Lestrade POV

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Nachdem ich mich von John verabschiedet hatte, ging ich wieder in mein Büro zurück, in dem Mycroft auf mich wartete.
"Beruflich?", fragte ich und konnte nicht verhindern, angepisst zu klingen.
Mycroft zuckte nur die Schultern.
"Was hätte ich sonst sagen sollen?"
Ungläubig blickte ich ihn an.
"Ähm die Wahrheit?"
Entschieden schüttelte Mycroft den Kopf.
"Nein, auf keinen Fall"
Ich blickte hinter mich, um zu überprüfen, dass ich die Tür wirklich geschlossen hatte, und fuhr dann fort: "So kann es doch nicht weitergehen. Wenn dir etwas an... dem hier"
Ich gestikulierte wild mit den Händen und suchte nach den richtigen Worten. "...an uns... liegt, dann können wir das nicht immer vor jedem verheimlichen"
Verständnislos sah er mich an.
"Wieso?"
Ich versuchte ruhig zu bleiben, doch Mycroft konnte mich wirklich ganz schön auf die Palme bringen.
"Als Zeichen, dass ich dir nicht egal bin vielleicht?! Ich kann meine Freunde nicht immer belügen und ich sehe auch keinen Sinn darin, das mit uns zu verheimlichen. Du bist mir nämlich wichtig und das kann ruhig jeder wissen!"
Meine Stimme war immer lauter geworden, doch mittlerweile war es mir auch egal, ob uns jemand streiten hörte. Es konnte ja ruhig jeder wissen. Ich war schließlich nicht der, der unsere Beziehung - oder was auch immer das zwischen uns war - unbedingt verheimlichen wollt.
Ich wusste, dass es kindisch war jetzt den Beleidigten zu spielen, doch Mycroft ging ja auch nicht gerade erwachsen mit der Situation um. Außerdem hatte ich langsam einfach genug.
"Ich brauche eben meinen Freiraum", rechtfertige Mycroft sich.
Wenn das eine Ausrede sein sollte, war es eine ziemlich dumme Ausrede. Und wenn es die Wahrheit war, hatte ich Mycrofts Menschlichkeit eindeutig zu hoch eingeschätzt.
"Deinen Freiraum, ja?!", fragte ich wütend und verschränkte die Arme vor der Brust. "Ist es dir eigentlich egal, was ich denke?"
"Musst du denn so kleinlich sein?", erwiderte er genervt.
So viel zu Eisblock.
Vielleicht hatte er diesen Spitznamen doch verdient. Auch wenn ich das nicht wahrhaben wollte.
"Tut mir leid, Greg."
Mycroft klang so kühl und reserviert, wie noch nie mir gegenüber.
"Es war wohl ein Fehler, mich überhaupt mit dir zu treffen. Wir hätten beide ahnen müssen, dass das nicht gut gehen kann."
Was? War das alles, was er mir noch zu sagen hatte?
Fassungslos starrte ich ihn an.
"Mach's gut, Greg"

Als ich am folgenden Abend nach der Arbeit in der dunklen Parkgarage, in welcher das Licht mal wieder nicht funktionierte, nach meinem Autoschlüssel suchte, hörte ich auf einmal ein Klirren.
Ein wenig beunruhigt kramte ich weiter in meiner Manteltasche, konnte jedoch nur die Zigarettenschachtel und mein Feuerzeug finden.
Ich hatte seit Längerem nicht mehr geraucht, doch nach diesen zwei grauenvollen Tagen beschloss ich, dass ich eine Zigarette verdient hatte.
Gerade als ich sie anzünden wollte, ertönte eine mir vertraute Stimme.
"Die Dinger bringen Sie noch um"
Ich verharrte in der Bewegung.
Na, das war ja mal ironisch.
Aber das konnte doch nicht...?
"Sie verdammter, Dreckskerl", rief ich und drehte den Kopf zu der Gestalt, die aus dem Dunklen auf mich zuschritt.
Wie konnte Sherlock mich bloß so erschrecken?! Er brauchte wohl immer seinen dramatischen Auftritt.
Ich war zwar froh, dass er zurück war, doch ich war auch ein wenig sauer, dass er mir nicht die Wahrheit gesagt hatte und ich kurz geglaubt hatte, er sei tot. Vor allem aber hatte er John mit seinem vorgetäuschten Tod das Herz gebrochen.
"Wurde Zeit, dass ich zurückkomme.", erklärte Sherlock sein Erscheinen und blieb vor mir stehen. "Sie werden langsam etwas nachlässig, Graham"
"Greg!", verbesserte ich ihn.
"Greg", erwiderte er.
Ein paar Sekunden lang starrte ich ihn bloß an, dann schloss ich fest ihn in meine Arme.
Das ganze schien Sherlock deutlich unangenehm zu sein, was mir jedoch ziemlich egal war.
Irgendwie hatte ich den Consulting Detective doch ganz schön vermisst...

Mystrade - One Call Away (Sherlock)Nơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ