мinus XLVII

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'Einer nach den anderen umarmt den Kranken, der so stark wie möglich versucht zu erwidern. Der Junge verabschiedet alle mit einem "Auf Wiedersehen" , erwidert hat jedoch keiner von ihnen. '

Taehyung

Durch verschlafene Augen, er ist wohl noch halbwegs im Land der Träume, blickt mich Yoongi an, der noch nicht wirklich versteht was gerade passiert ist. Vor allem warum so plötzlich alle gehen wollen. Normal hätten wir ihm auch einfach auf sein Zimmer hoch gebracht und schlafen gelegt, aber wir haben ihn schließlich geweckt, damit jeder einzelne Tschüss sagen kann, da wäre ich auch skeptisch.

"Was ist denn mit denen gewesen?" fragt er daher und fährt sich durch die Haare, die auch schon lange keine Dusche mehr erlebt haben. Ein wenig rutscht er zur Seite um mir Platz zu bieten, doch ein ernstes Gespräch würde ich niemals dort hin vertagen.
"Naja, ganz genau weiß ich es auch nicht" murmel ich, lüge wie in letzter Zeit viel zu oft, eine Gewohnheit sollte das nicht werden, niemals.

"Aha" entgegnet mein müder Mitbewohner, gähnt anschließend. Er sieht putzig dabei aus, doch darauf konzentrieren kann ich mich nicht, einen Grund für alles hat es schließlich und den müsste ich ihm sagen, so sehr ich es nicht machen will.
"Wollen wir hoch gehen, zu mir ins Bett, das ist größer..." frage ich, verliere während dem Sprechen meinen Mut, es ist mir peinlich, vor allem weil es mehr als nur zweideutig ankommen kann.

"Ja können wir machen" meint er nur, gähnte noch einmal bis ihn eine Schüttelfrost erfasst.
"Warte ich mach noch einen Tee" ein sachtes, zurückhaltendes Schmunzeln, die Mundwinkel heben sich, wenn auch schief.

Mein Gegenüber wirkt aber nur ab, kneift die Augen zusammen.
"Passt schon, du wirst wahrscheinlich noch mich tragen müssen, der Tee wäre ein wenig zu viel, außerdem möchte ich keinen. Auch wenn mir zugegeben kalt ist" wimmelt er meine Überfürsorge, die mehr dazu gedacht war Zeit zu schinden, ab.

Geschlagen nicke ich und reibe mein Nasenbein, wann dies wohl zur Gewohnheit wurde?

Zögerlich laufe ich auf den Kleinen zu und hebe ihn an, ein Arm schützend am Rücken, der andere unter den Kniekehlen.
"Halte dich, ich garantiere für nichts" grinse ich ein wenig was Yoongi nickend erwidert.

Schwerlich, auch wenn der Junge mehr als nur ein Federgewicht ist, trage ich ihn hoch die Treppen. Ich hätte mich nie mehr dafür verfluchen können. Vielleicht würde ich mit meinem vielen Geld bald einfach einen Fahrstuhl hin bauen. Der Pfad fühlt sich unendlich lang an, als ob ich immer wieder die selbe Stufe antreten würde.
Ich fürchte mich meinen Freund fallen zu lassen, parallel fürchte ich mich um seinen Zustand, der wesentlich schlechter als erwartet ist. Er ist müde, das ist klar, aber das er direkt wieder eingeschlafen ist, an meiner Brust gelehnt mit beunruhigend langsamen Atem, nie hätte ich mir das auch ansatzweise vorstellen können.

Endlich im korrekten Stockwerk, mein Zimmer liegt eines weiter oben, atme ich tief durch, fasse mich wieder. Unsportlich ist kein Ausdruck für mich. Meine Augen suchen erneut die von dem Braunhaarigen, der sie langsam öffnet, ganz so als wüsste er, das wir nicht weit sind.

Ich trete in mein Reich ein, mein Schlafzimmer, welches bisher eigentlich nur von mir besucht war, fast jedenfalls.
Behutsam lege ich ihn ab, auf die weichen Daunen, die ihn zu verschlingen scheinen, unter dem beige Bezug fällt er wenig auf.
" Danke" hustet er kräftig, versucht zu lächeln was mehr schlecht als recht auf seinem Gesicht Platz findet.
Gerne würde ich mich darüber freuen, aber es gelingt mir nur überaus schwerlich bei der Aussicht.

"Kein Problem" erwider ich darum, was wohl herzlos wirken mag.
Ich lege mich anschließend direkt neben ihm ins Bett und schließe meine Augen.
Es ist still niemand sagt etwas, aber es scheint auch niemand etwas daran ändern zu wollen. Die Tonlosigkeit ist erholsam, Balsam für die Seele, auch wenn ich sterben würde für jede Silbe die der Katzenäugige spricht.

Umso mehr implodieren meine Gefühle, als ich eine Hand bei meiner spüre, sie scheint mich zu suchen. Sofort ergreife ich sie, versuche gar nicht erst stark zuzudrücken, es könnte immerhin weh tun.
Auch wenn ich weiß sie kann nur von einer Person stammen, öffne ich doch die Lider und Linse zu meinem Nebenmann, der mich mit seinen braunen, warmen Kristallen betrachtet, so liebevoll, dass ich mich in ihnen verlieren könnte.

"Keine Angst mehr? Wenn du nicht willst lasse ich los" auch wenn es nicht dem entspricht was ich will, ich muss Rücksicht nehmen, es wirkt auf mich so als ob er es mir zu liebe macht, sich selbst in den Hintergrund stellt.
Ein so selbstloser Mensch, Hoseok muss stolz sein ihn zum Bruder zu haben.
"Nein, irgendwie gar nicht mehr. Aber ist auch gut so, das würde mich traurig machen"

Rätselnd beäuge ich ihn, begreife nicht was er damit meint, ist das eine Metapher für etwas vollkommen anderes oder ist es die Wahrheit. Ich weiß bald weniger als er.
Innerlich bete ich jedoch, dass er es so gemeint hat, es gibt mir ein besseres Gefühl, als ob ich doch einmal etwas halbwegs geschafft habe, nicht immer der Böse war und jemand mich auch leiden könnte.

"Schön" seufze ich gelassen, der Kleine neben mir erwidert.
Wieder durchzieht Schweigen den Ort, kein unangenehmes, aber trotzdem, es beweist nur nämlich, er weiß es würde bald was kommen. Er wartet darauf, dass ich den Schritt wage und es anspreche.

Ich kratze alles zusammen, meine Erfahrungen in den letzten Wochen, was er mir gegeben hat, bedeutet, alles um die nötige Überwindung zu erlangen und endlich rausrücke, alles was wir ihm vorenthalten haben, obwohl es ihn am meisten betrifft.
"Yoongi ich muss dir was sagen" haue ich dann raus, beiße mir aufgeregt auf die Lippe, verwundert, dass ich es doch gemacht habe.

"Ich wusste es" kichert der Braunhaarige gekünstelt, als ob er nicht einmal versucht es zu untergraben.
"Das beantwortet ihr Verhalten von vorher, deswegen waren sie seltsam und du bist da echt am schlimmsten gewesen, wieso sonst wärst du so mit mir umgegangen, vor allem der Händedruck. Das war für den Komfort"

"Nein war es nicht, ich wollte das. Der erste Teil allerdings ist wahr, sorry, aber ja...bist du bereit?" Streng sehe ich den Nebenmann von mir an, der mindestens genau so ernst ist, nicht zögert, sondern sofort nickt. Als hötte er sein ganzes Leben darauf gewartet endlich die Frage gestellt zu bekommen.

"Du bist krank" kommt es mir unwirsch, unschön aus dem Mund, dass ich mich mit meiner eigenen Ehrlichkeit überrasche.
Schnell wie ein Pflaster.

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Random Fact: Ich will schlafen lol

Cut of life~TaegiWhere stories live. Discover now