Your Man

728 44 0
                                    

„Und warum genau haben wir ihn hergeholt?" frage ich mit flüsternder Stimme in Richtung Stiles, der dicht neben mir steht. Ich kann ihm ansehen, dass er meine Frage gehört hat, mit der Antwort jedoch kurz zögert. Erst als der großgewachsene Deputy näher an den Käfig tritt, dreht er sich leicht zu mir und flüstert mir leise zu: „Er kann mit den Ghostrider kommunizieren". Ich möchte genauer nachfragen, doch bereits in diesem Moment hat Stiles seine Aufmerksamkeit zurück auf den braunhaarigen Mann gerichtet, der mit seinem grauen Shirt und der lockeren Jeanshose nicht wirklich an einen Polizisten erinnert. Nur seine aufrechte und selbstbewusste Haltung lässt erahnen, welchen Beruf er nachgeht. Nur wird diese Autorität von seinem unsicheren Blick zerstört, der sich bei dem furchteinflößenden Anblick des gefangenen Ghostriders auf sein Gesicht legt. Dieser starrt den jungen Deputy an, bevor er einen Schritt näher tritt und den Kopf leicht schräg legt. Es ist die erste richtige Reaktion, die er seit seiner Gefangenschaft zeigt.

„Das ist ein Fortschritt," wirft Theo in diesem Moment ein und klingt dabei sarkastisch. Donner ertönt über uns und erschrocken zucke ich zusammen. Ich kann Theos kurzen Seitenblick spüren, schaffe es jedoch nicht meinen Blick von dem Ghostrider zu nehmen. „Frage ihn, wie wir alle zurückbekommen," verlangt Liam in diesem Moment von dem Deputy und ohne zu Zögern wiederholt der junge Mann die Frage. Nur richtet er sie direkt an den Ghostrider, der tatsächlich darauf reagiert. Er hebt leicht den Kopf und ich glaube sehen zu können, wie sich sein Mund öffnet. Die vernarbte, dunkle Haut verspannt sich und ich nehme ein knisterndes Knirschen wahr. Es kommt von dem Ghostrider selbst und mit seinen Worten spricht Liam in dieser Sekunde genau die Frage aus, die mir bei den Geräuschen durch den Kopf geht.

„Was war das?"
„Hat er was gesagt?" stellt Scott zur selben Zeit eine Frage und mein Blick richtet sich verwundert auf meinen dunkelhaarigen Freund. Mein Bick bleibt auf dem Ghosterrider hängen und seine vernarbte Haut erinnert mich unwillkürklich an die Verfärbung meines Unterarms. „Er sagt," der Deputy legt leicht verwundert den Kopf schräg, bevor er weiterspricht, „Höllenhund." Ich ziehe meine Augenbrauen zusammen und drehe meinen Kopf in Richtung des jungen Mannes. Ich erinnere mich wage daran, dass Lydia mir bereits vor Monaten von schwarzen Bestien erzählt hat, deren Augen voller Feuer glühen. Auch sie hatte damals den Begriff Höllenhund verwendet und allein diese Erinnerung lässt mich vor Schreck erzittern. „Was willst du von uns?" erneut erhebt der Deputy um den Ghostrider die Frage zu stellen, die uns allen wahrscheinlich im Kopf schwebt.

Wir sind die wilde Jagd. Wir jagen für immer. Die, die mit uns jagen, jagen für immer."

Ein Schütteln durchfährt meinen Körper als sich das unverständliche Knistern des Ghostrider zu einer klaren Stimme verwandeln. Zum ersten Mal kann ich die Worte des Ghostriders verstehen und panisch lasse ich meinen Blick von dem unheimlichen Cowboy zu meinen Freunden schweifen. Diese schauen nicht weniger überrascht und ich kann nicht verhindern, eine kleine Welle von Erleichterung zu spüren. Für wenige Sekunden hatte ich tatsächlich geglaubt die einzige zu sein, die seine Worte verstanden hat. „Was bedeutet das?" stellt Liam verwundert eine Frage und ich trete einen winzigen Schritt zurück, um mehr Abstand zwischen mich und den Käfig zu bringen. Meine Hand legt sich dabei institkiv auf meinen Unterarm und selbst unter dem dicken Stoff meines Oberteils kann ich die vernarbte Haut spüren. „Sag uns, was ihr wollt," fordert der Deputy nun und baut sich kaum merklich vor dem Ghostrider auf. Doch dieser starrt den jungen Mann weiterhin regungslos an, bevor er erneut den Mund öffnet und seine monotonen Worte ein weiteres Mal wiederholt.

„Wir sind die wilde Jagd. Wir jagen für immer. Die, die mit uns jagen, jagen für immer."

„Das erklärt alles," murmelt Theo leise vor sich hin und obwohl er nicht direkt neben mir steht, kann ich trotz meines lauten Herzschlags seine Worte verstehen. Ich werfe ihm einen kurzen Blick zu, bin mir jedoch nicht sicher, ob er sich über den Ghostrider lustig macht oder ob in diesem Moment der Frust aus ihm spricht. Meine Finger verkrampfen sich und die vernarbte Haut reagiert mit einem dumpfen Pochen auf meinen festen Griff. „Wie bekommen wir alle zurück?" Dieses Mal meldet sich Scott zu Wort und langsam lasse ich meinen Blick von Theo zu ihm schweifen. Er sieht selbstbewusst aus und für wenige Sekunden kann ich nicht verhindern, in dem gutaussehend Teenager den kleinen Erstklässler zu sehen, denn ich anfangs durch Clay kennengelernt habe. Damals war er schüchtern, unbeholfen, hatte Asthma und nur drei beste Freunde. Mich, Clay und Stiles. Bei diesem Gedanken nimmt das Rauschen in meinen Ohren zu und ich kann die Hitze in meinen Wangen spüren. Mein Herz klopft rasend schnell gegen meinen Brustkorb und schweratmend versuche ich das Gleichgewicht zu halten. Die Hitze steigt mir in meinen Kopf und sekundenlang verschwimmt mein Blickfeld. Im selben Moment werde ich unsanft angerempelt und stolpere überrascht wenige Schritte zurück. Schlagartig vergesse ich die Hitze in meinem Körper und versuche blinzelnd die Situation vor mir zu verstehen.

Der Deputy steht in Flammen.
Scott und Liam setzten sich in dieser Sekunde lebensmüde in Bewegung und stellen sich zwischen den brennenden Mann und den eingesperrten Ghostrider. Ich sehe wie die roten Flammen hungrig an der Haut des jungen Polizisten lecken und er sich der Wärme ungeachtet langsam auf den Käfig zubewegt. Ich möchte Scott zurufen, da verdammt nochmal wegzugehen, bin jedoch wie erstarrt. Ich sehe den rötlichen Schimmer, der sich über die Augen des Deputy's gelegt hat und trotz meiner panischen Angst kann sich mein Gehirn in diesem Moment zusammenreimen, dass er auch ein übernatürliches Wesen sein muss. Ein Höllenhund. Wie von Lydia prophezeit. Die Lautstärke in dem kleinen Raum nimmt immer weiter zu und die Hitze verschlägt mir langsam die Sprache. Ich atme den stickigen Rauch ein und spüre das unangenehme Kratzen in meinem Hals. Theo drückt sich an mir vorbei und möchte den Deputy mit einer Handbewegung am Weiterlaufen hindern. Stattdessen verbrennt sich Theo an der rissigen Haut des Mannes und wird bereits Sekunden später von ihm durch den Raum geschleudert. Erschrocken weiche ich weiter zurück und klammere mich hilfesuchend an die Wand in meinem Rücken. Bis vor wenigen Minuten war der Polizist unser Freund. Jetzt steht er in Flammen und wirft meine Freunde quer durch den Raum. Irgendwo im Hintergrund kann ich Theo leise stöhnen hören und mit angsterfülltem Blick beobachte ich Liam und Scott dabei wie sie gemeinsam versuchen den jungen Mann aus der Hütte zu schieben. Dabei kann ich ihnen ansehen, dass sie dafür ihre letzten Kraftreserven bündeln müssen. Umso erleichterter bin ich, als sie es tatsächlich schaffen und die Hitze der Flammen mit dem Deputy das Haus verlassen. Erleichtert atme ich durch und nehme nur am Rand meiner Aufmerksamkeit wahr, wie Stiles seinen beiden Freunden stolpert nacheilt und auch in der Dunkelheit der Nacht verschwindet.

„Glück gehabt," murmelt in diesem Moment Theo und rappelt sich langsam vom Boden auf. Dabei erhasche ich einen kurzen Blick auf seine Hand, an der schwarzer Ruß klebt. Er hat die Finger leicht angewinkelt und ich kann ihm ansehen, dass er Schmerzen haben muss. Ich möchte nachfragen, doch bereits in diesem Moment greift der Junge nach dem halbvollen Glas mit Eberesche und streut mit schnellen Bewegungen einen Kreis um den Käfig. Ich bin fast überrascht, dass daraufhin nichts Magisches passiert. Die Asche sprüht keine Funken, keine Flammen steigen auf und auch sonst lässt nichts darauf schließen, dass durch die Eberesche eine Barriere entstanden ist. Noch nicht einmal eine kurze Lichtreflexion bildet sich vor uns ab, als Theo die letzten Zentimeter überbrückt und neben mir zum Stehen kommt. Vielleicht hat er etwas falsch gemacht.

„Versteckt dich."
Fast überhöre ich Theos leisen Befehl und verwundert lasse ich meinen Blick von der Asche zu seinem Gesicht schweifen. Er hat die Muskeln angespannt und seinen Kopf leicht schräg gelegt, als würde er einem weit entfernten Geräusch lauschen. Ich sehe, dass er den Kiefer fest zusammenpresst und das Glas in seinen Händen langsam den Halt verliert. „Versteck dich," Theo wiederholt seine Worte noch einmal in aller Deutlichkeit, während sich seine Finger fester um das Glas schließen, „Jetzt." Schlagartig setzt sich der Teenager in Bewegung. Er eilt an mir vorbei, greift nach meinem Handgelenk und zieht mich mit. Dabei rutscht der Ärmel meines Oberteils wenige Zentimeter nach oben und ich kann Theos Haut brenned heiß auf meiner spüren. Seine Finger haben sich fest um mein Gelenk gelegt und berühren die vernarbte Haut. Kurz landet mein Blick auf der dunklen Verfärbung, bevor Theo mehr Druck auf meinen Körper auswirkt und ich ihm überrascht nachstolpere. Dabei lasse ich es widerstandslos zu, dass er eine Schranktüre öffnet und mich in die dunkle, verstaubte Öffnung schiebt. Ich habe keine Ahnung was gerade passiert. Trotzdem verstehe ich Theos letzte Worte nur allzu deutlich und selbst nachdem er die Türe zurück ins Schloss gedrückt hat, ringen sie mir weiterhin warnend im Ohr nach.

„Kein Ton."

Psychotic  [Teen Wolf FF ~ Theo Raeken]Where stories live. Discover now