5.2.

569 27 9
                                    

Thorin fluchte, und das nicht zum ersten mal. Er verfluchte sich und seine Torheit. Sie hatten ihn gewarnt. Die Elbin hatte ihn gewarnt. "Es sieht nach einem Gewitter aus, Thorin", hatte sie gesagt. Aber seine eigener Stolz hatte ihn geblendet. Und jetzt steckt er er mitten drin im Schlamassel. Kili sah ihn ängstlich an. Sein Neffe hatte Tränen in den Augen, die sich mit den Tropfen vermischten. Natürlich wusste Thorin, dass es jetzt zu spät für Reue war. Jetzt musste er schauen, dass er wenigstens Fili und Kili heil von dem Berg brachte. Er würde sein Leben für seine Neffen geben. Seit ihr Vater gestorben war, fühlte er sich verantwortlich für sie. Aber er war nur ein kläglicher Ersatz für ihn. Oft mürrisch, verschlossen. Und eifersüchtig auf Keran. Er wusste, Fili und Kili liebten sie. Er sollte sich für sie freuen. Und seinen Hass auf Elben irgendwie abschütteln. Wenigstens der für Keran. Sie war ja praktisch schon ein Zwerg. Sprach ihre Sprache, verhielt sich wie ein Zwerg und kleidete sich wie einer ihrer. Das einzige was anders war war die Körpergröße. Fili sah ihm ernst in die Augen. "Onkel, glaubst du wir werden es Schaffen?" Thorin nickte. "Bestimmt." Aber im Inneren war er sich da nicht so sicher.

Keran strich sich immer wieder den Regen aus den Augen, der ihr die Sicht verschwamm. Der Wind war hier oben noch stärker als im Tal und Keran musste mehrmals aufpassen, dass sie nicht irgendwo runtergeweht wurde. Aber ihre Entschlossenheit und ihre Wut auf Thorin trieben sie voran. Sie hatte ihn gewarnt! Keran bog um einen Felsvorsprung und da sah sie die drei. Sie saßen aneinandergekauert unter einem Felsen, um sie vor dem schlimmsten zu bewahren. Erleichtert rannte und stolperte sie auf die Zwerge zu. Als Thorin sie sah starrte er sie fassungslos an. Keran zog fragend eine Augenbraue hoch. "Was? Ich bin  hier um euch zu retten!" "Alleine!?" "Ja. Aber können wir quatschen wenn wir wieder unten sind?" Thorin nickte nur und stand auf. Danach rappelten sich Fili und Kili auf. Sie waren alle klitschnass und wahrscheinlich extrem unterkühlt, aber Keran stellte erleichtert fest dass keiner irgendwelche Knochenbrüche oder so hatte. Dann wäre die ganze Aktion erheblich schwieriger geworden. Gegen den Wind schreiend erklärte sie den Zwergen ihren Plan. Sie würden das Seil dazu verwenden, sich in einer Reihe aneinander zu binden. Fili und Kili in der Mitte. Falls einer von ihnen stürzen sollte, konnten die anderen denjenigen noch mithilfe des Seils festhalten. Die Zwerge waren einverstanden und machten sich an den Abstieg. Keran bemerkte besorgt, dass das Gewitter seinen Höhepunkt anstrebte. Oft mussten sie sich auch vor herunterfallenden Steinen und Geröll in Deckung gehen. Trotz allem kamen sie gut, wenn auch langsam voran. Fili und Kili waren müde und erschöpft und stolperten oft. Als sie fast schon wieder unten waren, Keran  konnte schon die schwachen Lichter Neidins erahnen, mussten sie ein steiles Geröllfeld überqueren. Der Sturm hatte nicht nachgelassen, im Gegenteil. Aber jede Sekunde weiter auf dem Berg konnte tötlich sein. Keran wusste: jetzt oder nie. Thorin stimmte ihr zu. Vorsichtig, immer darauf bedacht keine Lawine auszulösen, kletterten sie über die Steine. Sie hatten schon mehr als die Hälfte hinter sich, als plötzlich von oben ein paar Steine gerollt kamen, die vom Wind gelöst wurden. Keran bemerkte sie als erstes und schrie den anderen zu, sie sollen sich in Sicherheit bringen, dann schnappte sie sich Kili. Thorin und Fili hingegen hatten weniger Glück. Sie hatten Keran nicht richtig verstanden und bemerkten die Steine als es schon zu spät war. Thorin konnte gerade noch zur Seite springen, sein Neffe hingegen war nicht so schnell. Bevor sie was unternehmen konnten, riss ihm das Gerölle die Beine weg und ohne des Seils wäre Fili wahrscheinlich bis ganz nach unten getragen worden. Thorin eilte sofort zu ihm und Kili schaute besorgt zu den beiden. Der Fakt, dass Fili nicht von alleine aufgestanden war, machte Keran am meisten Sorgen. Als sie dann sah, wie Thorin seinen Neffen vorsichtig hochhob und zu ihnen trug, hatten sich ihre schlimmsten Befürchtungen bestätigt. Fili war zwar nicht ohnmächtig, doch er blutete aus dem Mund und sein rechter Fuß sah schmerzhaft verdreht aus. Wahrscheinlich hatte er sich den Knöchel gebrochen. Vorsichtig legten sie noch das letzte Stück auf dem Geröllfeld zurück, dann suchten sie sich einen relativ windgeschützten Felsen und Thorin legte Fili vorsichtig auf den Boden. Dann fixierten sie den Knöchel so gut es ging. Fili keuchte auf. Kili stand wärendessen verloren daneben und starrte ängstlich seinen Bruder an. "Wir müssen weiter! Ich werde Fili tragen", sagte Thorin, während er den behelfsmäßigen Verband aus Kleidungsfetzen zusammenband. Keran nickte. "Seh ich genauso. Am besten wir sind vor Einbruch der Nacht wieder in Neidin." Aber ein Blick in den Himmel zeigte, dass das eher unrealistisch war. Es dämmerte bereits und der eh schon dunkelgraue Himmel wurde noch dunkler. Aber in der Nacht wären sie komplett verloren. Also hob Thorin Fili wieder auf und sie machten sich auf den Weg. 

Keran - Eine (weitere) Thorin, Fili&Kili ffHikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin