Oneshot Freiheit

Precious

Ich brauche nicht mal ne Karte, um zu dir zu finden, der Weg hat sich immer einfach so ergeben. Ich hatte Visionen, Träume, und ich bin ihnen gefolgt. Stück für Stück, Traum für Traum.

Ich habe jede Vision real gemacht, hab jeden Traum eingefangen und gelebt, hab mich davon ausfüllen lassen, um zu dir zu finden. Meine Seele sehnt sich danach, nach dem Ort, den du mir mit dunkler Stimme zugeflüstert hast.

Alles für dich, für die Freiheit, für das verfickt kostbare Gefühl, irgendwie am Leben zu sein.

Du kennst es schon, du bist davon gefesselt, geblendet von diesem stärker werdenden Gefühl.

Es lässt mich nicht einschlafen, mehr wollen, der Gedanke daran, dass du an diesem Ort bist, nach dem ich mich sehne, den noch niemand gefunden hat.

Überall sind Lichter, in allen erdenklichen Farben, und nur einem darf ich folgen. Ich werde eins mit den Lichtern um die Dunkelheit zu vernichten, um bis zum nächsten Traum zu sehen, hab mich von Raum und Zeit, Gesetzen und Normen losgerissen, um endlich bei dir anzukommen.

Du bist unnahbar, kaum war ich für einen kurzen Moment bei dir, war ich schon wieder so weit weg von dir. Aber der Weg zu dir wurde klarer den je.

Die Freude, dich endlich wiederzusehen, füllt mich aus, überwiegt alles, ist berauschend, sie raubt mir fast den Verstand. Alles, was ich tun muss, um zu dir zurückzukehren, ist so schleppend-schnell, so schwerelos-leicht, so befreiend wie nichts anderes.

In einem unendlichen Raum ohne Platz für Logik und Existenz, finde ich mich zwischen Lichtern und Farben wieder, und ich renne zu der Kostbarkeit, die du bist. Ich renne ohne Richtung, ohne Boden unter den Füßen, ohne Geschwindigkeit, ohne sichtbares Ziel, bin aber dennoch auf dem richtigen Weg. Ich breite die Arme aus, versuche meinen mickrigen, kleinen Körper für alles empfänglich zu machen, was auf mich einprasselt.

Ich fühle mich, als würde ich in eine andere Welt gesaugt werden, in einer Supernova, und mir wird schwindelig. Ich weiß nicht, wie ich stoppen kann, mein Körper bewegt sich von allein, alles kribbelt und lässt mich den Verstand verlieren. Irgendwie steh ich drauf.

Lichter umspielen mich, vereinen sich mit mir, das Verlangen nach dem Schatz, dem fetten Kreuz auf der Schatzkarte, ist unfassbar stark. Hindernisse werden von Emotionen und puren Erscheinungen aus dem Weg geräumt.

In den Tiefen meines Bewusstseins entwickelt sich plötzlich Zweifel. Ist das, was ich fühle, wirklich wahr? Ist es nur ein Traum, oder doch die Realität?

Kann etwas reales so schön sein wie das, was jetzt mit mir passiert, was ich jetzt gerade fühle? Ich seh dich da stehen, wo ich sein will, kannst du mir sagen, ob das alles hier wahr ist?

Du antwortest nicht, obwohl du mich verstehst. Bitte gib mir eine Antwort auf die Frage, die für mich alles entscheidet. Ich habe Angst, unfassbare Angst, dass alles nur ein Traum ist. Auch ich habe mal Angst, weißt du? Vielleicht nennst du mich damit seltsam, aber es ist mir egal.

Plötzlich siehst du mich an. Bohrst deinen Blick in meinen, liest mich und meine Gefühle wie ein Buch, fragst mich, ob ich sich das für mich anfühlt wie ein Traum oder die Realität. Mein Körper gibt mir keine Wahl, und auf meine Antwort hin nickst du und lächelst.

Ich kann mit einem Mal nicht mehr verarbeiten was passiert, all das ist zu viel für das, was ich wahrnehmen kann, und es fühlt sich gut an. Es fühlt sich verdammt gut an, die Gefühle über den Rand des Bewusstseins hinüber hinweg zu fühlen, nicht genug von allem zu bekommen. Es ist, als würde meine physikalische Existenz dem Ganzen nicht gewachsen sein, ich spüre, wie sie sich auflöst in Gefühle und Lichter und Farben.

Selbst wenn ich mich nach dir sehne, in deiner ganzen Kostbarkeit, deiner ganzen Erscheinung, so kann ich dich doch nicht definieren. Das Verlangen, dich mir als Ziel zu setzen, dir nachzurennen, dich endlich wiederzusehen, ist verrückt. Kostbar, und verrückt.

Undefinierbar, aber so schön.

Du bist der kostbarste Schatz der Welt.

Written and Published in 2020