Riders

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Meine Atmung ist nur noch ein erschöpftes Keuchen, während sich mein Kopf panisch von einer Seite zur anderen dreht. Dabei werden meine Haare wild um meinen Kopf geworfen, während einzelne Strähnen in meinem schweißnassen Gesicht kleben bleiben.

Dann ertönt es.
Das schrille Wiehern und das laute Aufdonnern der metallischen Hufe auf den harten Asphalt.
Sie sind da.

Zitternd atme ich aus, während ich ohne anzuhalten weiter stürme. Meine Schritte hallten gespenstisch laut an den Wänden der Gasse wieder und mein Blut rauscht ohrenbetäubend laut durch meinen Körper. Mein Blick wandert panisch über meine Umgebung, auf der Suche nach einem Ausweg. Jedoch bleiben meine Augen nirgends länger als eine Sekunde hängen. Somit ist alles was ich sehe verwackelt und verschwommen. Doch mir bleibt keine Zeit.
Zurückzublicken wage ich nicht.

Ich kenne mich nicht in dieser Gegend aus und trotzdem biege ich jetzt selbstbewusst in eine schmale Gasse ein. Ich habe die Hoffnung dass sie mir nicht folgen können. Doch ich weiß, wie naiv ich bin. Sie werden mich kriegen. Wenn nicht jetzt, dann zu einem anderen Zeitpunkt. An einem anderen Ort.
Ich stolpere über meine eigenen Füße als ich die große, unüberwindbare Mauer vor mir erblicke. Sie erstreckt sich in den bewölkten Himmel, in dem man bereits die näherkommende Dunkelheit erkennen kann. Nur noch wenige Stunden und die Nacht würde über Beacon Hills hinein brechen.

Ich sehe die Sackgasse und trotzdem laufe ich unbeirrt auf sie zu. Ich habe keine andere Wahl. Denn ich spüre die Hitze des Reiters und die kraftvollen Bewegungen seines Pferdes dicht hinter mir. Ich muss rennen, solange ich noch kann.
Meine zitternde Hand greift während dem Rennen in meine Jackentasche und umfasst dabei mein Handy. Ich möchte es hervor ziehen, stolpere dadurch aber über eine leere Bierflasche. Diese wird scheppernd durch die leere Gasse geschleudert und ich verliere das Gleichgewicht. Ich taumele nach vorne und kann mich gerade noch an der naheliegenden Hauswand abfangen. Durch den Schwung prallt meine freie Hand schmerzhaft fest auf den Beton und durch den Aufprall verliere ich fast mein Handy.

Jedoch rutscht es nur in die Tasche zurück und ich nehme meine letzte Kraft zusammen um mich von der Wand wegzustoßen und stolpernd weiter zu rennen. Ich spüre das berauschende Adrenalin in meinem Körper und riskiere zum ersten Mal einen flüchtigen Blick über die Schulter. Die Hauswände werfen lange Schatten auf die Gasse und im ersten Moment kann ich nichts erkennen. Mein rennendes Tempo lässt mein Blickfeld verwackeln und mir fällt es schwer in den Bruchstücken etwas zu erkennen. Dann stolpere ich auch noch über meine eigenen Füße und ruckartig richtet sich mein Blick nach vorne.
Ich habe fast schon die Sackgasse erreicht.

Panisch machen sich meine Finger wieder daran mein Handy aus der Tasche zu ziehen und dankbar klammere ich mich an das kleine Gerät. Mein Herz rast und schlitternd komme ich vor der hohen Steinmauer zum Stehen. Ich sehe auf den ersten Blick, dass die Fassade zu glatt ist, um an ihr Halt zu finden. Sie ist zu hoch um einfach drüber zu springen und auch in der Nähe finde ich keine Vorsprünge oder Erhöhungen, die mit beim Klettern helfen könnten. Somit bin ich in der Falle.

Meine Schultern beben, als ich mich schweratmend umdrehe.
Im trüben Licht der meterweit entfernten Straßenlaterne steht das majestätische schwarze Pferd, auf dem der großgewachsene Mann sitzt. Er hat seinen braunen Cowboyhut tief in die Stirn gezogen, sodass er einen dunklen Schatten auf sein Gesicht wirft. Trotzdem erkenne ich die schrecklich verzogenen Gesichtszüge und die schwarzen Augenhöhlen. Ein eiskalter Schauer läuft mir bei seinem Anblick über den Rücken und instinktiv möchte ich vor dem Mann zurückweichen. Jedoch stößt mein Rücken sofort gegen die harte Mauer und fest presse ich mich gegen den kalten Stein.

Ghostrider.
So hatten die Anderen sie genannt.
Ich schlucke schwer und beobachte den Cowboy mit einem rasenden Herzen. Er hat einen schwarzen Revolver in der Hand, mit dem er jetzt auf mich zielt. Ich weiß, dass die Rider's ihr Ziel nie verfehlen und dieses Wissen lässt mir einen kalten Schauer über den Rücken laufen. Ich spüre das rasende Klopfen meines Herzens und spüre das Pulsieren meines eigenes Blutes. Ich weiß, dass ich nicht länger weglaufen kann. Trotzdem fixiere ich den Mann mit einem trotzigen Blick, während sich meine Finger fester um mein Handy schließen.

Unauffällig tippe ich die einzige Nummer in das Display ein, die ich in diesem Moment auswendig kenne. Es ist die Nummer von der Person, die wissen muss, was mit mir passiert.
Passieren wird. Die einzige Person, die mir auch dann helfen kann, wenn es eigentlich schon zu spät ist.

Ich höre das leise Tuten aus meinem Handy, dass plötzlich durch die Gasse hallt. Meine Finger zittern und nervös starre ich dem Ghost Rider in die leeren Augen. Er erwidert den Blick ausdruckslos, während er sich kein Stück bewegt.
Worauf wartet er?
Ich spüre erneut eine Welle voller panischer Nervosität in meinem Körper, wage es jedoch nicht, den Mann und sein Pferd aus den Augen zu lassen. Ich habe Angst, dass eine Regung meinerseits Bewegung in ihn kommen lässt. Doch noch immer tutet mein Handy leise vor sich hin und nervös riskiere ich jetzt doch einen flüchtigen Blick auf den Display.

Was ist, wenn er den Anruf nicht entgegen nimmt?
Was ist, wenn er ihn einfach wegdrückt, weil er gerade Wichtigeres zu tun hat?
Was ist, wenn er mich vergisst?
Bereits vergessen hat?

Ängstlich richte ich meinen Blick wieder zurück auf den Ghost Rider. Er hat sich noch immer nicht bewegt und der plötzlich aufgekommene Wind zerrt an meinen Klamotten. Ich spüre die Kälte des näher kommenden Unterwetters und erzittere unter einer weiteren Windböe. Ich sehe wie der Wind auch an dem langen Mantel des Ghost Riders zerrt und dieser den Kopf langsam schrägt legt. Dann bewegt er plötzlich seine Hand und betätigt den Abzug seiner Waffe.

Ein ohrenbetäubender Knall ertönt.
Ich zucke zusammen. Starre die näherkommende Kugel paralysiert an. Mein Herz setzt einen Schlag aus, während mein Adrenalinspiegel seinen Höhepunkt erreicht.

Die dunkle Kugel trifft meinen zitternden Körper und für wenige Sekunden spüre ich einen atemberaubenden Schmerz in der Brust explodieren. Mein Handy rutscht mir aus der verkrampften Hand und fällt klappernd auf den Boden. Ich dagegen starre geschockt an mir herunter. Die Schmerzen haben aufgehört. Stattdessen spüre ich eine benommene Taubheit. Ich sehe auch kein Blut aus der Schusswunde strömen und für eine winzige Sekunde glaube ich, er habe sein Ziel verfehlt.
Doch dann bildet sich grüner Rauch an meinen Füßen und ich muss zusehen, wie sich auch meine Beine plötzlich in grünen Rauch verwandeln. Ich möchte Schreien, doch mein Mund gehorcht mir nicht länger. Das Gefühl der Taubheit hat meinen ganzen Körper erklommen und kontrolliert ihn jetzt mit einer eisernen Kälte.

Verzweifelt starre ich in den dunklen Himmel. Gewitterwolken haben sich über meinem Kopf gebildet und helle Blitze ziehen sich über den Himmel. Ich spüre die Kälte in meinem Körper und die aufsteigenden Tränen in meinen Augen.
Ich habe Angst.
Grünlicher Rauch steigt vor meinen Augen auf und breitet sich rasend schnell aus. Ich möchte ihn mit einer flüchtigen Handbewegung wegwischen, habe jedoch kein Gefühl mehr in meinen Glieder. Ich riskiere einen geschockten Blick an mir herab und sehe nichts aus dem dunkelgrünen Rauch. Bevor ich mehr realisieren kann, verschluckt die Rauchwolke auch den Rest von meinem Körper und plötzlich wird alles schwarz.

Das Letze was meine Ohren vor meinem endgültigen Verschwinden erreichen kann, ist die ruhige Stimme meines Freundes, die in diesem Moment verwirrt aus meinem Handy ertönt: „Scott McCall?!"

Psychotic  [Teen Wolf FF ~ Theo Raeken]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt