Banshee

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Draußen wird es langsam hell, aber mein Kopf wird immer trüber. Ich habe nicht richtig geschlafen, meine Augen wollen immer wieder zufallen. Das vibrieren des fahrenden, leeren Busses wog mich in den Schlaf, alle weiteren Geräusche hielten mich wach. Der Boden des Busses war nass und glitschig, die Lampen weißgelb, im Rückspiegel sah ich den Busfahrer still auf die Straße gucken.

Der Bus war leer. Nur ich und der Busfahrer, ohne sympathisierende Blickwechsel.

Und diese schaurige Stimmung.

Von draußen kam das Licht nur verschwommen und unscharf durch die beschlagenen Scheiben, an die der Regen klatschte. Der Bus fuhr an einem Autohaus vorüber, ich erkannte vage viele gleiche Autos ohne Kennzeichen.

Die dunkelblau gemusterten Sitze des Busses und die gelben Haltestangen wirkten alt, der graue Boden gab den Rest zum altmodischen Flair hinzu.

Dass ich gerade meine Tage hatte, half meiner hervorragenden Laune auch nicht gerade. Unterleibschmerzen ließen meine Beine zittern, ich hatte mich auf dem Weg zu Bus schon einmal aufs Maul gelegt.

Meine Laune war- passend zur schummerigen Atmosphäre in diesem leeren Bus- also richtig miserabel. Alles war mir egal, ich wollte eigentlich nur nach Hause und mich mit einer Wärmflasche im Bett verkriechen, aber ich hatte mich auch nicht umsonst in den Bus gequält.

Mit trübem Blick schaute ich ins Leere und wartete auf meine Haltestelle. Mein Kopf drehte sich, die seltsamsten Gedanken tauchten in meinem Kopf auf.

Mir fiel es auch erst gar nicht auf, dass sich das Bild in meinem Blickfeld veränderte. Als wäre es Teil meiner Vorstellung, hob ich meinen Blick auf die fast transparente, weiße Gestalt. Eine Frau, spindeldürre, kaum Fleisch unter der schneeweißen Haut, und lange, weiße Haare, die um ihre Gestalt rahmten.

Ihre roten, tief eingefallenen Augen durchbohrten mich mit ihren Blicken und ihr blasses Gesicht, mehr gruselig als hübsch, verzog sich zu einem Schrei. Sie schrie mich an. Der klagende Schrei drang an meine Ohren, als sei er Meilen entfernt, außerhalb des Busses erzeugt worden, dennoch schwebte diese Frau vor mir. Ihr Kleid und ihre Haare flogen hinter sie, Als würde sie gegen den Wind anschreien.

Langsam begriff ich, was sie war, warum sie hier war, und dass ich mir wirklich nichts einbildete-

Vor mir hatte ich eine Banshee.

Und sie schrie mich an, als gäbe es keinen Morgen mehr, weil ich bald sterben würde.

Oneshot FreiheitWhere stories live. Discover now