Kapitel 63

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PoV Akaya

Alles was ich tat war dem verblüfften Levi zuzunicken.
Ein bitteres Lächeln lag dabei auf meinen Lippen.
Heiße Tränen hatten sich in meinen Augen gebildet als ich eine einzige Frage stellte, die einzige die mir in diesem Moment wichtig erschien.

»Wieso?«
Alles was er tat war überfordert dazusitzen.
Irgendwo hoffte ich er würde sagen dass er betrunken, high oder am besten beides war.
Das es ein Fehler war, dass er nur mich liebte..doch er sagte kein Sterbenswort.

»Okay..« hauchte ich, wollte losgehen als er endlich aufstand und mich aufhielt.
Gott, jetzt tu es schon..los, belüg mich endlich!
Sag mir das es nicht so ist wie es aussieht, verdammt.

»Akaya, ich schwöre dir..es ist nicht so wie es aussieht.«
Bingo.
»Ach nein? Dann fickst du nicht seit Wochen Caroline?«
»Nein, tu ich nicht!« sagte er mit lauter Stimme was wohl überzeugend wirkend sollte.

»Mit mir wolltest du nie..was ist? Also lag es doch an mir! Bin ich so hässlich?«
»Nein! So ist es nicht!«
»Also hast du sie auch nie geküsst? Gerade eben auch nicht ? Nie?«
Diesmal war er kurz still.
»Doch aber gerade eben war das-«

Ich ließ ihn gar nicht erst ausreden.
»Du hast mich angelogen! Die ganze Zeit über! Ich hab dich noch gefragt ob da was lief und du..« meine Stimme brach kurz und die Trauer drohte mich zu überwältigen.
Nein, ich würde nicht vor ihm weinen.
Schnell schluckte ich meine Tränen herunter.

»Ihr habt seit Wochen eine Affäre und du siehst mich an sagst mir erst das du in mich verliebt bist und dann dass du mich liebst? Du hast mir in die Augen gesehen und sowas gesagt? Obwohl Du wenige Tage oder vielleicht nur Stunden davor sie geküsst..oder was weiß ich was ihr noch gemacht habt!«

Es tat weh. Unfassbar doll. Schlimmer als der Schmerz beim Entzug oder der als ich mir mit fünf beide Beine brach.
Das saß tiefer, härter.

»Ich..so war das nicht, bitte vertrau mir doch!« sagte er verzweifelt. Hatte anscheinend nicht mal eine gute Ausrede.
»Dir Vertrauen?« ich lachte, allerdings nur kurz da in diesem Moment Tränen über meine Wangen flossen und mir das Lachen im Hals stecken blieb. Verdammt.

»Wieso sollte ich dir vertrauen? Du hast mich angelogen..so oft!« schnell wischte ich mir mit dem Handrücken über die wie ein Wasserfall laufenden Tränen.

»Ich liebe dich, Akaya. Mehr als alles andere. Bitte, lass mich alles erklären.« sagte er plötzlich mit einer Ernsthaftigkeit die mir einen Schauer über den Rücken jagte.
Tränen funkelten dabei in seinen verfluchten Augen.

»Nein, du bist für mich gestorben, nein, besser noch..Sterb einfach. Ich hasse dich.« mit diesen Worten die mir die letzte Kraft raubten, verließ ich das Zimmer.

Ungehindert benetzten die Tränen mein Gesicht als ich die Treppe runter rannte, dabei fast stolperte und in Hanji und Erwin reinrannte.

»Er hat also..?« fragte Erwin vorsichtig was dafür sorgte das ich erneut aufschluchzte und mich an ihnen vorbeischob.
Sie riefen meinen Namen, vermutlich rannten sie mir sogar nach doch genau weiß ich es nicht mehr.

Ich weiß nur noch das ich mit dem Bus zu einem Hotel fuhr und in diesem die ganze Nacht bitterlich weinte.
Verstand die Welt nicht mehr.
Warum? Lag es an mir?
Lag es daran das ich nicht gesagt habe, dass ich ihn liebe?

Das weiße Kissen auf dem schön gemachten Hotelbett drückte ich durchgehend auf meine Brust, die sich schmerzhaft zusammenzog.
Alle tat weh, von Kopf bis Fuß tat alles weh.

Und in diesem Moment hatte ich das erste mal seit unfassbar langer Zeit, die eigentlich nur ein paar Wochen war, Lust mir und meinem Körper alles schlechte dieser Welt anzutun.
Mir war alles recht, alles was diesen Schmerz lindern würde.

Es war schon nach 6 Uhr morgens als ich das erste mal für einen längeren Zeitraum aufhörte zu weinen.

Mit zitternden Händen nahm ich mein Handy und tat zwei Sachen.
Löschte Levi's Nummer, der mir unzählige Nachrichten hinterlassen hatte.
Und kontaktierte meinen Dealer, ich hatte seine Nummer nie gelöscht..nur unseren kleinen Chat archiviert.

Leider erklärte mir dieser das er aufgehört hatte und so ging ich immer noch nur in meinen kurzen Partykleid die Straßen bis zum nächsten Supermarkt entlang.
Wartete bis es 7 Uhr war und stürmte regelrecht hinein.

Kaufte ein Stifteset, damit sich niemand fragt warum eine 16-jährige um 7 Uhr morgens ein Messer kaufte..obwohl eigentlich hätte es eh niemanden interessiert.
Ging zur Kasse, kaufte es und sah dabei nicht einmal hoch.

In der Packung waren drei Bleistifte, ein Radiergummi und ein Stifteanspitzer.

Wieder im Hotelzimmer baute ich den Anspitzer auseinander, hatte es in der Vergangenheit so oft gemacht, dass ich kaum Hilfsmittel brauchte.

Vermutlich hätte ich einfach Tom anrufen sollen damit er sich mit mir trifft und mich ablenkt oder Hanji und Erwin.
Doch Tom hatte ich schon gestern geschrieben das ich unser geplantes Treffen am ersten Weihnachtsfeiertag absage und Hanji und Erwin waren sicher längst wieder in Amsterdam.

Und so saß ich einfach da, mit der Klinge in der rechten Hand.
Lange saß ich einfach da. Versuchte das gierige Pochen in meinem Kopf zu ignorieren, versuchte den Schmerz zu ignorieren.

Ich fragte mich, war er es wert das ich alles über Bord warf was ich schon erreicht hatte?
Doch das war längst nicht mehr meine Entscheidung. Es war nicht mehr meine Entscheidung was ich mit meinem Körper tue.
Dieses seltsame Gefühl, diese Sucht hatte mich im Griff.
Wie in Trance brachte ich die Klinge zu meinem Unterarm und setzte an.
Ich zitterte wieder, vermutlich aus Angst.

Währenddessen flossen bittersüße Tränen meine Wangen hinab und ich hätte mich für dieses Schwäche am liebsten selbst geschlagen doch statt mich zu schlagen drückte ich die Klinge in meinen Arm, bis das rote Blut auf den Boden tropfte und zog mit viel Druck einen langen Strich.
Es tat kaum weh und ich fühlte mich augenblicklich besser.
Das vertraute Gefühl hieß mich herzlich Willkommen.

Warum ich es tat? Für einige sicher unverständlich.
Doch für mich war es in dieser Sekunde das einzige was mich am Leben hielt, das einzige was dafür sorgte das ich mich nicht umbrachte.

Die Klinge, der Schmerz..er rettete mich.
Ich wollte körperliches Leiden spüren da mir mein seelisches Leiden in dem Moment zu viel wurde.

Drugs Love | Levi x OcWhere stories live. Discover now