Riders

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„Gib mir Deckung," rufe  ich dem dunkelhaarigen Jungen über den Lärm des Kampfes zu. Ich schenke  ihm noch ein kleines, entschuldigendes Lächeln, bevor ich mich von ihm  wegdrehe und mit einer ruckartigen Bewegung losstürme.

Lautes Donnerrollen zieht über mich hinweg, doch mein Herzschlag ist lauter. Ich höre das kräftiges Pulsieren in meinen Ohren widerhallen und der Druck auf meiner Brust wird mit jedem Schlag schwerer. Ich spüre die Unebenheiten des Waldes durch die Sohlen meiner Schuhe und rutsche fast auf einem morschen Ast aus. Meine Muskeln sind zum Zerreißen angespannt und meine Augen sind auf die Weiche vor mir gerichtet. Sie ist noch gut zehn Meter von mir entfernt und schon jetzt kann ich im Augenwinkel vier Ghostrider sehen, die mit schnellen Schritten auf mich zu stürmen.

Die kalte Nachtluft bohrt sich in meine nackte Haut und ein wässriger Schimmer bildet sich als Reaktion auf die reizende Kälte in meinen Augen. Ich kann Scott hören. Er brüllt auf und ich kann den tiefsitzenden Schmerz in seinem Schrei hören. Mein Blick landet ruckartig auf ihm und ich muss sehen, wie Mr. Douglas seine Krallen in seiner Brust vergraben hat und ihn mit Leichtigkeit in die Luft stemmt. Ich sehe das dunkelrote Blut, dass sein Oberteil tränkt und die Schmerzen, die sich in seiner verkrampften Mimik spiegeln. Ich stolpere über meine eigenen Füße, schaffe es in derselben Sekunde jedoch mich schon wieder selbst abzufangen. Mein Blick landet ruckartig auf der Weiche und ich spüre eine eiskalte Taubheit, die sich von meinem Herzen bis zu meiner Brust zieht. Noch immer höre ich Scotts quälende Schmerze anhand seines leisen Stöhnen und es fällt mir schwer, meinen Blick kein weiteres Mal zu ihm schweifen zu lassen. Stattdessen richtige ich meine Konzentration zurück auf die Weiche und mein eigentliches Ziel.

Ich kann helfen.
Ich kann das alles beenden.

Meine Atmung ist ein panisches Keuchen. Ich spüre einen stechenden Schmerz in meiner Hüfte, der sich langsam über meinen Oberkörper zieht und meine Brust zusammendrückt. Mein Herz schlägt rasend schnell gegen meinen eingeengten Brustkorb und ich spüre jeden Schritt, wie er mit einem heftigen Aufprall durch meinen Körper fährt. Links von mir nehme ich eine Bewegung wahr. Sie kommt auf mich zu und im Augenwinkel glaube ich die schwarze, vernarbte Haut eines Ghostriders erkennen zu können. Ich weiß, dass wenn er mich in diesem Moment erwischt und zu Boden reist, die Chance auf die Rettung vergeht. Die Scheinwerfer des näherkommenden Zuges werden immer greller und die lauterwerdenden Geräusche üben einen ungewohnten Druck auf meine Brust auf. Ich muss es schaffen.
Ich muss.

Der Ghostrider kommt immer näher und nun bin ich mir sicher, dass er vorhat mich seitlich zu rammen und zu Fall zu bringen. Nur noch wenige Meter bis zur Weiche, doch der Reiter kommt mit einem halsbrecherischen Tempo auf mich zu und schon jetzt kann ich absehen, dass er dieses Wettrennen gewinnen wird. Ich höre irgendwo in meinem Rücken Malia aufschreien. Peter, der ihren Namen schreit und Scott, der im selben Moment qualvoll aufbrüllt. Douglas herablassendes Lachen mischt sich in den Geräuschpegel und plötzlich spüre ich eine Welle von Energie durch meinen Körper rasen. Ich beschleunige meine Schritte und zwinge meine brennenden Muskeln an den Rand ihrer Kräfte. Ich spüre das Feuer zuerst in meinen Beinen. Es zieht sich wie ein ätzende Säure über meine Oberschenkel und macht es mir schwer, mein sprintendes Tempo aufrecht zu erhalten. Ich balle meine Hände zu Fäuste und bohre mir entschlossen die Fingernägel in die Haut. Der Schmerz übertönt nur kurz die Schmerzen in meinen Beinen, doch es reicht, um meinen Sprint durchzuhalten.

Der Ghostrider hat mich fast erreicht. Ich versuche den Abstand zur Weiche einzuschätzen. Wenige Meter. Selbst ein gewagter Hechtsprung würde wahrscheinlich nicht ganz ausreichen, um dem Reiter zu entkommen und die Weiche rechtzeitig zu verschieben. Ich würde den metallischen Griff wahrscheinlich noch nicht einmal berühren können. Mein Blick fährt zu dem Angreifer herum. Er ist fast bei mir und ich sehe, wie sich seine Hand fest um die schwarze Peitsche gelegt hat. Scheiße. Er wird mich erwischen. Er wird mich erwischen und auslöschen. Und nach mir werden sie auch die anderen erwischen. Scott. Theo. Peter. Malia. Es wird keiner mehr in Beacon Hills übrig sein und damit hätten die Ghostrider ihr Ziel erreicht. Beacon Hills wäre dann eine Geisterstadt, wie Canaan.

Psychotic  [Teen Wolf FF ~ Theo Raeken]Where stories live. Discover now