мinus XXVII

158 15 2
                                    

'Geschafft seufzt er aus und reibt sich das Nasenbein, ehe er mich aufklärt was er noch in dem Raum zu suchen hat.
"Wir sollten reden"

Taehyung

Aufgeregt, nicht einmal dieses Wort könnte meinen jetzigen Zustand perfekt beschreiben. Ich habe ihn tatsächlich dazu gebracht, dass er mir zuhört und jetzt neben mir sitzt, damit ich ihm erzählen kann was Sache ist, doch irgendwie dachte ich nicht, dass er dies zulassen würde. Mehr habe ich befürchtet er würde mich aus dem Raum schicken, doch eingetroffen ist die Befürchtung bisher nicht, worüber ich sehr dankbar bin.

Leider macht es die ganze Sache komisch und bloß seltsam. Er wartet darauf, dass ich endlich rede, erwartungsvoll blickt er mich an, teilweise verwirrt. Und ich sitze unruhig da. Ich mache es bloß eigenartig und ziehe es in die Länge, ginge es nach Yoongi würde er wohl schon im Land der Träume sein, wie die letzten Tage eben.

Nach der Dusche sieht er besser aus, leider trotzdem halbtot, was mich recht besorgt, auch weil er sein Essen so schnell wieder los wurde. Vielleicht sollte ich dies Seokjin melden, ein paar Symptome würden auch ihm sicher weiter helfen beim Forschen.
"Taehyung was ist denn los?" grummelt der Katzenäugige mit hängenden Schultern, die ihn zerbrechlich und müde wirken lassen.

Jetzt oder nie, ich muss anfangen.

"Weißt du Yoongi, ich wollte mit dir über den Zustand hier reden, der einfach so nicht mehr sein kann" erkläre ich ihm und schaue ihm direkt in die Kristalle, was ihn wohl sehr einschüchtern scheint.
"Wie meinst du das?" erkundigt sich der müde Junge. Das er mich geduzt hat zaubert mir für einen Sekundenbruchteil ein Lächeln auf die Lippen.

"Ich möchte unser Verhältnis ändern, das ich dich wie einen Diener behandel geht nicht mehr, dass ist mir klar geworden. Ich will lieber eine Beziehung zwischen Mitbewohnern aufbauen oder ähnliches. Zwar gibt es dann immernoch Regeln, aber die gelten gleichermaßen. Auch ich muss mich daran halten. Außerdem sehe ich von Bestrafungen ab, das ist nicht zielführend" erläuter ich ihm direkt meine Absichten.
Endlich habe ich alles von meiner Seele runtergesprochen.

Meine beiden Freunde hatten vollkommen recht, sie haben mir sozusagen die Augen geöffnet wofür ich den beiden noch danken werde. Es ist oft so, dass man mich erst schubsen muss damit ich richtig beginne zu handeln, die beste Richtung kann ich nicht selbst bestimmen, dazu benötige ich oftmals Hilfe wie eben auch dieses Mal.

Auch wenn ich endlich klarer im Kopf bin scheint der Braunhaarige mit seinem zu kämpfen. Mit offenen Mund und plötzlich aufgeweckten Lidern starrt mich jener an.
Sein Gesicht ist von Unglauben und Verwirrung geprägt. Die Informationen scheint nicht vollständig verarbeitet, was ich dem jungen Mann nicht übel nehme, mir selbst glaube ich doch auch kaum, das ganze hier ist mehr als nur suspekt.

Seine Stirn ist gerunzelt, die Augenbrauen dadurch verformt, die nassen Haare direkt vor den Sehorganen, einzelne Topfen lösen sich noch immer und das im unbestimmten Takt. Einerseits sieht der Mann knuffig aus in dieser untergebenen Gestalt, andererseits bekomme ich etwas, das man wohl als Schuldgefühl bezeichnet. Alleine ich bin Schuld an dem Chaos und niemand wird mir jemals etwas anderes sagen können.
Er ist in vollständiger Trance, bewegt sich nur minimal. Das ich ihn so geschockt habe ist fast beleidigend.

Langsam strecke ich meinen Arm nach dem deutlich Jüngeren aus, damit ich ihn in die Realität zurück holen kann, die so sehr von so vielen gehasst wird. Noch immer bewegt er sich nicht, worauf ich mir die Freiheit gönne und ihn endlich berühre. Ich streiche ihm durch die feuchten Haare, erneut sehr ungewohnt, vor allem unerwartet von mir.

Auf der Stelle zuckt der Kleine zusammen, das Leben, welches ihn Momente davor verließ kehrt zurück in sein Medium, also Yoongi. Seine Sehorgane glänzen auf einmal bedrohlich, drohen mit dem Salzwasser aus den Tränendrüßen bis sie es raus lassen, minimal dosiert. Mein Mitbewohner weint unter meiner Obhut. Viel zu schockiert von seinem Anblick weiß ich nicht was zu tun ist, meine Hand ist noch immer in seinen Strähnen verfangen.

Nicht mehr lange und der Braunhaarige reagiert endlich wieder. Er schlägt meine Hand von seinem Schädel und drängt sich ans Bettende wie ein Kind, das Angst vor Insekten oder Gewitter hat. Sein Leib zittert wie Espenlaub oder noch eher wie im tiefen Winter, obwohl es in dem Gebäude sehr warm ist auch in seinem Raum, der mit der heißen Badezimmerluft versorgt ist.

"F-fass mich n-nicht an" wimmert der Braunäugige, hält wohl noch mehr Tränen zurück. Seine Zähne sind auf die bebende Lippe geschlagen, er hält sich mit Schmerz unter Kontrolle und es scheint zu klappen. Kein weiterer Tropfen des Wassers tritt aus.
"Okay tut mir leid" entschuldige ich mich geschwind, will ihm meine Gutmütigkeit direkt beweisen, auch wenn mir der ängstliche Ausdruck ein wenig betört.
Zu tief ist diese Gewohnheit verankert, ein ganzes Stück Arbeit wird es erfordern mir diese krankhafte Denkweise aufzutreiben.

"Ist okay" nuschelt der Kleine unsicher, wendet sein Blick ab von mir, was mich irgendwie ein wenig verletzt. Mir ist meine Schuld klar, doch das Abneigung und Abweisung so schmerzt habe ich mir nicht einmal vorstellen können.
Ein richtig ekelhaftes Gefühl finde ich.

"Kannst du dir es überlegen ob du es willst, weil ich will es, ich möchte diese Angst nicht mehr bei dir sehen, wir sind schon so lange zusammen und bereit den Schritt zu wagen. Deinen Einbruch, auch wenn es mich nervt, ich habe ihn dir irgendwie verziehen" gestehe ich, bettelnd er würde meinen Standpunkt anerkennen und meine Großzügigkeit. Für andere möglicherweise eine Selbstverständlichkeit, aber man kann nicht alles im Leben haben.

"Ich überlege es mir..." haucht Yoongi, spielt mit der Bettdecke zwischen den Fingern", aber versuchen...Ich denke wir können das"
Glücklich über die Worte wächst ein Grinsen auf meinen Wangen, welches ich wirklich selten zeige, Jimin sagt immer es ist wie eine Box, wobei ich mit dem Vergleich noch immer nichts anfangen kann.

"K-kannst du aber erstmal gehen..  Ich will mich ausruhen"
Seufzend nicke ich, was habe ich auch erwartet, dass sofort alles gut ist, sicher nicht. Er hat immernoch Angst vor mir und bis er sich nicht abgeregt hat bringt die ganze Geschichte eh nicht viel.
Darum also stehe ich auf und wander zur Zimmersperre, die ich erst kritisch begutachte.

"Na dann" denke ich mir und trete aus dem Raum, aber nicht ohne dem Kleinen ein letztes Lächeln zu widmen.

_______________
Random Fact: Ich hasse Lakritz.

Danke übrigens für 500 Reads, wirklich das freut mich so sehr und ich bin gespannt ob wir noch mehr schaffen hört hört xD

Cut of life~TaegiOù les histoires vivent. Découvrez maintenant