36. Von Kampfstrategien und der Wahrheit

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Der typische Gothamregen prasselte auf mich hernieder. Heute passte er perfekt zu meiner Laune. Betrübt und niedergeschlagen, mürrisch. Alles so wie immer.
Nachdem die Besprechung in der kleinen Küche vorbei war, breitete sich Ein ungutes Gefühl in mir aus, wie die Fäulnis in einem Apfel. Ich brauchte dringend frische Luft und wollte nachdenken.

Klar ich hatte selbst schon getötet. Und bei meiner Waffe, nicht wenige. Aber nie grundlos. Ich hatte immer gewusst, welche Verbrechen sie begangen hatte und welche Gerichte sie vergessen ließen. Kein Unschuldiger war je durch eine meiner Kugeln gestorben. Nur andere Mörder.

Doch das hier war anders. Die Fabrikarbeiter gehörten zu den normalen Bürgern. Zu der unteren Klasse der Gesellschaft. Es waren Menschen die in einem Machtspiel der Reichen umhergereicht wurden, als wäre ihr Leben nichts wert.
Auch ich gehörte eine Zeit lang zu Ihnen. Länger als mir lieb war und nur durch Hilfe von Bruce entkam ich diesem Leben und damit den schmutzigen Straßen Gothams.

Und jetzt wollte sie eben solche Leute töten? Weil sie für einen Diktator arbeiteten, der Ihnen ein nicht mal eine Wahl ließ.
Es war so ungerecht. So typisch das Leben. Die armen leideten, während die Reichen davon profitierten. Eine Tatsache die ich noch nie akzeptieren konnte.

Ich musste nachdenken. Konnte ich eine Organisation unterstützen, die das Leben Unschuldiger in Kauf nahm.
Es müsste doch einen anderen Weg geben. Irgendeinen. Irgendetwas, dass selbst der Underground übersehen hatte.

Also stieg ich jede Stufe des Gebäudes hoch. Bis unter den Alten Dachstieg und von dort aus, durch eine Luke direkt auf das Dach.

Und nun stand ich hier, in der Kälte. Von nichts umgeben, außer Regen und Wind.
Obwohl es mittlerweile mindestens 11:00 war, verfinsterten die Wolken den Himmel so sehr, dass alles in ein dunkles Licht getaucht wurde.

Typisch Gotham. Tag täglich Scheiß Wetter.
Mein Blick fiel auf die Straße unterhalb des Gebäudes.
Wenige Menschen gingen schnellen Schrittes ihre Wege. Immer geradeaus, alles gleich schnell, den Blick zu Boden gerichtet. Als hätten sie Angst einen falschen Schritt zu machen und dafür bestraft zu werden. Was wahrscheinlich sogar den momentanen Gesetzen entsprach.

Alle gingen sie in dieselbe Richtung oder verschwanden in den Häusern herum, als ob sie geradezu vor dem Gleichschritt in der Ferne fliehen würden.

Wenn möglich wirkte die Stadt durch diesen Anblick noch düstere und grauer als sonst.
Fast schon schwarz.

Ein weiter Luftzug traf meinen Rücken und lies mich leicht frösteln. Gleichzeitig verdrehte ich genervt die Augen.

„Also, was hast du jetzt vor?"
Der kleine Teufel hatte sich doch tatsächlich anschleichen wollen, genau wie sein alter Herr.
Doch auch ich war in der Batcave aufgewachsen und hatte genau wie er eine Ausbildung von Ras Al Ghule persönlich genossen. Ich kannte die kleinen Anzeichen. Und dieser Luftzug kündigte ihn mehr als nur deutlich an.

Seine kleine Gestalt trat aus den Schatten hinter mir vor. Die Kapuze hatte er, genau wie ich, zum Schutz vor dem Regen weit ins Gesicht gezogen. Trotzdem erkannte ich die Enttäuschung über seinen misslungenen Auftritt.

Trotzig oder vielleicht auch gegen die Kälte, verschränkte er die Arme vor dem Oberkörper.
„Was denkst du denn, was ich vor habe?"

„Naja, auf jeden Fall wirst du nicht hierbleiben. Du willst irgendwas Dummes tun. Vielleicht ja einen Alleingang gegen Superman. Nur du und dein Katana gegen den Mann aus Stahl."
Irgendwie gluckerte in mir eine Art Trailer für einen mit Action geladenen Superheldenstreifen hoch, in dem Damian den Protagonisten spielte und Clark den Schurken.

Das Leben ist InjusticeWhere stories live. Discover now