•мinus XIII•

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"Ehe ich irgendetwas erwidern kann stürmt Taehyung aus den Zimmer. Mit einem lauten Knall fällt die Tür ins Schloss, weshalb ich nicht anders kann als zusammen zu zucken."

Taehyung

Vollkommen in Aufruhr haste ich die schweren Stufen hinunter auf dem Weg zum Wohnzimmer. Mein Atem geht verhältnismäßig schnell, während mein Kopf vor lauter Verwirrung wie benebelt scheint. Ich muss meine Gedanken sammeln und die Situation verstehen, denn das was soeben passiert ist, war keinesfalls typisch.
Dieses von Angst geprägte Verhalten, beinahe schon kränklich.

Noch nie ist mir ein solches unter die Fittiche geraten. Diese in Schock getränkten, glasigen Augen, die trotzdem so kalt und leblos wirkten. Sein unruhiger Körper, der nach einer tröstenden, beruhigenden Umarmung schrie, aber doch jeden Kontakt abgewehrt hätte. Die zitternde Stimme, die seine blassrosanen, trockenen Lippen entkam, ihn noch ungesünder wirken lässt, als seine ohnehin kränklich blasse Gestalt.

In kurzem Abständen klackern meine Absätze auf dem hölzernen Parkett, verdumpfen aber immer mehr bis sie komplett unhörbar waren. Ich stehe auf dem weichen Teppich meines Wohnzimmers, in dem wir uns eigentlich prima unterhalten hätten können und herumalbern. Es hätte ein Schritt in die richtige Richtung werden können, für mich und Yoongi. Gewissermaßen unseren kalten Krieg enden können, doch meine unnachvollziebare Eifersucht hinderte mich.

Bis jetzt kann ich meine Aktionen von vor ein paar Stunden nicht verstehen, nicht meinen Hintergedanken ergründen.

Wo ist der kalte Taehyung hin, der der nichts außer Freude an den gequälten Gesichtern seiner Opfer und ein wenig Spaß im Umgang mit seinen Freunden empfinden kann? Der Executor, der erbarmungslos richtet, ohne wenn und aber.
Ich werde zu sensibel, irgendetwas hat der Junge in mir aufgebrochen oder mich konditioniert zu diesem Taehyung. Vielleicht hatte ich schon immer einen weichen Kern.
Vielleicht aber fügt er mir neue Eigenschaften zu, auf die ich hätte verzichten können, die mich früher oder später entscheidend hindern können?

Den Gedanken von mir schüttelnd, rüttel ich mein Haupt und strampel mir meine Schuhe von den Füßen. Sofort empfängt mich die kühle Luft an der Haut und eine gewisse Freiheit, die ich absolut vermisst habe. Es ist seltsam, dass ich mich immer in solch enges Schuhwerk zwänge, am liebsten würde ich nie welche tragen, sie sind so unbequem, doch bieten sie mir Vorteile, welche für mich ausschlaggebend sind.
Ich bin groß, wirke darum einschüchternd, außerdem sind sie irgendwie wie Statussymbole, ich liebe jeden einzelnen meiner dramatischen Auftritte in Begleitung des Geräuschs den die Absätze machen, sobald sie auf den Boden aufkommen.

Ein Seufzen kommt mir über die Lippen, mein Blick fliegt über mich bis hinab zu meinen frei gelegten Zehen.
Vielleicht sollte ich mich komplett für heute locker machen, ich nehme nicht an, dass ich nochmals aktiv werden muss.

Ich löse die Schnalle meines eng anliegenden Gürtel und lege ihn beiseite auf mein Sofa. Schon fast wie alleine fließt mein Gewand von meinen Schultern hinab, meine Arme hinunter bis es komplett zu Grunde liegt. Achtlos lasse ich ihn dort auf dem Boden, über meinen Schuhen wie eine Decke gelegt. Nun stehe ich da in meinem schneeweißen Einteiler, der locker an meinen Beinen hängt, doch meinen wohlen Oberkörper eng umarmt.  Eine kleine Gänsehaut überkommt mich, da meine Gliedmaßen schutzlos der Umgebungsluft ausgeliefert sind, die Raumtemperatur nicht gewohnt sind.

Weiter schleppe ich mich zu der imposanten, gläsernen Vitrine an der Wand neben der Couch. Mein Blick gleitet über die große Rumauswahl, welche sich hinter dem durchsichtigen präsentierte.
Wein, Whiskey, Champagner, Vodka, Schnaps et cetera. Auch wenn es mir nach besonders hochprozentigen dürstet, entscheide ich mich für etwas leichtes.
Falls Yoongi sich doch für meine Gesellschaft entscheiden sollte, wäre es gut wenn ich noch einen klaren Kopf behalte.

Ich öffne die kleine Tür und greife zu dem nächst besten Rotwein der sich mir bot.
Mehr oder weniger elegant wende ich mich von dem Schränkchen ab und schließe die Tür mit meinem Fuß. Ein kleiner laut hallt, weshalb ich mir sicher bin, das meine Aktion auch so funktioniert hat. Zwar bin ich alleine, dennoch wäre es für mich selbst schon ein großer Akt der Peinlichkeit gewesen, wäre die Sperre nicht ins Schloss gefallen.

Die Flasche in meiner Hand stelle ich auf den kleinen Couchtisch während ich aus einen der in ihm verbauten Schubladen ein Glas entwende.

Mit einem Schmunzeln nehme ich die Anwesenheit meines treuen Hundes in Kenntnis. Dieser schwebt, wie es ein Geist eben tut, zu mir und kreist einige Male freudig bellend um mich herum.
Seine Schweif kitzelt meine nackte Haut, als er ihn hin und her wedeln lässt.
"Was ist denn los mein kleiner? Wo kommst du denn wieder her? Ich hab dich vermisst" rede ich auf den Welpen ein, der daraufhin  aufgeregt bellt.

Amüsiert entflieht mir ein Kichern, streichel einige Male hauchzart über den Kopf des Tieres, ehe ich mich auf die weichen Kissen des Sofas fallen lasse. Sofort begegne ich meiner lang ersehnten Entspannung, zöger nicht weiter und schenke mir direkt etwas in das bereit gestellte Glas ein.
Den gefüllten Behälter lasse ich direkt an meine Lippen kommen und nehme einen kräftigen Schluck des Liquids. Er brennt angenehm in meiner Kehle, während sich ein süßer Geschmack auf meiner Zunge ausbreitet. Gelassen stoße ich Luft aus und lehne mich weiter in die Kissen, lasse mich förmlich in ihnen sinken.

Yeontan legt sich in der Zeit auf meinen Schoß und seufzt zufrieden, als ich ihm immer wieder meine Finger durch sein dickes Fell kämmen lasse. Genießend schleckt er sich über sein feuchtes Näschen und zappelt mit seinen Hinterpfoten, wenn ich sein Ohr kraule.

Ein Hundeleben ist schon was Tolles, ich bin sicher nicht der einzige der so denkt. Fasziniert lasse ich mein Getränk in seinem Glas hin und her schwappen, beobachte jedes seiner Bewegungen.
Erneut setze ich es an meine Lippen, muss mich aber zurückhalten einen Schluck zu nehmen, da mein Haustier aus dem Nichts aufspringt und von mir weicht.
Bedrohlich knurrt er in die von mir aus unsichtbare Ecke, als sei da jemand.
Immer wieder bellt das Tier.
Um dem auf den Grund zu gehen erhebe ich mich von meinem Sitz, will den vermeintlichen Eindringling fassen.

Doch ist es nicht irgendein Eindringling, den ich zu Gesicht bekomme.
Nein es ist ein blasser Yoongi, der mich anstarrt, als sei ich das Gespenst und nicht mein Hund.
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Random Fact: Wenn man Funfact vor etwas schreibt, wird es in der Regel gelesen

Cut of life~TaegiWhere stories live. Discover now