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Keran schlug die Augen auf. Sie befand sich in ihrem Bett. Der Regen trommelte an die kleinen Fenster von ihrer Hütte. Vorsichtig richtete sie sich auf. Sie hatte ihre Rippen nicht vergessen. Ein fester Verband befand sich um ihren Oberkörper, um ihn zu stabilisieren, und einer am Kopf wegen ihrer Platzwunde über der linken Augenbraue. Ihr kleines Zimmer wurde von ein paar Kerzen beleuchtet. Erst jetzt bemerkte sie die Zwerge, die sich versammelt hatten. Fili saß niedergeschlagen in der Ecke auf einem Hocker und starrte beschämt auf den Boden. Dís saß auch etwas abseits an Kerans kleinem Tisch. Und Thorin Eichenschild stand direkt vor ihr und starrte sie mit funkelnden Augen an. Keran erschrak. Der Zwerg konnte echt furchteinflößend sein. Er fing an zu sprechen. "Ich hatte ja noch nie so eine gute Meinung von Elben, und DU verbessert sie nicht gerade. Wieso bei Durin hast du einfach Fili mitgenommen, ohne irgendwas zu sagen!?" Keran runzelte die Stirn und starrte Fili durchdringend an. Er hatte gelogen. Seinetwegen steckte sie jetzt in Schwierigkeiten. Dieser rutschte noch tiefer in seine Ecke. Keran stand auf. Sie überragte Thorin einen Kopf, aber dieser schien dadurch unbeeindruckt.  "Ich weiß, für dass was ich getan hab gibt es keine Entschuldigung. Das war unverantwortlich von mir." Thorin und vorallem Fili sahen erstaunt aus. Sie hätten nicht damit gerechnet, dass Keran sich entschuldigen würde. Aber sie nahm sich fest vor, mit Fili zu reden. Thorin schüttelte nur den Kopf. "Das ändert nichts daran, dass du uns alle in Gefahr gebracht hast. Fili kommt nicht mehr zu dir. Er ist nach mir der Erbe Durins und wenn ihm was passiert..." Mit den Worten drehte er sich um und verließ die Hütte, Fili hinterher. Keran schwankte und legte sich wieder hin. Sie war immer noch geschwächt. Dís beugte sich zu ihr. "Den Verband am Kopf solltest du jeden zweiten Tag wechseln. Wenn du..." Keran unterbrach sie. "Es tut mir Leid. Ich..." "Ich weiß schon, dass Fili einfach mitgegangen ist und er dich angelogen hat. Ich hab schon mit ihm geschimpft. War aber echt nett von dir dass du ihn nicht vor meinem Bruder verraten hast. Und außerdem weiß ich nicht was er ohne dich machen sollte. Er hat von dem einen auf den anderen Tag seinen Vater verloren. Sein ganzes Leben waren wir auf der Flucht. Ich kann auch oft nicht für ihn da sein, da ich mich oft um Kili kümmern muss. Aber du lenkst  ihn ab. Ich sollte mich bei dir bedanken!" Keran war einmal mehr von der Zwergin erstaunt. Diese zwinkerte ihr zu. "Und vielleicht können wir das Verbot auch ein bisschen lockern." Damit verließ auch sie die Hütte und Keran war wieder allein.

Einige Zeit war vergangen. Thorin hasste Keran immernoch. Und obwohl sie alles versuchte, seine Meinung zu ändern, ließ er sich nicht beirren. Zwerge konnten so stur sein. Fili wurde älter, ruhiger und vernünftiger. Außerdem konnte man schon einen leichten Bart erahnen. Er kam sie immer noch besuchen, jedoch seltener. Er wollte Thorin nicht verärgern. Eines Tages klopfte es wieder an Kerans Tür. Zu ihrem erstaunen stand nicht nur Fili, sondern diesmal auch sein Bruder Kili draußen. Keran musterte ihn. Braune Haare und ebenso braune Augen. Er sah seiner Mutter extrem ähnlich. Auf den ersten Blick erkannte man Gar nicht, dass die beiden Brüder waren. Während Kili neugierig in ihre Hütte lugte, grinste Fili Keran an. "Ich dachte ich bring ihn einfach mal mit. Aber erzähl bloß kein Wort Thorin." Keran lachte. "Ich bin die letzte in ganz Neidin, die euch bei eurem Onkel verpetzt." Plötzlich schlüpfte Kili zwischen Keran und seinem Bruder in die Hütte. Dort bestaunte er mit großen Augen Kerans Bogen, der an der Wand lehnte. "Ist das ein echter Bogen?" Keran lachte. "Natürlich, was denn sonst?" Fili zog eine Augenbraue hoch. Er ahnte schon wohin das führte. Als er das erste mal in Kerans Hütte war, waren ihm sofort die Messer und Dolche aufgefallen. Seitdem sammelte er die Dinger praktisch und war so geschickt im Umgang mit ihnen wie kein anderer Zwerg in Neidin. Kili sprang aufgeregt auf und ab. "Ich will auch einen Bogen haben!" Fili und Keran sahen sich an und mussten schmunzeln. Keran wusste schon was Thorin dazu sagen würde: "Der Bogen ist eine Elbenwaffe, wie kannst du ihm nur beibringen einen zu benützen!?" Keran überlegte nicht lange. "Ich kann dir beibringen mit einem zu schießen. Aber dein Onkel sollte am besten nichts davon mitbekommen." Kilis Augen leuchteten. Eifrig nickte er. "Alles klar? Und, wann fangen wir An?" Keran grinste. Kili war ja noch aufgedrehter als Fili damals. Fast schon entschuldigend sah dieser sie an. Aber Keran machte das nichts aus. "Jetzt gleich, wenn du willst. Ich muss nur noch..." Aber der kleine Zwerg war schon aufgesprungen und lief aufgeregt nach draußen. Keran mit Pfeil und Bogen hinterher. Nur noch Fili stand im Türrahmen und sah den beiden hinterher. Dann holte er eins seiner Wurfmesser und rannte den beiden hinterher. Ein bisschen Messerwerfen konnte nicht schaden.

Keran - Eine (weitere) Thorin, Fili&Kili ffWhere stories live. Discover now