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Keran hatte sich noch nie so gehasst wie in den folgenden Wochen und Monaten nach Thorins Aufbruch. Dass sie sich einfach steh hat lassen. Dass sie sich von Dís und den anderen Zwergen aufhalten lässt, ihnen zu folgen. Sie fühlte sich wieder fehl am Platz. Das Gefühl, eine neue Heimat gefunden zu haben war verschwunden. Sie gehörte hier nicht hin. Es war, als wäre ein Teil von ihr mit Thorin, Fili und Kili mitgereist. Keran lebte wieder isoliert, alleine. Und sie hasste sich dafür. Sie kommen bei ihr vorbei, wollen sie überzeugen das es besser ist wenn sie bleibt. Für alle. Nur nicht für sie. Keran seufzte. Es regnete wieder. Sie lag auf ihrem Bett und hörte den Regen an ihre Fensterscheibe klopfen. Keran sagte sich dass es jetzt eh schon zu spät wäre ihnen hinterher zu reisen. Drei Monate waren vergangen. Es ging sogar schon so langsam wieder auf Durinstag zu. Sie würde den anderen wieder bei den Vorbereitungen helfen. Aber warum? Alles war irgendwie so sinnlos geworden... Keran stand auf. Sie sollte sich echt mal Gedanken um ihre Gesundheit machen. Psychisch und physisch. Sie hatte Hunger. Keran hatte sogar vergessen wann sie das letzte mal gegessen hatte. Sie zog sich ihre Stiefel an und trat hinaus in den Regen. Bei dem Wetter hatte sie keine Lust, sich selber was zum Essen zu besorgen. Keran hatte vor "Zur stumpfen Axt" zu gehen. Im Pub herrschte gute Stimmung. Ein fahrender Händler war eingetroffen und erzählte von den Dingen die in Mittelerde so geschahen. Keran schenkte ihm keine Beachtung. Drogo unterdessen brachte ihr ein Bier, wie üblich. "...die Gruppe aus Zwergen hatte nicht so viel Glück." Keran horchte auf. Konnte es sich um Thorin und die anderen Zwerge handeln? "Sie sind in den Düsterwald gegangen und nicht mehr rausgekommen. Es geht das Gerücht herum, dass..." Der Händler erschrak, als Keran plötzlich direkt vor ihm stand. "Welches Gerücht geht um?" "Äh...dass sie von den Waldelben gefangen genommen worden sind. Der Anführer von ihnen soll anscheinend der legendäre Thorin Eichenschild sein. Der Elbenkönig Thranduil will..." Aber Keran hörte ihm nicht mehr zu. Sie hatte eine Idee. Jetzt konnte sie nichts mehr in Neidin halten. Wieder voller Tatendrang stapfte sie durch den Schlamm zu ihrer Hütte und fing sofort an zu packen. Als sie gerade fertig war, klopfte es plötzlich an ihrer Tür. Dís. "Drogo hat mir erzählt, dass du irgendwas ausheckst, nachdem du von Thorin erfahren hast. Darf ich reinkommen?" Keran nickte. Als sich Dís auf ihren Hocker setzte viel ihr Blick auf Kerans gepackte Sachen. "Du willst ihnen folgen." Stellte sie fest. "Ja, und du wirst mich nicht daran hindern können. Ich habe es satt hier herumzusitzen, obwohl ich Thorin helfen könnte. Sie wurden von Thranduil gefangen genommen. Ich weiß, die Chance dass er auf mich hört ist gering, aber es gibt Hoffnung. Ich kann es nicht zulassen, dass die Reise so endet. Vielleicht lässt der König vom Düsterwald mit sich von Elb zu Elb verhandeln, aber er verhandelt ganz sicher nicht mit Thorin!" Dís nickte langsam. "Ich kann dich wohl nicht aufhalten. Ich würde wahrscheinlich selber gehen, aber ich muss das Dorf am laufen halten." Sie zwinkerte Keran zu. "Ich wünsche dir alles Glück der Welt. Und pass auf meine Söhne auf." Keran sah ihr ernst in die Augen. "Ich werde sie mit meinem Leben beschützen!" "Das weiß ich", sagte Dís leise. Sie selber würde der Elbin ihr Leben anvertrauen. Seufzend stand die Zwergin auf und wollte schon wieder gehen, doch Keran hielt sie zurück. "Sagst du den anderen leb wohl von Mir? Ich werde mich heimlich davon stehlen..." Dís lächelte. "Mach ich. Leb wohl, Mellon." Und mit diesen Worten verließ sie die Hütte. Keran schulterte ihr Gepäckt, steckte ihre Waffen ein und verließ ebenfalls die Hütte. Mellon schaute sie aus neugierigen Augen an. "Wir werden eine kleine Reise machen, mein Freund..." Keran sattelte ihn und ritt aus dem Dorf. Auf einem Hügel blieb sie zum letzten mal stehen und drehte sich um. Sie ließ den Blick ein letztes Mal durch das Hochtal streifen. Neidin, der Fluss, die Wiesen und der Trost. Sie würde nie wiederkommen, das wusste Keran. Und so verließ sie den Ort, der so lange ihre Heimat gewesen war.

Keran - Eine (weitere) Thorin, Fili&Kili ffOnde histórias criam vida. Descubra agora