Riders

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...ich erblicke die Ghostrider, die sich nähern. Es sind viele. Zu viele, um sie auf den ersten Blick zählen zu können. Sie nähern sich mit bedrohlichem Schritt und erneut lasse ich meinen Blick panisch durch meine Umgebung schweifen. Sie kommen von allen Seiten.

Scheiße.

Ängstlich stolpere ich hinter dem Baumstamm hervor und bleibe dabei an einer dunklen Wurzel im Boden hängen. Ich strauchele und verliere kurzzeitig das Gleichgewicht. Ich falle und reise meine Hände schützend nach oben. Ich kneife meine Augen zusammen und bereite mich auf einen schmerzhaften Sturz auf den unebenen Waldboden vor. Doch dann werde ich von einer vorschnellenden Hand aufgefangen, die sich schützend um mein Handgelenk schlingt und mich im letzten Moment zu sich zieht. Ein stechender Schmerz zieht sich durch meinen Arm, doch als mein Körper gegen Scotts Brust prallt und ich seinen vertrauten Geruch einatme, ist dieser Schmerz sofort vergessen. Automatisch fühle ich mich etwas sicherer, auch jetzt noch, wo er mich schützend hinter sich schiebt und ich einen kurzen Blick auf Douglas werfen kann.

Seine dunkelblonden Haare sind streng zurückgestrichen und seine Augen leuchten in einem unheimlichen Grün. Trotz geschlossenem Mund kann ich die zwei spitzen Reißzähne sehen, die gefährlich im Aufblitzen des Gewitters glänzen. Er hat sich kampfbereit vor uns aufgebaut, wirkt jedoch noch nicht einmal überrascht mich zu sehen. Stattdessen macht er einen bedrohlichen Schritt auf uns zu und die Ghostrider folgen wortlos seinem Beispiel. Sie alle treten näher zu uns und ich kann hören, wie sie sich auch hinter uns verteilen und uns in einem unüberwindbaren Kreis einsperren. Hilfesuchend kralle ich mich in Scotts graues Kapuzenshirt und drücke mich noch fester an seinen Körper.

„Einfach unglaublich. Selbst mit geringsten Gewinnchancen," die Stimme von Mr. Douglas hallt unheimlich durch den Wald und ich kann spüren, wie mir angesichts seines bedrohlichen Untertons ein Schauer über den Rücken läuft. Ich kann sehen wie er erneut bedrohlich näher kommt und bei seinen Worten leicht ungläubig mit dem Kopf schüttelt. „Ich weiß nicht, ist es Selbstmord oder Dummheit?" Ich kann das Rascheln der Blätter hören und das einschüchternde Klirren der Cowboystiefel der Ghostrider. Noch stehen sie unbewegt um uns herum, doch ich bin mir sicher, dass ein Befehl von Mr. Douglas reichen wird, um sie auf uns zu hetzen. Meine Finger verkrampfen sich und drücken sich fester in Scotts Arme. Ich spüre wie er tief durchatmet und ich bilde mir ein seinen rasanten Herzschlag spüren zu können. „Vielleicht auch Beides," beantwortet mein Freund nun die Frage unseres Gegners, „ So oder so gelange ich zu dieser Weiche!" Ich kann spüren, wie sich seine Muskeln unter meinem Griff kampfbereit anspannen und für  wenige Sekunden wünsche ich mir, auch nur annähernd so mutig zu sein wie er.

„Gerade du, Scott, solltest wissen was einem einsamen Wolf widerfährt."

In der Stimme von Mr. Douglas schwingt ein gefährlicher Unterton mit. Ein Knurren betont seine drohenden Worte und ängstlich drücke ich mich enger an Scott. Die grünen Augen des Lehrers schüchtern mich ein und ich kann nicht verhindern, wie ich mir anfange vorzustellen, was er mit seinen spitzen Reißzähnen alles zerfetzen kann. Für ihn wäre ich ein leichtes Ziel und Scott könnte es nie mit ihm und den vielen Ghostridern gleichzeitig  aufnehmen. Ich erwische mich selbst dabei, wie meine Gedanken für wenige Sekunden zu Theo schweifen. Dieses Mal ist er nicht in meiner Nähe um mich vor dem Lehrer zu verstecken und mir inzwischen zum vierten Mal selbstlos das Leben zu retten.

Scotts wütendes Brüllen lässt mich erschrocken aus meinen panischen Gedanken schrecken. Ich zucke überrascht zusammen und kralle mich noch fester in sein Oberteil. Dabei spüre ich die Spannung seiner Muskeln und das leichte Zittern seines Körpers. Ich sehe nur seinen Rücken, bilde mir jedoch ein das rote Leuchten seiner Pupillen vor meinem Inneren Auge sehen zu können. Mein Herz schlägt so heftig gegen meinen Brustkorb, dass sich darauf inzwischen ein unangenehmer Druck ausgebreitet hat und mir das Atmen anfängt schwer zu fallen. Ich schlucke und versuche tief durchzuatmen.

„Er ist nicht allein!"
Die tiefe Stimme hallt plötzlich rufend durch den Wald und wo Scott gerade noch bereit schien sich auf Mr. Douglas zu stürzen, sinken in diesem Moment seine Schultern leicht herab. Seine Muskeln verlieren an Anspannung und obwohl der Junge seine Kampfbereitschaft beibehält, scheint ihm das plötzliche Auftauchen der männlichen Stimme vorerst von seinem Plan gegen Douglas und die Ghostrider zu kämpfen abzubringen. Auch in mir löst die Stimme ein Gefühl der Wärme und Sicherheit aus und ein leichtes Kribbeln der ungläubigen Freude macht sich in meinem Körper breit. Meine Finger lösen sich langsam von Scotts Shirt und das heftige Pulsieren in meiner Brust wird stärker. Im ersten Moment glaube ich mich verhört zu haben, doch als Scott sich überrascht zu dem Sprecher umdreht und ich seiner Bewegung folge, bemerke ich, dass ich die Stimme tatsächlich wiedererkannt habe.

Theo.
Er lebt.

Er tritt in diesem Moment mit selbstbewussten Schritten hinter einem dicken Baumstamm hervor. Seine Haare sind nach hinten gestrichen und kleben dort voller Schweiß und Blut zusammen. Sein dunkelblaues Oberteil scheint an mehreren Stellen gerissen und selbst in der dämmrigen Dunkelheit der Nacht sind die Blut- und Dreckflecken unverkennbar deutlich auf dem dunklen Stoff zu sehen. Seine Arme hängen locker an seiner Seite herab und mir fällt ein Stein von Herzen, als ich sehe, dass der Junge noch lebt und zudem weitgehend unverletzt scheint. Ich habe keine Ahnung wie er den Angriff der Ghostrider im Krankenhaus überhaupt überstanden haben kann. Doch in dieser Sekunde bin ich erleichtert den Teenager lebend vor mir stehen zu sehen.

„Er hat ein Rudel," seine Stimme hallt selbstbewusst durch den Wald und ich spüre, wie mir seine kraftvolle Stimme Mut einhaucht. Obwohl er Mr. Douglas und über zwanzig Ghostridern gegenüber steht, scheint er keinen Zweifel zu haben, dass er und Scott den Kampf nicht doch noch gewinnen können. Dabei bin ich jedoch überrascht, dass er erneut den Freunden zu Hilfe kommt, anstatt sich endlich selbst in Sicherheit zu bringen. Wir alle dachten er wäre ausgelöscht. Es wäre seine Chance gewesen um zu fliehen.

Scott neben mir knurrt leise auf und leicht überrascht lasse ich meinen Blick zu ihm schweifen. Er hat sich zu mir gedreht und seine Augen beobachtend auf Theo gelegt. Ich kann an seinem Gesicht die Unsicherheit ablesen, die er angesichts seines plötzlichen Auftauchens zu verspüren scheint. Ich versuche mich daran zu erinnern, was Theo getan hat um Scotts Misstrauen zu gewinnen und sofort schweifen meine Gedanken zurück zu seiner Schwester. Ich erzitterte. Schlucke schwer und versuche die Geschichte von ihm und Tara aus meinem Gedächtnis zu drängen. Dabei verliere ich mich kurzzeitig in Scotts rotglühenden Augen, die in der Dunkelheit der Nacht gefährlich glänzen.

„Und Theo gehört nicht zu diesem Rudel." 
Malia taucht plötzlich neben dem Jungen auf und kommt neben ihm selbstbewusst zum Stehen. Im Gegensatz zu ihm sind ihre Klamotten noch immer weitgehend sauber und ihr Körper scheint weder verletzt noch schmutzig. Trotzdem strahlt sie die selbe unerschütterliche Überzeugung  aus wie Theo selbst. Ich kann nicht anders als die beiden Teenager für ihren selbstlosen Mut zu bewundern. Dabei bemerke ich gar nicht, dass Malia eigentlich von Lydia und Liam begleitet sein sollte. „Aber ich schon," Malia wirft erst Theo einen kurzen Blick zu, bevor sie Scott kurz zunickt und er ihr Nicken mit einem flüchtigen Lächeln kommentiert.

In der selben Sekunden tritt eine weitere Person hinter dem Baum hervor und überrascht erkenne ich in der groß gewachsenen Silhouette Peter Hale. Dabei hatte ich nach unserer letzten Begegnung erwartet, dass er seinem eigenen Rat folgt und so schnell wie möglich aus Beacon Hills verschwindet. Doch auch er scheint sich entgegen meinen Erwartungen für Scotts Rudel und für den Kampf gegen die Ghostrider entschieden zu haben.

„Ich gehöre zwar nicht zum Rudel," er schenkt Mr. Douglas ein gefährliches Lächeln, „aber niemand mag einen Nazi." Mit diesen Worten entballt er seine Fäuste und entblößt lange, spitze Wolfskrallen. Theo und Malia folgen seinem Beispiel und auch Scott verwandelt sich. Seine Zähne werden länger und aus seinen kurzen Fingernägel werden lange Krallen. Ich starre ihn überrascht an, bevor meine Augen zurück zu Theo schweifen. Seine sonst grün-blauen Augen haben sich in ein grelles Orange verwandelt und auch bei ihm zeigen sich lange, spitze Eckzähne. Ich schlucke schwer stelle im selben Moment jedoch fest, dass ich keine Angst vor ihm habe. Für wenige Sekunden treffen sich unsere Augen und ich kann sehen, wie mir der Junge leicht zunickt. Als würde er mir sagen wollen, dass wir gewinnen können und das alles wieder gut wird.

Ich erwidere leicht zögerlich sein Nicken.
Dann stürzt er mit Malia und Peter in den Kampf und ich werde von Scott so weit wie möglich aus der Kampfzone gestoßen.

Psychotic  [Teen Wolf FF ~ Theo Raeken]حيث تعيش القصص. اكتشف الآن