Kapitel 25

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PoV Akaya

»Also..wie fühlst du dich heute,Akaya?«
»Wie immer eigentlich« sagte ich trocken und überschlug meine Beine.
»Das hatten wir doch schon.."wie immer" oder "normal halt" möchte ich nicht hören« erwiderte der Mann mit den weißen,langen Haaren die zu einem Zopf gebunden waren freundlich.

»Mmh mal sehen..heute Morgen gab es Speck mit Rührei..das Ei war noch glitschig und der Speck verbrannt. Danach hatte ich eine sehr bildende Unterhaltung mit Aaron darüber ob es eine höhere Macht gibt..ich hab übrigens gewonnen und konnte meine Überzeugung von Geistern und dem Universum verteidigen. Anschließend waren wir spazieren und haben Kastanien gesammelt die dann später zu einer Kette für mich wurden. Und ansonsten..hab ich noch sehr viel Zeit damit verbracht mich in Selbstmitleid zu suhlen. Also alles in einem war der Tag sehr..wie immer«

Heer Seeger lächelte immer noch,schüttelte dabei allerdings den Kopf.
»Du sollst mir von deinen Gefühlen erzählen und nicht von irgendwelchen Eiern und Ketten«
Es war mittlerweile eine Woche vergangen seit meinem Eintritt in die Entzugsklinik.
Und gerade hatte ich mein tägliches Gespräch mit dem coolsten alten Mann überhaupt.
Ach, und Therapeut hier ist er auch noch.

»Um ehrlich zu sein bin ich traurig oder nein besser gesagt frustriert«
»Warum?« die Augen von Herr Seeger leuchteten auf.
Ich erzählte ziemlich selten über meine Gefühle also wollte er die Gelegenheit wohl nutzen.

»Heute ist Aaron's letzter Tag..gleich nach unserem Gespräch wird er entlassen und das obwohl wir uns so gut verstanden haben. Das ist echt mies.«
Allein der Gedanke daran das heute jemand neues Aarons Platz kriegt stimmte mich traurig.
Wir sind Freunde geworden und niemand verabschiedet sich gerne von seinen Freunden.

Und abgesehen davon fühlte ich mich unsicherer den je.
Eine Woche hatte ich geschafft,eine lag noch vor mir und danach hieß es "Tschau,altes Leben!"
Ich hatte nicht einmal eine Ahnung wie das alles überhaupt richtig abläuft,hatte mir immerhin niemand erzählt.

»Geht es dir mit ihm gut?« fragte er und kritzelte auf einem Papier rum.
»Ich verbringe gern Zeit mit ihm also ja«
Wieder lächelte er.
»Weiß er dass du dich selbstverletzt? Ich frage nur weil ich dir ja geraten habe dich deinen Freunden anzuvertrauen«

»Ach das..ja das weiß er« erwiderte ich und wippte mit meinem Fuß.
Es war ihm aufgefallen als ich an einem Abend meine Schlafsachen angezogen habe.
Danach hatten wir ein sehr langes Gespräch.

»Wir hatten das Thema zwar schon aber würdest du bitte noch einmal deine Gründe erläutern«

Schwer seufzend lehnte ich mich weiter in das weiche Leder des Sessels,sah ihm dabei in seine Augen.
Er war blind und die Farbe seiner Augen faszinierte mich jedes Mal aufs Neue.
Sie waren blass und irgendwie leer und trotzdem so ausdrucksstark.

»Sie meinen warum ich es tue?«
»Genau«
»Das ist schwer zu sagen..« sagte ich leise und sah ihn an.
»Gut,dann frage ich anders. Hast du es unter Kontrolle oder kontrolliert es dich?«
Wie so jemand Therapeut geworden ist,wusste ich nicht.
Seine Fragen waren oft viel zu locker gestellt oder persönlich.
Aber vielleicht waren so ja alle Therapeuten, keine Ahnung.

»Wow,das klingt ja fast wie in einem Horrorfilm.« sagte ich,redete aber auf seinen mannenden Blick hin weiter.
»Es ist nicht so als müsste ich es jeden Tag machen,weil ich süchtig bin. Es ist eher eine kleine Hilfe für miese Zeiten,verstehen sie?«

»Jein«
»Angenommen ich bin wütend und das bin ich tatsächlich eher selten und ich brauche einfach einen Ausgleich. Druckausgleich. Es hilft dabei meinen Frust herauszulassen und mich gleichzeitig zu entspannen«

Diesmal wirkte der ältere Mann der sonst so viel Lebensfreude ausstrahlte irgendwie gebrechlich.
So als wäre er nochmal um zehn Jahre gealtert.

»In all den Jahren in denen ich hier als Therapeut tätig bin hatte ich viele Fälle wie dich. Jugendliche mit kalter Miene und leeren Augen« er richtete sein Hemd und stütze seine Ellbogen am Tisch ab.

»Ich will nicht unhöflich sein aber sie sehen mich doch gar nicht?« fragte ich vorsichtig.
»Da hast du Recht mein Kind aber ich höre deine Stimme und spüre deine Emotion«

Am besten hinterfrage ich das Ganze nicht mehr,nicht das nachher noch rauskommt das der arme Heer in irgendeiner Sekte ist die deine Augen verlangt dir aber dafür Menschenkenntnise vom feinsten gibt.

»Ein schlechter Tag ist kein schlechtes Leben,Akaya« sagte er als ich wenig später dabei war den Raum zu verlassen.
Wie haben extra fünf Minuten früher Schluss gemacht damit ich mich von Aaron verabschieden kann.

»Das sage ich mir seit zehn verdammten Jahren.« erwiderte ich beim heraus gehen und lächelte bitter,was er natürlich nicht sehen konnte.

Die weiß gestrichenen Wände und Gänge waren schon längst nicht mehr verwirrend und so fand ich,ohne jemanden zu rufen, mein Zimmer.

»Da bist du ja endlich! Meine Eltern stehen schon draußen und warten, aber ich wäre niemals ohne eine Umarmung von dir losgefahren« sagte er schmunzelnd und stellte seine schon gepackte Reisetasche bei Seite.

»Komm her,Zwerg« sagte er und breitete seine Arme aus.
»Sehr originell« murrte ich ehe ich den fast zwei Meter großen Kerl fest drückte.
»Du wirst mir fehlen« nuschelte ich in seine Brust woraufhin er anfing zu lachen.

»Das ist doch kein Abschied für immer. Spätestens in den Winterferien besuch' ich dich oder umgekehrt. Darauf kannst du wetten!«
Nun lächelte auch ich und löste mich wieder von ihm.

»Ach und..Akaya es gibt noch etwas was ich dir unbedingt sagen muss. Heute ist mein letzter Tag also falls dich das jetzt stört was ich sage musst du mich nicht mehr sehen«
Verwirrt blickte ich zu ihm auf.
»Ich weiß,ich hätte es früher sagen soll aber ich hatte in der Vergangenheit verdammt schlechte Erfahrungen und..«
»Mach mal halblang,Großer. Du sagst mir jetzt aber nicht dass du ein gesuchter Massenmörder bist,oder?«

Wieder lachte er aber nur um dann Sekunden später wieder ernst dreinzublicken.

»Ich bin schwul«

Drugs Love | Levi x OcWhere stories live. Discover now