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Unruhig laufe ich von einer Ecke zur nächsten, bevor ich dort kurz stehen bleibe, eine 180 Grad Drehung mache und denselben Weg wieder zurück laufe.
Im fünf Minuten soll ich mich hier mit Scott, Stiles und Lydia treffen. Malia soll auch dabei sein. Theo hat mir davon erzählt und mir versichert, dass die Jugendlichen mich dabei haben wollen. Sie haben vor, einen kleinen Ausflug zu machen und brauchen dafür wohl meine Hilfe. Ich weiß nicht, ob Theo mir in den kurzen Textnachrichten tatsächlich die Wahrheit erzählt hat. Doch in diesem Moment habe ich nicht den Kopf, um genauer darüber nachzudenken. Stattdessen versuche ich noch immer damit klar zu kommen, dass ich gestern mit meinem toten Zwillingsbruder geredet habe.
Nur dass er nicht länger tot ist.
Oder mein Zwilling.
Oder überhaupt mein Bruder.

„Du solltest dich beruhigen bevor Scott und Stiles hier auftauchen oder sie fangen an unangenehme Fragen zu stellen."
Die raue Stimme von Theo Reaken, lässt mich erschrocken zusammen zucken. Ich quieke leise auf und fahre zu dem dunkelhaarigen Teenager herum, der sich in diesem Moment locker an die Außenwand der Schule lehnt und mich dabei mit verschränkten Armen mustert. Ich habe keine Ahnung wie lange er schon dort steht, doch er scheint genug von meinem nervösen Verhalten gesehen zu haben, um mich provokant darauf hinzuweisen. „Es ist gestern Nacht einfach noch viel passiert." Ich versuche Theos zweifelnden Blick zu ignorieren und meine rasenden Gedanken stattdessen wieder mit unruhigen Umherlaufen zu bündeln.
Nicht dass es helfen würde.

Plötzlich spüre ich eine feste Hand an meinem Oberarm. Lange Finger schließen sich um meine Haut und drücken zu. Der Griff hindert mich am Weiterlaufen und mit einem empörten Schnauben, drehe ich mich zu Theo um.
Er steht nur noch wenige Zentimeter von mir entfernt und ich bin überrascht, wie schnell er seinen Platz verlassen und den Abstand zwischen uns überbrückt hat. Ich spüre den Druck auf meinem Arm, der langsam von unangenehm Richtung schmerzhaft rutscht. Ich starre den Teenager unverwandt an und kneife dabei meine Augen kaum merklich zusammen.
Theo hingegen hat die Augenbrauen leicht zusammengezogen. Grübchen bildet sich an deinen Nasenflügeln, während er seinen Mund leicht geöffnet hat. Gefletschte Zähne blitzen mir entgegen und ein kalter Schauer läuft mir bei seinem bedrohlichen Blick über den Rücken.

„Reiß' dich gefälligst zusammen," seine Stimme ist ein leises Murmeln, dass durch ein unterschwelliges Knurren jedoch bedrohlich genug klingt, „Unser Deal steht nur solange, wie Scott dir vertraut und so," er wirft einen verächtlichen Blick über meine zitternden Muskeln und die Gänsehaut auf meinen Armen, „riecht er zwei Meilen gegen den Wind, dass da etwas faul ist."
Seine Fingerkuppen schneiden sich fest in meine Haut und langsam spüre ich das schmerzhafte pulsieren in meinem Arm. Theos Griff ist unausweichlich und obwohl ich ihm gerne meinen Arm entreißen würde, möchte ich ihm meine Schwäche nicht zeigen. Stattdessen starre ich den Jungen weiterhin unverwandt und hoffe ihm mit meinem Blick herausfordern zu können. Auch wenn ich weiß, dass mein schnell klopfendes Herz die nervöse Angst in meinem Körper dem Werwolf vor mir verrät.

Seine Hand löst sich plötzlich von meinem Arm und langsam tritt er von mir zurück. Seine Finger gleiten langsam von meiner Haut und alles was von seinem Griff übrig bleibt ist das schmerzhafte Kribbeln auf meinen Muskeln. Er dreht sich von mir weg und bringt etwas Abstand zwischen uns. Ich habe das Bedürfnis, über meinen schmerzenden Arm zu reiben, widerstehe jedoch dem Drang und fahre mir stattdessen durch die Haare.
Theo lehnt sich locker an die Außenwand und verschränkt die Arme vor der Brust. Seine Gesichtszüge sind nicht länger bedrohlich und seine Augen nicht länger einschüchternd auf mich gerichtet. Stattdessen hat sich ein lockeres Lächeln auf seine Lippen gelegt und nichts lässt mehr darauf hinweisen, dass er mich erst Sekunden zuvor unterschwellig bedroht hat.

„Hey."
Ich zucke unter der altvertrauten Stimme zusammen und drehe meinen Kopf überrascht in Richtung Sprecher. Scott und Stiles haben sich in den letzten Sekunden unbemerkt genähert und jetzt erkenne ich hinter ihnen auch Lydia und Malia, die den beiden Jungen mit etwas Abstand folgen. „Hey," Ich erwidere die Begrüßung etwas leiser und versuche meine Nervosität mit einem gefälschten Lächeln zu verbergen. Unruhig beiße ich mir auf die Unterlippe und schiebe die Ärmel meiner Jacke über meine kalten Finger. Das plötzliche Auftauchen der Freunde lässt in mir den beängstigenden Gedanken aufkommen, dass sie mein kurzes Gespräch mit Theo vielleicht gehört haben können und sein beobachtender Blick hilft nicht wirklich dabei, dieses Gefühl zu ignorieren.
„Gut dass du kommen konntest," Lydia schenkt mir ein freundliches Lächeln und reist mich somit aus meinen eigenen Gedanken, „Dann können wir ja gleich los."
„Wohin?"
Die Frage rutscht mir schneller über die Lippen, als ich darüber nachdenken kann und mit ihr bricht die Nervosität aus meinem Körper. Ich bin froh etwas sagen zu können und meine Aufmerksamkeit von der Drohung des Teenagers zu lenken. „Wir fahren nach Canaan," Scott bringt sich zurück ins Gespräch, während mir das genervte Augenverdrehen von Malia nicht entgeht. Ich ziehe verwundert die Augenbrauen zusammen und versuche mit dem genannten Begriff etwas anzufangen.

„Das ist eine Kleinstadt in der Nähe von Beacon Hills," Stiles scheint mein Unwissen zu bemerken oder er gibt einfach nur gerne sein Wissen preis, „wir glauben, dass die Ghostrider auch schon dort unterwegs waren und die Einwohner der Stadt ausgelöscht haben." „Und deshalb fahren wir jetzt da hin?" Ich kann nicht verhindern, dass meine Stimme ungläubig klingt. Einen Ort aufsuchen, den auch schon die Ghostrider heimgesucht hatten erscheint mir wie keine gute Idee. Ich erinnere mich noch zu gut an gestern Nacht und wie beängstigend es war ihnen auf dem Spielfeld hilflos ausgeliefert zu sein.
Geschweige denn, wie es sich angefühlt hatte vor ihnen zu fliehen und dann trotzdem von einer ihrer magischen Kugeln getroffen zu werden. Mir liegt noch immer der Geruch des grünen Rauchs in der Nase und vor meinem inneren Auge flackert die letzte Erinnerung vor meinem eigenen Verschwinden auf. Scott McCall.

„Warum genau brauchen wir sie?"
Dieses Mal beteiligt sich Malia am Gespräch auch wenn ihre Frage nicht sonderlich freundlich klingt und sie nicht wirklich auf eine Antwort zu warten scheint. Sie hat, wie Theo, die Arme vor der Brust verschränkt und mustert mich jetzt mit einem misstrauischen Blick. Sie scheint nicht sonderlich begeistert davon, dass mich die Freunde zu ihrem Roadtrip eingeladen haben - doch was habe ich bei dem kurzhaarigen Mädchen auch erwartet. „Wir wollen gemeinsam," Lydia zischt das letzte Wort in Richtung Malia, bevor sie ihren Blick zurück auf mich richtet und wesentlich freundlicher weiterspricht, „nach Canaan fahren, weil wir uns Antworten erhoffen." „Lydia hat die Stadt in einer Vision gesehen und glaubt es hätte etwas mit ihren Banshee Fähigkeiten zu tun." Diese gelangweilten Aussage kommt Theo, der sich in diesem Moment von der Wand abstößt und mit lockeren Schritten auf uns zu kommt. Ich sehe ihm bereits an, dass ihm die ungeduldige Frage Können wir jetzt endlich gehen bereits auf der Zunge liegt, doch bevor er sie aussprechen kann, fällt ihm Scott bereits ins Wort: „Wir hoffen, dass wir durch diese Stadt herausfinden, was passiert wenn die Ghostrider ihr Ziel erreichen," er wirft mir einen ruhigen Blick zu und ich möchte automatisch nachfragen, was genau ich denn mit diesem Ausflug zu tun habe.

Normalerweise hätten mich die Jugendliche nie auf einen solchen Ausflug mitgenommen. Anfangs, weil ich und Clay noch nichts von einer übernatürlichen Welt gewusst hatten, später, weil mich der Tod von Clay so zurückgedrängt hatte, dass selbst ein normaler Schultag mit unseren gemeinsamen Freunden schwierig war.
Heutzutage wissen die Jugendlichen noch nicht einmal wer ich bin und doch scheinen sie mir genügend Vertrauen entgegen zu bringen, dass sie mich an ihren Nachforschungen teilhaben lassen wollen. Nur verstehe ich noch immer nicht, wieso sie glauben, dass gerade ich bei dem Ausflug von Großem nutze bin.

„Lydia hat als Banshee die Stadt aufgespürt," Stiles scheint von selbst zu einer Erklärung anzusetzen, weshalb ich meinen Mund wieder schließe, „Und wir glauben, dass du mit deinen Fähigkeiten vielleicht auch etwas," er zögert kurz, bevor er hörbar unsicher weiterspricht, „spüren könntest."
Mir fällt meine eigene Lüge wieder ein. Ist so eine Banshee-Sache. Scheiße. Die Freunde wollten mich dabei haben, weil sie hoffen, durch mich neue Informationen über die Ghostrider zu finden. Das einzige Problem dabei ist, dass ich keine Banshee bin und alle meine Informationen von Scott und seinen Freund selbst kommen. Scheiße. Nicht lange und sie würden herausfinden, dass ich sie angelogen habe.
Mehr als einmal.

„Und du hast dein Leben für uns riskiert," wendet Scott in diesem Moment ergänzend ein, „Da verdienst du es, ein Teil von all' dem zu sein." Er schenkt mir ein freundliches Lächeln und bevor ich es richtig realisieren kann, sitze ich zwischen Malia und Theo eingequetscht in Stiles altem Jeep.

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Ich wünsche euch noch eine schöne Restwoche.   Ich habe zum Glück noch eine Woche frei und versuche die Zeit zu nutzen um ein paar Kapitel dieser Story vorzuschreiben.

Lg CoolerBenutzername
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Psychotic  [Teen Wolf FF ~ Theo Raeken]Where stories live. Discover now