•мinus XIV•

198 20 4
                                    

"Doch ist es nicht irgendein Eindringling, den ich zu Gesicht bekomme.
Nein es ist ein blasser Yoongi, der mich anstarrt, als sei ich das Gespenst und nicht mein Hund."

Yoongi

Blanke Angst kriecht durch meinen Körper und vereinnahmt meinen Verstand, welchen ich bis eben als zurück erobert dachte. Adrenalin pumpt so wie mein wild schlagendes Herz, während meine Hände aus reiner Extase zittern.
Ich kann nichts dagegen unternehmen.
Tief versuche ich immer wieder auszuatmen, den Schock, sowie die Furcht ausstoßen. Doch mit jedem Einatmen scheint es das genaue Gegenteil zu bewirken, ich fühle mich noch armseliger als eh schon.

Sobald ich unten angekommen war hat mich eine Erkenntnis getroffen, wie ein Blitz durchfahren und in blanker Panik zurückgelassen. Das Schicksal, wohl eher mein Leben scheint Gefallen daran gefunden zu haben mir Streiche zu spielen. Als ob man Vereinbarungen mit diesem beschlossen hat, die es einfach so zu Nichte gemacht hat.

Meine bebenden Greifer lasse ich schwergängig zu meiner Brust, somit meinem wütenden Schlag führen, so zeitaufwendig wie das ganze war könnte man beinahe behaupten ich sei eine alte Maschine, welche vernachlässigt und nie gepflegt wurde. Ich weiß das ich an der Schwelle des kompletten Zusammenbruchs stehe, gleichzeitig weiß ich, dass ich den wohl nicht haben werde.

Nicht nur krabbelt die Erkenntnis gegen eine Regel verstoßen zu haben an mir wie ein lästiges Spinneninsekt. Nein, allein schon die Tatsache, dass ich wieder einer meiner Aufgaben vernachlässigt habe sitzt auf mir.

"Tief ein- und ausatmen Yoongi, du kannst das"

So sehr ich auch am verzweifeln bin, es wird mir nicht weiterhelfen, mache ich mir bewusst. Ich bin schon eine Haar los und somit ein kostbares Jahr, in welchem ich sicher so viel unternehmen hätte können.
Einen Kalender länger den ich mit Hobi und Jackson verbingen hätte können, unter der Voraussetzung, dass ich überhaupt hier raus kommen würde.

"Er hat nicht einmal was gesagt, komm schon"

Ermahne ich mich immer wieder, auf der Reise meine Kontrolle wieder zu erlangen.
So schwer sollte es wohl nicht sein mein Denkorgan von meiner Rationalität zu überzeugen, ich darf nur an die Geschehnisse zurückdenken, wobei genau das die Erinnerungen auf Review geschehen lassen. Wenn ich Hoseok sage er soll an keine violette Giraffe denken, wird er es wohl trotzdem tun, so absurd wie das klingen mag.
Wozu also die Mühe machen, wenn mein Körper keine Besserung zulässt?

Entschlossen klatsche ich mir gegen die Wangen, worauf ich erstmal einen verwirrt-besorgten Blick von Taehyung ernte. Klar, wer schlägt sich denn auch selber, scheinbar aus dem Nichts?
Er mit Sicherheit nicht, der kann nicht einmal seine Gefühle unter Kontrolle halten wenn er sie mal hat, die würde schön an Unbeteiligten ausgelassen werden.

"Komm schon, du kannst das Großer"

Mit geschlossenen Augen seufze ich geschafft aus, damit auch eine große in mir verankerte Aufregung. Selbstbekräftigung scheint unerwarteterweise zu helfen, ich fühle mich schon  um ein gewisses Gewicht erleichtert.
"Entschuldigen Sie, ich habe meine Pflichten während meiner Abwesenheit wohl vernachlässigt" rechtfertige ich mich mit einer ergebenen Verbeugung, darauf bedacht erst wieder aufzusehen sobald sich Taehyung melden würde.
Innerlich bat ich, dass es möglichst schnell geschehen möge, mein Zustand scheint noch recht instabil, so lang das Gleichgewicht halten zu müssen ist eine enorme Schwierigkeit.

"Du musst dich nicht entschuldigen," spricht der Mann, als hätte er meine Gebete erhört
",außerdem war ich in erster Linie für deinen Zustand schuldig, vorab habe ich ja erwähnt: Wenn es dir nicht gut geht, kannst du aussetzen."
Zurückhaltend hebe ich mein Haupt, noch immer gebeugt, um durch meine dunklen Augen in seine klarblauen Kristalle blicken zu können. Mit einem Nicken deutet er mir an mich vollends aufrichten zu dürfen.

"Daran müssen wir wirklich arbeiten" verspielt schwenkt er die rote Flüssigkeit in seinem Glas, die wohl der Flasche nach zu urteilen, einer der beliebten Sorgenvernichter angehört.
"Wie bitte?" gehe ich sicher mich nicht verhört zu haben, mit hochgezogenen Augenbrauen.
"Setz dich doch erstmal" ignoriert er gekonnt meiner Frage mit einem amüsierten Ausdruck auf dem Gesicht.

Hat er etwa vor ein ernstes Wörtchen mit mir einzulegen oder spielt etwas anderes in seinem Oberstübchen verrückt?

Misstrauisch und stets in Acht vor dem Executor geselle ich mich mit ausreichendem Abstand zu ihm. Da er sich in der Mitte der Sitzgelegenheit ausgebreitet hat, ist es leider nicht viel, aber das kleine bisschen erleichtert mich trotzdem ein wenig. Mir ein wenig Sicherheit gebietend schmiegt sich ein kleiner Hund an mich, welchen ich zuvor noch nie bemerkt hatte.
War ich so abgelenkt, dass ich dieses Herz aller liebste Wesen nicht sah?
Fast bekomme ich Schuldgefühle dem Tier gegenüber, schüttelte aber genauso schnell den Gedanken von mir.
Wenn ich ihn noch nie gesehen habe hat es wohl seine Grund. Doch scheint mir das Motiv von dem Weißhaarigen immer verzwickter und undurchsichtiger.

Wieder versinke ich in einem Gedankensturm.
Was wollte er wohl, war es alles eine Falle, wollte er den entscheidenden Moment ausnutzen und mich zur Strecke bringen.
Was hielt ihn bloß noch auf, ich bin mir sicher ich biete mehr als nur genug Vorlagen, so geschwächt und kränklich ich noch bin. Mein Kopf dröhnt nach wie vor scheint vor Vermutungen zu überfluten und meine gesamte Aufmerksamkeit auf die ganzen Ideen zu vereinnahmen. 

Meine Unachtsamkeit für seinen Überraschungsmoment ausnutztend, greift der Blauäugige aus dem Nichts mein Handgelenk und zieht mich zu ihm. Umschließt mich mit einem Arm auf meiner Schulter wie ein Pärchen auf Kinobesuch. Fest an seinem warmen Körper geschmiegt liege ich da, zu überfordert irgendwas zu sagen. Noch nie war ich ein Fan von Nähe, weder phyischer noch die Bindung zu Bekannten, sie band einen und ich bin ein Mann der seine Freiheit großzügig genießt. Trotzdem schaue ich auf zu der makellosen Maske, die mich durch das eisige eingehend betrachtet.
So kühl wie seine Sehorgane wirken scheint es sogar meinen Körper zu frieren, die Schüttelfrost ist unvermeidbar.
Noch viel enger zieht er mich an ihn und tippt mir verspielt auf die Nasenspitze.

"Wir sollten wohl damit loslegen dir das Duzen beizubringen, ich kann das ganze Siezen rund um die Uhr nicht mehr ertragen" quengelt er, ein schiefes Schmunzeln auf seinem Lippen gelegt. 

_______________

Random Fact: Es ist tatsächlich so, wenn wir krampfhaft versuchen an etwas nicht zu denken, tun wir das umso mehr.

Cut of life~TaegiWhere stories live. Discover now