Kapitel 62

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PoV Akaya

Am späten Abend waren wir beim Haus der Rothaarigen angekommen, die Party war schon im vollem Gange.

Wenn ich mich nicht komplett irrte dann war so ziemlich unsere ganze Schule da und außerdem noch ein paar Leute, die ich nicht kannte.
Mit Sicherheit war das nicht Levi's Idee, er mochte große Menschenmassen genauso wenig wie ich.

»Ich seh mich mal ein bisschen um.« schrie ich gegen die laute, ohrenbetäubende Musik in seine Richtung.
»Mach das.« sagte er, zumindest glaubte ich das.
Las es eigentlich nur von seinen Lippen ab.

Ihr Haus, oder besser gesagt das ihrer Eltern, war wirklich schick.
Leicht altmodisch angehaucht und dennoch irgendwie erfrischend.

Überall lagen Luftschlangen, Glitzer und silberne Sternchen herum.
Die verschiedenen Gerüche der Menschen konnte ich allerdings nicht lange aushalten weshalb ich mich kurzerhand ins Bad flüchtete.
Das allein zeigte doch schon wie wichtig er mir war, oder?
Immerhin hasste ich Partys! Und ich war extra wegen ihm mitgekommen!
Und trotzdem, ich wusste das es ihn belastete.

Wusste das es ihn verletze dass ich diese verdammten drei Worte nicht aussprechen konnte.
Aber musste ich das denn unbedingt?
Was war daran denn so besonders?
Konnten wir nicht einfach so zusammen sein ohne uns gegenseitig eine Leine zu verpassen?

Denn das ist es doch was die Worte "Ich liebe dich." tun, sie fesseln dich.
Binden dich an deinen Partner.
So viel Verantwortung, Leid und Schmerz ist mit ihnen verbunden und trotzdem sind alle Menschen ganz wild darauf sie zu hören.
Als würden sie darum betteln besitzt zu werden.

Nachdenklich fuhr ich mir durch die hellgrauen Strähnen meiner braunen Haare.
Anfangs war ich ja wirklich skeptisch, aber Bee hatte recht..es sah gut aus. Ganz besonders bei dem silbernen Jumpsuit den ich heute trug.

Leider konnten mich die Gedanken über meine Kleidung nicht lange genug beschäftigen und so landete ich wieder bei Levi.

Ich würde für ihn sterben, nein, ohne ihn würde ich sterben wollen.
War das denn nicht wichtiger als solche mickrigen Wörtchen die jeder benutzte?

Klar, er hatte sich verständlich gezeigt und ich wollte es doch auch unbedingt sagen aber es ging eben nicht. Noch nicht, keine Ahnung, vielleicht geht es auch nie.

Erstaunlicherweise hatte es mich trotzdem so glücklich gemacht sie von ihm zu hören was ja irgendwie widersprüchlich war.

»Ist da jemand drin? Ich muss ganz dringend auf Klooo!« hörte ich Hanji vor der Tür quengeln.
Schmunzeln schloss ich die Tür wieder auf was die Rothaarige sofort ausnutzte und hinein stürmte.
Natürlich wartete sie nicht bis ich ging sondern zog sich die Hose runter und ließ sich mit einem Seufzen auf die Toilette plumpsen.

»Kannst du vielleicht Erwin zum tanzen bringen? Er steht da die ganze Zeit rum und verschreckt die Kids.« bat sie mich noch was ich nur schnell bejahte und dann die Suche nach dem Blondhaarigen antrat.

Später wollte ich auch noch unbedingt mit Levi tanzen, dachte ich mir als ich im imposanten Vorgarten durch die Meute aus Tanzenden lief.

Glücklicherweise musste ich nicht lange suchen, Erwin saß mit einem Becher Punsch auf einer Bank nahe des Pools.

»Huhu! Was machst du hier so alleine?« fragte ich und ließ mich ungefragt neben ihn fallen.
»Betrunkenen Teenies aus dem Weg gehen.« schnaubte er, betonte dabei mit seinen gerade mal 19 Jahren das Wort Teenies ganz besonders abfällig.
»Aber das ist ne' Party du Spielverderber. Ah- der Song ist geil! Lass uns tanzen!«
Erwin jedoch starrte mich nur missmutig an und fischte mit einem Pieker eine Erdbeere aus seinem Punsch.

»Hast du Levi schon gesehen?« fragte er und steckte sich die Frucht in den Mund.
»Wir sind hier zusammen angekommen aber danach nicht mehr. Aber jetzt lenk' nicht ab. Nur ein Tanz, bitteee!« ich sah ihn mit hochgezogener Unterlippe an doch auch das ließ ihn so gut wie kalt.

»Na, schön.« angepisst stand ich auf und zog den Muskelprotz hoch.
»Ich werde wütend wenn du jetzt nicht tanzt. Und das wäre für alle Beteiligten nicht witzig.«
Diesmal schienen meine Worte Wirkung zu zeigen und er folgte mir, eher weniger motiviert, auf die Tanzfläche.

Danach wurde es dann aber doch witzig.
Aus einem Tanz wurden zwei und daraus drei.
Aus einer Mische wurden 3 und aus einem Punsch 4.
Wir waren also beide ziemlich heiter und rockten einen Song nach dem nächsten und waren dabei mit großem Abstand die Besten.

»Ich brauch nh Pause..« nuschelte ich nach dem keine Ahnung wievielten Tanz und stellte mich mit Erwin ein paar Schritte von den anderen entfernt hin.

Allgemein waren Levi und ich ziemlich spät angekommen und jetzt waren viele schon gegangen. Es war ruhiger geworden und dennoch immer noch recht voll.

Glücklich stützte ich meine Hände in die Seiten und auch Erwin grinste.
Doch diese kurze Euphorie hielt nicht lange denn genau in diesem Moment kam Caroline aus dem Haus gedackelt, sie war wirklich immer da um die Stimmung zu zerstören.
Wie ein böser, besessener Geist.

Die Träger ihres Kleides saßen etwas schief, ihr roter Lippenstift war verschmiert und ihre Locken verwuschelt.
Da hatte jemand wohl eine harte Nacht hinter sich.

»Akaya! Dich hab ich gesucht!« schrie sie, klang dabei erstaunlich offen und freundlich.
Leicht torkelnd kam sie mit ihren 10 Zentimeter Hacken auf uns zu und fummelte dann an dem Stoff ihres Outfits rum.

»Erst war ich voll traurig das Levi mich nicht liebt aber ich hab was, was du nicht hast! Bäääh!« sie streckte mir die Zunge heraus.
»Ach ja? Und was ist das?« fragte ich, spielte dank meiner guten Laune einfach mit.
»Sex mit ihm! Und das gerade eben noch!« quietschte sie.

»Naja, das ist ja nicht mal alles. Seit Wochen küssen wir uns und verbringen so ziemlich jede freie Minute miteinander, es macht soviel Spaß seine Lippen...«
Ich hörte ihr nicht mehr zu, hörte eigentlich gar nichts mehr.
Es war ein komisches Gefühl, irgendwie betäubte es mich aber ließ mich gleichzeitig bis in die Tiefen meines Körpers erschüttern.

Wortlos wollte ich gehen, einfach so ohne was zu sagen doch Erwin packte mich am Handgelenk.
»Glaubst du wirklich den Worten dieser Irren? Such ihn und überzeuge dich selbst.« zischte er.
Kurz fragte ich mich, ist dieser Mann ein Monster? Warum wollte er mich leiden sehen?
Doch dann verstand ich, er wollte mir nur helfen. Es wäre dumm nur auf ihr Gerede zu hören.

Mit wackligen Beinen, ob es an dem Alkohol in meinem Blut oder dem Schmerz in meiner Brust lag wusste ich nicht, lief ich durchs Haus.
Hörte noch Caroline wie sie "Wenn du das unbedingt sehen willst! Gönn dir!" rief und irrte dann durchs Haus.

Merkwürdigerweise dachte ich dabei an nichts.
Weder machte ich mir Hoffnungen noch steigerte ich mich unnötig hinein.

Ich öffnete jede Tür, hoffte dabei vergeblich nicht auf ihn zu treffen. Oder zumindest nichts blödes zusehen.
Doch es kam wie es kommen musste und die vorletzte Tür im zweiten Stock stand leicht offen.

Vorsichtig öffnete ich sie.
Sah Levi.
Ein Knopf bei seinem Hemd war offen, seine Haare zerzaust und seine Lippen rot verschmiert.

So rot wie ihr Lippenstift.
So rot wie das Blut das in diesem Augenblick aus der kläffenden Wunde meines gebrochenen Herzen sickerte.

Drugs Love | Levi x OcWhere stories live. Discover now