•мinus XVII•

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"Zwar wundert mich erneut die extreme Reaktion, doch überwiegt das Vergnügen mein Gemüt.
Jeder andere hätte sich bei dem Anblick schlecht gefühlt."

Yoongi

Schwärze. Tiefe Schwärze umgibt mich und lässt mich, der Illusion glaubend, annehmen, dass alles noch viel dunkler wird. Es fühlt sich an als wurde ich in einem dünnen Leinentuch eingewickelt, von einer Kante gestoßen.
Die kühle Luft kitzelt an meinen Gliedern, lässt mich aber nicht frösteln.
Obwohl mein Leib von Kälte umgeben ist, ist mir warm, so warm wie in den geborgenen Armen eines Liebsten.

Irgendwie fühlt es sich friedlich an, einfach so schwerelos zu sein und frei zu sein.

Ich weiß ganz genau was passiert ist und das ich nur eine tiefe Bewusstlosigkeit erkunde, doch auf der anderen Seite habe ich das Gefühl nichts zu wissen.
Es drückt gegen meinen Schädel, der so leer ist, leer von allen Gedanken, die mich normalerweise immer prägten.
Platz genug um andere Sorgen zu schaffen, die ich zunächst verdrängte.

Immer mehr frage ich mich, wie ich es mit dem Mann unter einem Dach weiter aushalten möge, wenn ich es nicht einmal einen Monat überstehe, so allein.
Es ist schwer genug seine Aufgaben zu erfüllen, doch seine Regeln und Launen machen es für mich zur reinsten Tortour.
Seine Stimmung schwankt so sehr wie ein Schiff im offenen Meer, welches gegen die ungezämten Wellen ankämpft. Es bringt mich ins wanken, stolpern und fallen.
Jede falsche Bewegung kann mich von der rettenden Plattform werfen und ins Wasserspiel schleudern, mein Aus bedeuten.

Der Gedanke ist grausam, so grausam wie Ungewissheit. Man will sich nicht auf jene fokussieren, doch macht man es ganz automatisch, unweigerlich.
Am liebsten würde ich mir den Gedanken daran so einfach verbieten können, wie die Bewegung meines Körpers.
Leider; ganz so einfach ist das nicht, vor allem nach der Begegnung mit Jackson, die so ganz unverhofft stattfand.
Das ich zu dem Zeitpunkt noch den Weißhaarigen bürdete wusste wohl nur jener, der so unverhofft hinter mir, sich immer mehr annäherte.

Auch wenn ich noch immer die unendlich tief verwurzelt Angst gegenüber Taehyung in meinen Knochen spüre, scheint diese nur Nebensache zu sein, denn von der Furcht wusste ich. Doch meine viel essentiellere Befürchtung, die hatte ich erfolgreich in die staubigen Ecken meines Gedächtnisses versteckt in der Hoffnung sie mögen sich nicht wieder zeigen.

Jede Hoffnung kann zerschlagen werden, genauso wie vor dem Fall, Hochmut kommt.

Ich habe Angst nie wieder meinen Bruder sehen zu können. Meinen kleinen lieben Sonnenschein, der mir in jeder noch so aussichtslosen Situation, mit einem Lächeln ein wenig Kraft schenken konnte.
Man kann meinen Hobi wohl als meine Kräftequelle bezeichnen, die ich bisher als unausschöpflich wahrnahm.
Er bedeutet mir mehr als alles andere, mehr als meinen geliebten Schlaf, was so viel bedeutet, wie mehr als mein Leben.

Die einsamen Jahre haben uns zusammengeschweißt zu einem unnachgiebigen Team, welches jede noch so schwere Aufgabe zu bewältigen scheint.
Dadurch, dass wir nichts mehr hatten, habe ich Dinge schätzen gelernt, allen voran meinen Bruder. Wir haben Tagein- Tagaus gekämpft und sind stark geworden, meine Bindung zu Jackson ist dagegen nichts, so harsch es klingen mag.

Ein klein wenig bereue ich es so oft Zeit in jenen Schlaf investiert zu haben. Statt mich auszuruhen hätte ich mehr mit Hoseok machen sollen, der einzige, der mir aus meiner Familie geblieben ist.
Ich liebe ihn so furchtbar, dass es beinahe schmerzt, brüderlich versteht sich.

Wir haben keine Familie mehr, nur uns und Jackson, der uns über die Jahre freundlicherweise aufgenommen hat.
Ich erinnere mich noch genau daran, wie ich Hand in Hand mit Hobi, entschlossen vor seiner Wohnungstür stand und ihn auf Knien angefleht habe, er möge uns doch bitte mit einziehen lassen.
Wir konnten unser Zuhause nicht mehr ertragen.
Die vernichtenden Blicke meines Vaters, die herzlos, leere Umgebung und vor allem die Erinnerung an unsere Mutter erschwerten unseren Aufenthalt bis ins Unaushaltbare.

Als Mutter verstarb, es ist erschreckend wie schnell ich abgerutscht bin, auf die schiefe Bahn, die ich ihr zu liebe nie betreten wollte. Aber das Leben hat seine eigenen Karten und spielt sie gerne aus, so wie es das will, auch wenn es Regeln missachtet.
Drogen verticken, einnehmen, die ganzen Partys, ich bin froh, dass ich nur regelmäßig von dem Plänzchen konsumiere.
Etwas wofür ich Jackson dankbar bin, er hat immer gut auf mich aufgepasst, tatsächlich haben wir uns auf einer Party kennengelernt.

Und jetzt müsste man mich ansehen.
Ein Sohn, der seine Mutter verlor, dessen Vater nichts mehr von ihm wissen will.
Nur wegen der geliebten Frau schickt er hin und wieder Geld. Ich, der verzweifelt an Bruder und Drogen klammert, doch jetzt als Einbrecher seinen Namen macht.
Ja und jetzt bin ich noch Diener geworden von jemanden, der es sicher nicht abwarten kann mir den Hals umzudrehen.

Nicht eine Sache konnte ich richtig machen, Hoseok ist jetzt alleine, ohne mich, nur weil ich auf eine Wette einsteigen musste, von der ich noch immer nicht begreife weshalb.
Ich allein habe Schuld an der Situation, mit einem einfachen 'Kannst du vergessen' hätte ich antworten müssen und ich wäre nie in diesem Gebäude gelandet.
Nie hätte ich alles Wertvolle zurücklassen müssen, so viel schuften bis Müdigkeit kein Ausdruck mehr für meinen Zustand ist, in die geschockten Augen meines sonst so robusten Freundes sehen müssen.
Was er jetzt wohl meinen Bruder erzählen würde, von mir als Kämpfer oder Versager?

Ich wollte die Wette bestehen um zu gewinnen, Ruhm zu erlangen, mir einen Namen machen, doch nichts davon ist annähernd meins geworden.
Alles was ich bekommen habe ist die Leere, die mich Tag für Tag ein wenig mehr zerreißt und ich bin mir sicher, umbringen wird sie mich auf jeden Fall.

"Warum mache ich alles falsch?" der Gedanke, kommt mir in letzter Zeit viel zu oft.

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Random Fact: Ich bin ein mächtiger Sope-enthusiast

Cut of life~TaegiWhere stories live. Discover now