Lestrade POV

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Ich wusste, dass Mycroft gedacht hatte, ich würde schlafen und nichts von seinen Worten mitbekommen, doch ich erinnerte mich ganz genau an jedes einzelne Wort, das er an jenem Abend gesagt hatte.
Ein Lächeln erschien auf meinem Gesicht, als ich daran zurückdachte.
Leider hatte Mycroft mir in letzter Zeit kaum geschrieben, was - wie ich vermutete - daran lag, dass er sehr viel zu tun hatte. Sein "Undercoverauftrag" schien länger zu dauern als geplant, und obwohl ich froh war, dass er Sherlock zur Seite stand, vermisste ich ihn doch viel zu sehr, als dass ich hätte glücklich sein können mit der Situation.
Den heutigen Nachmittag würde ich allerdings nicht allein verbringen, was mich ein wenig von den ständigen Gedanken an Mycroft ablenken würde.
Als ich das kleine Café betrat, fielen mir vier Menschen ins Auge, die bereits auf mich zu warten schienen.
Von Molly kannte man diese Überpünktlichkeit ja. Aber seit wann kam John denn irgendwo pünktlich?
Es lag wahrscheinlich an seiner neuen Freundin.
Mary war mir bei unserem ersten Aufeinandertreffen direkt sympatisch gewesen.
Sie war humorvoll, freundlich, aber auch manchmal sehr direkt und schlagfertig. Ein wenig erinnerte sie mich tatsächlich an Sherlock. Nur vielleicht etwas mitfühlender...
Jedenfalls tat sie John wirklich gut.
Es war ihm ohnehin schon lange genug wirklich miserabel gegangen wegen Sherlock. Doch nun konnte er wieder lachen und seine typischen Witze reißen.
Außerdem war sie die erste Frau, bei der ich das Gefühl hatte, John könnte es wirklich ernst mit ihr meinen und mit ihr zusammenbleiben.
Und auch Mary schien es sehr ernst mit ihm zu sein.
Die beiden waren wirklich ein süßes Paar.
Seufzend steuerte ich auf die beiden Paare zu.
Wenn Mycroft doch bloß hier wäre...
"Hallo Greg!", begrüßte Mary mich lächelnd mit einem Kuss auf die Wange und auch John umarmte mich zur Begrüßung.
Molly schloss mich ebenfalls lächelnd in die Arme, allerdings schien sie nicht so ganz glücklich. Woran das lag, konnte ich nicht genau sagen.
"Ah, Sie müssen Greg sein", sagte Mollys Begleitung lächelnd und streckte mir die Hand entgegen. "Ich bin Mark"
Höflich lächelnd schlug ich ein.
"Freut mich, Mark"

"John, Sie können sich wirklich glücklich schätzen, Mary zu haben", meinte Molly und nahm einen Schluck von ihrem Tee.
"Ja, das kann er", grinste Mary und legte ihm liebevoll eine Hand auf die Schulter.
John wandte ihr schmunzelnd sein Gesicht zu.
"Das tue ich auch", erwiderte er mit leiser Stimme und überbrückte den letzten Abstand zu seiner Freundin mit seinen Lippen.
Als sich anschließend auch noch Molly und Mark küssten, räusperte ich mich etwas verlegen und blickte zur Seite.
Mary schien zu merken, dass mir die Situation unangenehm war und löste sich von John.
"Wie läuft es denn so im Job, Greg?", fragte sie mit ehrlichem Interesse.
"Ach, ganz gut. Aber es ist auch angenehm, heute mal wieder frei zu haben.", antwortete ich und nippte an meinem Kaffee.
"Und wie sieht es privat aus?", hakte sie grinsend nach.
"Hast du eine Freundin?"
Ich schüttelte schnell und vielleicht etwas zu vehement den Kopf.
"Ähm Mary...", unterbrach John sie etwas verlegen. "Er hat sich von seiner Frau getrennt. Ich glaube nicht, dass das ein so gutes Thema ist"
"Oh, tut mir leid", sagte Mary schuldbewusst.
Ich schüttelte den Kopf.
"Schon gut. Es ist jetzt fast schon ein Jahr her. Es war zwar keine angenehme Trennung, aber es ist gut, dass es so gelaufen ist", erklärte ich und ignorierte Marys skeptischen Blick.
Als die anderen drei sich etwas später angeregt unterhielten, beugte Mary sich zu mir herüber und fragte so, dass nur ich sie hören konnte: "Also? Wie heißt er?"
Verwirrt blickte ich sie an. "Wer?"
"Na, dein Freund", gab sie schmunzelnd zurück.
"Du bist Sherlock wirklich ähnlicher als ich dachte...", murmelte ich zu mir selbst. "Was?", fragte sie irritiert.
"Ach nichts"

Mystrade - One Call Away (Sherlock)Where stories live. Discover now