3.3.

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Auf dem Weg zurück machte sich Keran mit Mellon vertraut. Ihr Volk hatte die Fähigkeit gehabt, mit Tieren über Gedanken zu kommunizieren. Das gleiche tat sie jetzt auch und sie und das Tier lernten sich immer besser kennen. Fili bekam von dem ganzen natürlich nichts mit und so war es klar, dass ihm irgendwann langweilig werden würde. Außerdem waren Zwerge noch nie gute Reiter. Sie hatten nur noch eine knappe halbe Stunde vor sich, als Fili fragte: "Kann ich vorlaufen?" Keran dachte sich nichts dabei, er kannte ja den Weg. Als er gerade zehn Minuten weg war, hörte Keran einen Schrei. Sie erkannte sofort, dass er von Fili kam, gab sie Mellon die Sporen. Keran hatte Angst um Fili und machte sich Vorwürfe. Sie hoffte, dass er sich nur den Fuß verstaucht hatte. Während Mellon über Steine und Wurzeln sprang und Keran aufpassen musste, dass sie nicht runterfiel, hielt sie so gut es ging Ausschau nach Fili. Doch nirgendswo war eine Spur von ihm zu entdecken. Thorin würde ihnen beiden den Kopf abreißen. So langsam befürchtete Keran, das etwas schlimmeres dahinterstecken musste als ein verbrauchter Fuß und mit einer bösen Vorahnung holte sie ihren Bogen und legte einen Pfeil an die Sehne. Plötzlich, als sie um einen großen Felsen herumritt, entdeckte sie Fili. Und leider nicht nur ihn. Ein Leunyl, eine schreckliche, riesige Mischung aus Pferd und Stier, stand vor dem Zwerg und kam immer näher. Fili zitterte, hielt aber einen kleinen Dolch vor sich, aber Keran wusste dass das den Leunyl nicht aufhalten würde. Leunyl waren extrem aggressives und wurden auch oft von den Orks als Kampfmaschienen eingesetzt. Einer von ihnen hatte Kerans Dorf fast vollständig verwüstet. Sie spürte kochende Wut in sich hochsteigen. Keran reagierte blitzschnell. Sie musste das Monster von Fili ablenken. Sofort schoss sie den Pfeil ab. Dieser traf den Leunyl zwar nur leicht am Kopf, doch dieser drehte sich wie erwartete zu ihr um und brüllte wutentbrannt. Fili sah sie aus einer Mischung aus Angst und Erleichterung an. "Geh zum Dorf und hol Hilfe!", rief Keran ihm zu, während sie den nächsten Pfeil anlegte. Fili nickte kurz und rannte los. Keran wusste: sie musste den Leunyl beschäftigen, bevor dieser womöglich noch auf die Idee kam, Fili zu folgen. Aber das Monster hatte anscheinend das Interesse an dem Zwerg verloren. Stattdessen preschte es auf Keran mit rasender Geschwindigkeit zu und diese konnte nur in letzter Sekunde zur Seite springen, bevor die langen Hörner des Monsters sie aufgespießt hätten. Keran keuchte, Zeit zum ausruhen war aber keine dar. Sie konnte nur hoffen, dass Fili rechtzeitig mit Hilfe zurückkam. Der Leunyl drehte sich zu ihr um und die Elbin schoss schnell einen Pfeil in das linke Auge des Ungeheures. Dieses heulte auf. Das Monster zu blenden war ihre einzige Möglichkeit, denn mit ihren kleinen Messern könnte sie dem Leunyl nicht mehr als ein paar Kratzer zufügen. Dafür bräuchte man Lanzen. Wutentbrannt nahm der Leunyl Anlauf und raste wieder auf Keran zu. Diesmal hatte sie allerdings nicht so viel Glück wie beim ersten mal. Als sie zurückwich, stolperte sie über einen Stein und der Schuss ging knapp am rechten Auge vorbei. Das Monster senkte den Kopf und schlug sie mit den Hörnern gegen einen Felsen. Keran stöhnte auf. Ihr Rücken war nur noch ein einziger Schmerz. Wahrscheinlich waren einige Rippen zu Bruch gegangen. Sie lag auf dem Bauch, bewegungsunfähig. Leichte Beute für den Leunyl. Dieser kam wieder angetrabt. Keran schloss die Augen. So sollte es enden? Zertrampelt von einem Leunyl? Sie ballte die Faust. Nein! So durfte es nicht enden! Sie hatte noch eine Rechnung mit Azog offen. Und sie hatte sich geschworen: solang diese nicht beglichen war, würde sie nicht sterben! Unter schrecklichen Schmerzen richtete sie sich langsam auf. Sie hatte eine Platzwunde am Kopf und das Blut floss ihr ins Auge und vernebelte ihre Sicht. Doch das würde sie nicht aufhalten. Angestrengt spannte sie ihren Bogen. Der Leunyl war schon ganz nah. Doch plötzlich hörte sie Schreie und Lärm. Keran drehte den Kopf und sah, dass Thorin gekommen war. Fili stand ängstlich hinter ihm. Außerdem noch andere Dörfler, alle bewaffnet. Sie verwirrten das Monster mit lautem Geschrei, dann griffen sie es mit Lanzen an. Der Leunyl merkte, dass er gegen so viele Gegner nur schwer eine Chance hätte und zog sich zurück. Erschöpft lehnte Keran sich an den Felsen. Mellon kam zu ihr und stupste sie mit der Schnauze an. Das Pferd hatte sich die ganze Zeit hinter dem Felsen versteckt. Keran lächelte. Dann schwankte sie und sank auf den Boden. Aus dem Augenwinkel bemerkte sie nur noch, wie ein zorniger Thorin mit einem erschrockenen und weinenden Fili schimpfte. Dann verlor Keran das Bewusstsein.

Keran - Eine (weitere) Thorin, Fili&Kili ffOnde as histórias ganham vida. Descobre agora