3.2.

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Am nächsten Morgen wurde sie von dem ungeduldigen Fili geweckt. "Komm schon. Wach Auf!" Keran rieb sich verschlafen die Augen. Die Sonne war noch gar nicht aufgegangen, aber schon wurde die Landschaft in ein rötliches Licht getaucht. Zusammen mit dem leichten Nebel sah das sehr schön aus. Keran stand noch müde auf und fing an, ihr Lager aufzuräumen. Fili war schon fertig und sprang ungeduldig um sie herum. Als sie sich endlich den Rucksack um die Schultern legte glänzten seine blauen Augen vor Vorfreude. Keran musterte ihn. "Was hast du denn deiner Mutter gesagt wann du wieder zurück kommst?", wollte sie wissen. Fili geriet ins Stottern. "Äh...also, wenn...es kurz nach...Mittag ist." Jetzt glaubte Keran zu verstehen, warum er so nervös war. "Kurz nach Mittag!? Wenn wir Glück haben schaffen wir es am Nachmittag zurück!" "Es...es tut mir Leid!" Keran entspannte sich wieder ein bisschen. "Alles klar. Nun, dann müssen wir uns aber jetzt sehr beeilen." Fili nickte eifrig und war gleich hinter der nächsten Kurve verschwunden. Keran ging ihm kopfschüttelnd nach.

Am späten Vormittag kamen sie an einer großen Hochebene an. Diese war gesäumt von riesigen Bäumen, die wie Spielfiguren in den saftigen, Grünen Wiesen standen. Und überall auf der Wiese verteilt standen Pferde. Nicht die großen, schlanken Elbenpferde, die Keran aus ihrer Heimat kannte. Diese hier waren an das harte Leben in den Bergen angepasst. Sie waren etwas kleiner und hatten sehr dickes Fell. Fili sah Keran an. "Und was machen wir jetzt?", fragte er interessiert. "Als erstes Essen wir was. Ich falle fast um vor Hunger!" Mit dieser Antwort war Fili mehr als zufrieden. Sie hatten in der Früh nichts gegessen. Auf dem Weg hatten sie zwar ein paar genießbare Beeren gefunden, doch das war lange nicht genug. Hungrig setzten sie sich auf den Boden und aßen die Hälfte des Trockenfleisches auf. Als sie fertig waren, legte Keran alle Waffen ab und nahm das Seil in die Hand. Fili sah sie fragend an. "Wenn ich Waffen bei mir habe, trauen mir die Pferde nicht so schnell." Fili zuckte nur mit den Schultern. Keran vermutete, dass er immer noch nicht so ganz verstanden hatte, warum sie ein Pferd wollte. Sie musste grinsen. Langsam schlich sie so nah es ging zu der Herde heran. Fili folgte ihr, aber nicht ganz so leise.  Keran hätte ihn auch noch in 200 Metern Entfernung gehört. Da waren doch alle Zwerge gleich. Aufgeregt legte Fili sich neben ihr ins Gras. "Und welches Pferd nimmst du?", fragte er. "Weis noch nicht. Sag du's mir." Fili sah sie glücklich an und musterte sofort die Herde. Schnell hatte er seine Wahl getroffen. "Das da", sagte er und zeigte auf ein etwas kleineres, Schwarzes Pferd mit weißer Mähne. Keran war auch sehr glücklich mit dieser Wahl, denn in ihrer alten Heimat hatte sie auch mal ein kleines Fohlen von ihren Eltern geschenkt bekommen, dass genau so aussah. Leider wurde es von den Orks getötet. Es hieß Mellon. "Was ist los?" Fili riss sie aus ihren Gedanken. "Ach, nichts. Lass uns jetzt dass Pferd holen." Sie bat Fili, hierzubleiben und pirschte sich an das Pferd heran. Dieses hatte sich nichts ahnend von der Herde entfernd und graste. Plötzlich hatte sie Keran auf den Rücken des Tieres geschwungen. Sie hielt sich an der Mähne fest, während das Pferd vergeblich versuchte, Keran abzuschütteln. Leise flüsterte Keran ihm ein paar Wörter auf Elbisch ein, die so viel bedeuteten wie: Ich bin dein Freund, ich will dir nichts böses. Augenblicklich beruhigte sich das Tier und ließ sich von Keran zurück zu Fili reiten. Dieser hatte alles mit großen Augen mitverfolgt. Sein Gesichtsausdruck war eine einzige Frage. Keran schmunzelte. "Ich hab doch gesagt, wir können gut mit Pferden umgehen." "Und wie soll es heißen?" Keran blickte in die Ferne. "Mellon", sagte sie und fing an, wieder ihre Waffen einzupacken. "Und was heißt..." Fili kam nicht weiter, denn Mellon stupste ihn mit seiner Schnauze an. Fili sprang erschrocken zurück und Keran lachte nur. "Mellon heißt Freund. Lass uns jetzt wieder zurückreiten. Dís macht sich bestimmt schon Sorgen." Und mit diesen Worten stieg sie auf Mellon, setzte Fili vor sich, legte das Seil mit einem leichten Knoten, der sich zuzog um Mellon's Hals, als Hilfe für Fili und ritt in Richtung Neidin.

Keran - Eine (weitere) Thorin, Fili&Kili ffWhere stories live. Discover now