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Es war am nächsten Tag. Der Regen hatte aufgehört und die Sonne schien. Keran war gerade von einer Wanderung zurückgekommen und wollte es sich in ihrer Hütte gemütlich machen. Thorin und die anderen hatte sie fast schon wieder vergessen. Natürlich war sie an den Ereignissen interessiert. Sehr sogar. Nicht jeden Tag wurde das größte Königreich von Mittelerde vernichtet. Doch einfach würde sie an die Informationen eh nicht herankommen. Von Thorin Eichenschild würde sie schon gar nichts erfahren und die Bewohner von Neidin schmückten die Geschichten gerne mit erfundenen Sachen aus. So hatte sie es vorerst aufgegeben, von dem Erebor zu erfahren. Gedanken versunken machte sie die Tür auf und wollte gerade in ihre Hütte treten, als sie ein Rascheln hinter der Hütte hörte. Angespannt schlich sie um die Ecke. Sie war es nicht gewohnt, Besuch zu bekommen, schon gar nicht dass jemand ihre Hütte ausspionierte. Leise und in gedukter Haltung ging Keran zu dem kleinem Strauch hinter ihrer Hütte, von dem die Geräusche kamen. Mit einem entschlossenen Satz sprang sie um den Busch herum und atmete aus. Dort saß nur der kleine blonde Zwerg und starrte sie erschrocken an. Aber ein bisschen wütend wurde sie schon. "Was machst du bei meiner Hütte!? Spionierst du mich aus?", fragte sie etwas zu grob. Der kleine stotterte erschrocken: "Nein! Äh...ja...aber ich wollte nicht, äh, Nein!" Keran musste schmunzeln. "Du hast mich ausspioniert, oder?", fragte sie mit einem Lächeln auf den Lippen. Der Zwerg merkte, dass sie ihm nicht mehr böse war und richtete sich auf. Verlegen schaute er auf seine Schuspitzen. "Kann sein. Ich...ich habe halt noch nie zufor eine Elbin gesehen. Darf ich reinkommen? Man sagt, dass Elben Schüsseln und Bestek aus Diamanten haben!" Seine Augen funkelte, während er das sagte. Keran musste lachen. "Wer hat dir denn das erzählt?", fragte sie. "So ein Kaufmann", antwortete er verlegen. "Darf ich trotzdem hereinkommen? Bitte!" Keran schmunzelte. "Meinetwegen. Weis deine Mutter dass du hier bist?" "Nicht direkt. Sie muss auf meinen kleinen Bruder aufpassen. Ich hab ihr gesagt, dass ich mir das Dorf anschaue." "Und dein Onkel?" Der kleine Zwerg wurde rot. "Der sollte es besser nicht erfahren. Er...er mag keine Elben. Bitte sag ihm nichts!", sagte er flehend. "Alles gut. Ich mach uns einen Tee. Bist du eigentlich Fili oder Kili?", fragte sie, während sie ihre Hütte betrat. "Fili. Mein Bruder ist Kili. Hast du Geschwister?", fragte er neugierig. "Nein." 'Und wenn ja wären die wie meine Eltern von Azog getötet worden', fügte sie in Gedanken hinzu, während sie Wasser aufsetze. Fili schien ganz schön gesprächig zu sein. Keran witterte ihre Chance, die Ereignisse über den Erebor von ihm zu erfahren. Sie hatte nicht vor, mit irgendjemanden hier näher in Kontakt zu treten. 'Aber Fili werde ich nicht so schnell los', dachte sie und seufzte. "So, der Tee ist fertig!", sagte sie mit gespielter Freundlichkeit. Fili saß auf ihrem einzigen Hocker und schaute mit großen Augen ihre Messer an der Wand an. "Das sind meine alten Elbenmesser aus meiner Heimat", erklärte sie ihm. "Wo kommst du her?", fragte er während er vorsichtig seinen Tee probierte. Er verzog das Gesicht und stellte die Tasse wieder ab. Keran konnte es ihm nicht verübeln. Sie hatte auch schon besseren Tee getrunken. Aber hier hatte sie keinen anderen. "Aus dem hohen Norden", antwortete sie ausweichend. "Wie ist es so im Erebor? Ich habe gehört, dass ihr da eine Menge Gold habt. Stimmt das?" "Keine Ahnung. Aber so hat es mir mein Onkel erzählt." "Was soll das heißen: Du hast keine Ahnung? Du hast doch dort gelebt, oder nicht?" Fili zuckte entschuldigend mit den Schultern. "Eben nicht. Der Erebor wurde von sieben Jahren angegriffen. Da gab's mich noch gar nicht." Keran verfluchte die Abgeschiedenheit von Neidin. So bekam man von wichtigen Ereignissen ewig nichts mit. Manchmal dauerte es eben sieben Jahre. "Und wo hast du dann die ganzen Jahre über gewohnt?", fragte sie weiter. "Nirgendwo. Wir waren immer auf der Flucht vor den Orks. Kann sein, dass wir hier auch wieder wegmüssen." Keran nickte. Sie kannte das Gefühl. "Wer hat den Erebor angegriffen? Orks?", fragte sie. Diese Frage interessierte sie am meisten. "Ein Drache." "Ein Drache!?", wiederholte sie erstaunt. "Genau. Sein Name ist Smaug. Er hat die meisten getötet. Die Menschenstadt Thal hat er auch zerstört." "Das tut mir leid. Was ist aus dem damaligen König unter dem Berg geworden? Was ist mit Thror?" "Er wurde bei dem Versuch, Moria zurückzuerobern getötet. Sei Sohn, Thrain, ist verschwunden. Zu mindestens sagt mein Onkel das. Die meisten sagen, dass er auch getötet wurde." "Und was ist mit deinem Vater?" Filis Gesicht wurde traurig. "Er wurde bei einem Rückeroberungsversuch vom Erebor getötet, als als mein Bruder gerade ein halbes Jahr alt war. Ab da sind wir auf der Flucht. So sind wir hier her gekommen." Keran schluckte. Eigentlich wollte sie nicht viel von sich verraten, doch irgendwie wollte sie Fili trösten. "Mein Zuhause wurde auch von Orks zerstört. Meine Eltern wurden von dem Orkanführer Azog getötet." Fili sah sie verwundert an. "Echt? Der Vater und der Großvater von meinem Onkel wurden auch von Azog getötet. Thorin war der einzige aus der Familie, der überlebte. Er hasst Azog." 'Da haben wir doch was gemeinsam', dachte Keran. Plötzlich hörte sie eine Frauenstimme aus dem Dorf. "Fili, Essen!" Fili schaute zur Tür. "Das ist meine Mutter. Ich muss los. Kann ich morgen nochmal kommen?" Keran seufzte. "Meinetwegen." "Super. Ich bring auch besseren Tee mit. Bis Morgen!" Und schon war er verschwunden. Keran musste Lächeln. Sie fand es gar nicht mehr so schlimm, jemanden zum Reden zu haben.

Keran - Eine (weitere) Thorin, Fili&Kili ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt