kleinarbeit die gerne vergessen wird. Durch den entstandenen Spalt streckt er seinen Kopf hervor. Seine Miene ist wie immer emotionslos, doch blitzt mal wieder ein wenig Furcht in ihnen auf. In solchen Momenten macht er dann wieder so einen unschuldigen und niedlichen Eindruck, aber ich weiß das er nicht so ist, sonst wäre er wohl kaum eingebrochen.

Als er immernoch nicht eintritt- wahrscheinlich weil er sich unsicher war, warum er an erster Stelle überhaupt hier ist- nicke ich als Zeichen zu mir zu kommen.
Etwas zweifelnd schreitet er, nachdem er die Sperre hinter sich wieder geschlossen hat, auf mich zu. Ich bin mir sicher in schwer schlucken gehört zu haben.
Einerseits genieße ich meine Macht und die Wirkung, die ich auf andere ausübe, doch bei ihm will ich das nicht. Irgendwo ist ja das Ziel, dass wir in Frieden hier zusammen leben.

"Nimm doch Platz" ich zeige auf den Stuhl direkt mir gegenüber und deute ein kleines Lächeln an. Vielleicht hätte ich das lassen sollen, denn seine Augen weiten sich und er wirkt noch viel unsicherer als davor.
Ich schaffe es echt nur schwerlich diesen Jungen nicht unter Druck zu setzen, fällt mir auf. Zurückhaltend wie er ist setzt er sich stocksteif auf die Sitzgelegenheit, mit geradem Rücken und nach hinten gedrückten Schultern. Da fühle ich mich fast schon unverschämt in meiner Haltung. Denn ich sitze entspannt, nach hinten gelehnt und mit den Füßen auf der Tischplatte da. Aber was will ich dagegen machen, es ist nunmal furchtbar bequem.

"Yoongi, es geht darum" ich seufze einmal tief aus, wieder etwas das ich einfach hätte unterlassen sollen, denn ich meine eine Schicht von Angstperlen an seiner Stirn zu erkennen. Warum will ich denn eigentlich immer so dramatisch sein?
"Ich möchte nur eine Kleinigkeit anmerken, die mich die letzte Zeit beschäftigt hat. Nämlich würde es mich freuen wenn du reden würdest, also auch ganz ohne das ich danach frage"

Wie hypnotisiert schaut er auf seine blanken Handflächen. Seine braunen Augen scheinen jede einzelne Falte seiner zarten Haut zu studieren. Der Atem verlangsamt sich immer mehr und sein Blick scheint starrer zu werden, sodass er in wenigen Momenten in einen Trancezustand verfällt.
Es wirkt beinahe so als ob die Zeit still steht und die Luft im Raum hat eine fast schon bedrohliche Spannung, Intensität.

-Ganz klarer Fall, er will mir weiterhin nicht antworten, vor allem überhaupt jemals mit mir reden. Mir würden verschiedene Wege einfallen seine süße Stimme mal hören zu können, doch würde letztendlich alles mit körperlichen Verletzungen zu tun haben.
Demnach bleibt mir nur noch eine Möglichkeit.

"Wenn du etwas sehr wichtiges noch länger behalten willst, ist es ratsam das du dich an die Regeln hältst" nötige ich ihn gewissermaßen und irgendwie komme ich mir total vor, wie ein unsympathischer Lehrer, der um etwas zu erreichen an die Schulordnung erinnern muss.
Aber was für eine Wahl hatte ich denn sonst?

Wie von einem Hund gebissen zuckt er auf einmal merklich zusammen und reißt seine Augenlider so weit auf, wie ich seine müden Sehorgane die letzten Wochen noch nie beobachtet habe.
"N-Nein ich mach schon, ist in O-Ordnung" stockt der Junge, während er meinem Blick krampfhaft versucht Stand zu halten. Immer wieder niedlich wie er versucht sich gegen mich zu behaupten, jenes hat er schon oft versucht.
Doch auch wenn mir dieses Machtspiel Freude bereitet, lasse ich es für heute sein. Er hat noch genug zu tun, das Haus wird sicher nicht durch Zauberhand sauber sein, auch wenn ich zugegebenermaßen dies herbeiführen könnte.
Aber dann wäre es nicht mehr so lustig.

"Na geht doch" seufze ich erleichtert und nehme meine Füße endlich vom Tisch.
Ich bin gespannt ob er sich auch daran hält, aber ich schätze das ist nur eine Frage der Zeit. Das Vertrauen von Personen zu gewinnen ist schließlich ein Prozess.
Und diesen muss ich wohl oder übel in Kauf nehmen.

Die Reaktion von ihm finde ich wiederrum zum Schreien komisch, um nicht wie ein vollkommen Irrer aus dem Nichts loszulachen, muss ich tatsächlich in mein Bein zwicken.
Bis auf ein Augenrollen kommentiert Yoongi es nicht weiter, ehe er aufsteht und wieder aus dem Raum wandert.

Ja er ist wirklich ein amüsantes Kerlchen, ich bin froh das ich sein Leben nicht geendet habe, als er sich das Fenster hoch gerangelt hat.

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Random fact: Das Kap hat mir bisher am meisten Spaß gemacht zu schreiben.

Another random fact: ich werde einfach weil es Laune macht unter jeden Kap einen Fakt über mich beichten. Oder etwas zu dem Prozess des Schreibens z.B. das letzte Kap habe ich tatsächlich angetrunken (vlt auch betrunken, don't judge me) geschrieben, aber ich konnte dann einfach viel flüssiger schreiben XD

Cut of life~TaegiWhere stories live. Discover now