Killer

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„Hallo Charlotte."
Scott begrüßt mich mit einem schwachen Lächeln an der Türe und bittet mich mit einer kurzen Handbewegung zum Eintreten. Er sieht müde aus und die dunklen Schatten unter seinen Augen scheinen größer geworden zu sein. Ich würde gerne die aufgehende Sonne dafür verantwortlich machen, doch ich weiß, dass meine Augenringe genauso dunkel aussehen. Mit einer begrüßenden Handbewegung überschreite ich schweigend die Türschwelle und trete in das Einfamilienhaus, dass ich erst vor wenigen Stunden verlassen hatte. Im Inneren scheint noch alles gleich, nur haben sich die Menschen verändert, auf die ich treffe. Liam und Hayden sind nicht mehr da und auch Stiles kann ich nirgends entdecken. Dafür stehen Malia und Lydia im Wohnzimmer und beobachten Theo, der mit dem Rücken zu uns am breiten Wohnzimmerfenster steht.

Gestern Nacht hatten mich die Teenager mit den Worten „Heute wird nichts mehr passieren. Ruhe dich etwas aus und morgen überlegen wir weiter" Nachhause geschickt und obwohl ich im verlassenen Haus meiner Familie kaum Schlaf gefunden hatte und fühle ich mich jetzt fitter als wenige Stunden zuvor. Auch wenn die Augenringe unter meinen Augen und das taube Kribbeln in meinen Fingern etwas anderes beweist. Mein Blick schweift analysierend über die Jugendlichen, die sich gegenseitig anschweigen. Obwohl mir Scott wenige Stunden glaubhaft versichert hatte, dass sie nichts mehr versuchen würden, lässt mich die bedrückte Stimmung im Zimmer etwas anderes vermuten. Mir scheint es fast so, als hätten die Jugendlichen in meiner Abwesenheit etwas Neues herausgefunden und ich muss mich konzentrieren, um nicht sofort meinem Verdacht zu äußern.

„Hey," begrüße ich die anwesenden Jugendlichen, woraufhin mich Lydia freundlich begrüßt und Malia mir kurz zu nickt. Theo dreht sich bei dem Klang meiner Stimme um, zeigt ansonsten jedoch keine Reaktion. Er schenkt mir weder ein Lächeln, noch hebt er die Hand um eine Begrüßung wenigstens anzudeuten. „Wo sind die anderen?" Mit einem unschuldigen Lächeln mustere ich die Jugendlichen und warte gespannt auf eine Antwort. Ich hoffe, dass mir die Frage genau das beantwortet, was ich in diesem Moment vermute. „Hayden, Liam und Stiles treffen sich in diesem Moment mit Mr. Douglas," Scott tritt zu mir und bleibt neben mir stehen, „Sie versuchen einen anderne Weg zu finden, um einen der Ghostrider zu fangen." Schlagartig richtet sich meine Augen auf Theo, der meinen Blick jedoch weiterhin gekonnt ignoriert. „Und was ist mit Theo? Ich dachte ihr wollt.," ich versuche die richtigen Worte zu finden, „ihr könnt ihn als Blitzableiter benutzen?"

„Er ist nicht so hilfreich wie anfangs gedacht," wendet Malia jetzt mit einem zynischen Lächeln ein, woraufhin ihr sowohl Lydia als auch Scott strafende Blicke zuwerfen. Nur Theo wirkt angesichts ihrer stichelnden Aussage unbeeindruckt. Er schenkt ihr ein oberflächliches Lächeln und fährt sich mit einer lockeren Bewegung durch die Haare. „Wir wollen gleich zu Liam und den Anderen fahren. Deshalb sollte Theo dich anrufen," Scott ändert geschickt das Thema und aufmerksam drehe ich mich wieder meinem Freund zu, „Du solltest dabei sein, wenn wir einen Ghostrider fangen."

„Wieso?"
Meine Stimme klingt ertappt und nervöser, als beabsichtig. Mein Herz macht einen nervösen Zwischensprung und ich kann nahezu spüren, wie das Blut aus meinem Gesicht weicht und ich um die Nase herum blass werde. Was, wenn Scott in der Zwischenzeit von meinen Lügen weiß? Was, wenn er weiß, dass ich die Ghostrider sehen kann und mich als Köder verwenden möchte? Als ersetzbaren Lockvogel. Ich möchte mir nervös durch die Haare fahren, bemerke dabei jedoch, wie sich das Kribbeln in meinen Fingern ausgebreitet hat und sich nun ein beängstigendes Gefühl der Taubheit in meiner Hand breit macht. Ich balle meine Finger zu einer Faust und presse meine Nägel so fest es geht in meine Handfläche. Alles was ich dabei spüre ist das unruhige Kribbeln unter meiner Haut, dass mich an die Bewegungen vieler kleiner Ameisen erinnert.

„Du bist eine Banshee," Scott zuckt locker mit den Schultern und reist mich aus meinen beängstigenden Gedanken, „Außerdem steckst du sowie so schon zu tief in der Sache drin, als das wir sie vor dir geheim halten könnten." Ich nicke langsam. Ich verstehe seine Worte, kann jedoch nicht wirklich erleichtert darauf reagieren. Irgendein Gedanke hält mich zurück und nervös kaue ich auf meiner Unterlippe. Das Kribbeln in meinen Fingern scheint nachzulassen und doch bleibt das Gefühl der Taubheit auf mir hängen. Bevor einer der Jugendlichen meine Unsicherheit bemerken oder etwas Neues einwenden kann, ertönt ein lauter Klingelton und Scott greift sofort nach seinem Handy. Er wirft einen flüchtigen Blick auf dem Display, hat den Anruf jedoch schneller angenommen, als er den Namen hätte lesen können. Er scheint jedoch genau zu wissen, wer in diesem Moment anruft.

Psychotic  [Teen Wolf FF ~ Theo Raeken]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt