14.

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Keran wurde unsanft von einem Elben geweckt. Sie hatte die Nacht auf dem Boden, angekettet an einer Steinsäule verbracht und alle Knochen taten ihr weh. Daher war sie auch entsprechend schlecht gelaunt. Das einzige was sie etwas aufheiterte war der Fakt, dass Thorin, Fili, Kili, Balin und all die anderen noch lebten. Sonst wären die Elben schon längst in den Erebor gezogen. Der Elb in Rüstung, Keran erkannt ihn von ihrer Begegnung im Düsterwald, führte Keran durch Thal. Sie sah sich um. Einst bestimmt mal eine schöne Stadt, jetzt aber nur noch Ruinen. Aus den Häusern, die halbwegs noch intakt waren, schauten Seemenschen sie neugierig an, und Keran probierte, sie mit Blicken töten. Sie kam sich vor wie ein Tier im Zoo. Und da stand Thranduil, hinter ihm bewegte sich sein Heer aus der Stadt Richtung Erebor. Bei ihm stand ein Seemensch mit braunen, schulterlangen Haaren, der auf den Elbenkönig einredete. "Lasst mich mit Thorin verhandeln!" Thranduil lächelte fast schon mitleidig. "Mit dem Zwerg kann man nicht verhandeln, Herr Bard. Aber erpressen." Der Mensch, der anscheinend Bard hieß, zog eine Augenbraue hoch. "Und wie wollt ihn erpressen?" Thranduil nickte Kerans Begleiter zu und dieser führte sie zu ihm. Thranduil lächelte und Keran hätten ihm nur zu gerne einen Pfeil zwischen die Augen gejagt, wären ihre Hände nicht gefesselt gewesen und ihre Waffen nicht irgendwo im Düsterwald. "Das ist Keran, und sie lebte mit Thorin und seinen Verwanten in einem Dorf. Komischerweise konnte er sie leiden..." Bard musterte sie und Keran starrte zurück. Dann schüttelte er langsam den Kopf. "Das gefällt mir nicht. Mit anderen Sachen würde ich ihn liebend gern erpressen, aber nicht mit Freunden." Thranduil lachte. "Ich habe nicht um Erlaubnis gebeten. Aber gut, versucht mit dem Zwerg zu verhandeln, wenn ihr Spaß daran habt. Aber danach werde ich mit meinen Truppen in den Krieg ziehen." Bard stimmte zu. Den restlichen Tag verbrachte Keran damit, sich einen Fluchtplan zu überlegen. Sie musste Thorin warnen. Bard hatte keinen Erfolg und Thranduil brachte seine Bogenschützen in Stellung. Am nächsten Tag würde er Thorin mit ihr erpressen und wenn das nichts bringen würde, den Erebor angreifen. Dann, am Abend, kam Bard zu ihr. Er setzte sich neben sie. "Weißt du warum Thorin nicht mit ihm verhandeln lässt?" Keran war kein Plan eingefallen und hatte außerdem sehr wenig Lust, sich mit dem Bogenschützen über die Zwerge zu unterhalten. "Ich Rede nicht mit Menschen die mit Thranduil verbündet sind", fauchte sie ihn an. Bard zuckte mit den Schultern. "Wie ihr wollt." Er stand auf. "Eigentlich hatten wir schon einen Deal ausgehandelt. Aber Thorin hat sein Wort nicht gehalten..." Keran horchte auf. "Ihr lügt. Wenn jemand sein Wort hält, dann Thorin!" "Hat er aber nicht. Er hat uns einen Anteil an dem Schatz versprochen, wenn ihr ihnen helfen würden, aber als ich ihn heute daran erinnern wollte, hat er mich davongejagt. Und er klang auch nicht so als ob er noch vorhatte sein Versprechen einzulösen." Mit diesen Worten ging er und ließ eine grübelnde Keran zurück. Thorin würde nie eine Abmachung nicht halten! Aber wenn das stimmte was Bard da erzählte hatte er genau das getan, und Keran konnte sich beim besten Willen nicht erklären warum. Das war nicht der Thorin den sie kannte. Plötzlich beschlich sie eine böse Vorahnung. Hatte Balin nicht mal was von einer Drachenkrankheit erzählt, die Thorin Vater und Großvater in den Wahnsinn getrieben hatten? Und konnte es sein dass Thorin jetzt genau diese Krankheit hatte!? Anders konnte Keran sich sein Verhalten gar nicht erklären. Sie fluchte. Sie musste mit Thorin sprechen. Noch diese Nacht. Denn wenn dem so war, konnte sie einen Krieg verhindern. Sie gab es zwar nicht gerne zu, aber die Düsterwaldelben waren den Zwergen zahlenmäßig überlegen. Wenn da nicht das Problem wäre, dass sie Gefangene von Thranduil war. Inzwischen war es Nacht geworden und die Menschen gingen langsam schlafen. Auch war weit und breit kein Elb zu sehen. Keran witterte ihre Chance. Jetzt waren nur noch die Ketten im Weg. Keran tastete sie ab. Sie aufzubrechen konnte sie vergessen. Aber vielleicht konnte sie das Schloss knacken. Sie sah sich um. Da, bei ihren Füßen, lag eine Art Dietrich. Keran runzelte die Stirn. Der lag davor noch nicht da. Was Keran aber erlich gesagt herzlich egal war. Geschickt angelte sie sich den Dietrich und nach einigen Versuchen war das Schloss geknackt. Sie grinste, während sie sich die Handgelenke rieb. Der Rest war einfach. Unbemerkt schlich sie zu Mellon, der in einer Art Stall untergebracht war. Ebenfalls nicht bewacht. Sie grinste noch mehr. Die ganze Zeit hatte sich Thranduil keinen Fehler erlaubt, und dann das. Er war sich seinem Sieg schon zu sicher. Keran gelang es, unbemerkt aus Thal zu gelangen und ritt dann im Schatten vom Mond zum Erebor.

Bard sah Keran nach, bis sie in den Schatten verschwand. Er lächelte. Der Bogenschütze glaubte, dass wenn jemand Thorin umstimmen konnte, dann die Elbin. Deshalb hatte er auch den Dietrich unauffällig fallengelassen. Sein Plan war ihm gelungen. Jetzt sollte nur noch der Elbenkönig nichts davon mitbekommen...

Keran - Eine (weitere) Thorin, Fili&Kili ffDove le storie prendono vita. Scoprilo ora